Geschmacke des Jahrs richtet; Wer keine Annec¬ dötgen einmischt; Wer nicht dafür sorgt, daß sein Werckgen hübsch fein gedruckt und mit Bild¬ lein ausgeziert sey; Wer herrschende Vorurtheile, Mode-Systeme, glänzende Thorheiten, politi¬ schen, kirchlichen, gelehrten und moralischen Des¬ potismus angreift, oder lächerlich macht; Wer sich einen Verleger wählt, auf den die andern Buchhändler neidisch, dem sie feind sind; Wer sich nicht demüthig unter den Schutz irgend ei¬ nes gelehrten Posaunen-Blasers begiebt; Wer nicht die Schreyer im Publico und Die, welche in der feinen Welt den Ton angeben, zu gewin¬ nen sucht; Wer zu bescheiden auftritt; Wer sein Buch einem Manne widmet, oder in dem¬ selben einem Manne Gerechtigkeit wiederfahren lässt, desse.. Verdienste beneidet, verfolgt werden -- der wird, wenigstens in dieser Generation, sein Glück als Autor nicht machen, und auch sein nützlichstes Werk bald als Maculatur behan¬ delt sehn. Ich rathe daher, die unschuldigsten unter diesen kleinen Autorkünsten nicht gänzlich zu vernachlässigen.
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Geſchmacke des Jahrs richtet; Wer keine Annec¬ doͤtgen einmiſcht; Wer nicht dafuͤr ſorgt, daß ſein Werckgen huͤbſch fein gedruckt und mit Bild¬ lein ausgeziert ſey; Wer herrſchende Vorurtheile, Mode-Syſteme, glaͤnzende Thorheiten, politi¬ ſchen, kirchlichen, gelehrten und moraliſchen Des¬ potismus angreift, oder laͤcherlich macht; Wer ſich einen Verleger waͤhlt, auf den die andern Buchhaͤndler neidiſch, dem ſie feind ſind; Wer ſich nicht demuͤthig unter den Schutz irgend ei¬ nes gelehrten Poſaunen-Blaſers begiebt; Wer nicht die Schreyer im Publico und Die, welche in der feinen Welt den Ton angeben, zu gewin¬ nen ſucht; Wer zu beſcheiden auftritt; Wer ſein Buch einem Manne widmet, oder in dem¬ ſelben einem Manne Gerechtigkeit wiederfahren laͤſſt, deſſe.. Verdienſte beneidet, verfolgt werden — der wird, wenigſtens in dieſer Generation, ſein Gluͤck als Autor nicht machen, und auch ſein nuͤtzlichſtes Werk bald als Maculatur behan¬ delt ſehn. Ich rathe daher, die unſchuldigſten unter dieſen kleinen Autorkuͤnſten nicht gaͤnzlich zu vernachlaͤſſigen.
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Geſchmacke des Jahrs richtet; Wer keine Annec¬
doͤtgen einmiſcht; Wer nicht dafuͤr ſorgt, daß
ſein Werckgen huͤbſch fein gedruckt und mit Bild¬
lein ausgeziert ſey; Wer herrſchende Vorurtheile,
Mode-Syſteme, glaͤnzende Thorheiten, politi¬
ſchen, kirchlichen, gelehrten und moraliſchen Des¬
potismus angreift, oder laͤcherlich macht; Wer
ſich einen Verleger waͤhlt, auf den die andern
Buchhaͤndler neidiſch, dem ſie feind ſind; Wer
ſich nicht demuͤthig unter den Schutz irgend ei¬
nes gelehrten Poſaunen-Blaſers begiebt; Wer
nicht die Schreyer im Publico und Die, welche
in der feinen Welt den Ton angeben, zu gewin¬
nen ſucht; Wer zu beſcheiden auftritt; Wer
ſein Buch einem Manne widmet, oder in dem¬
ſelben einem Manne Gerechtigkeit wiederfahren
laͤſſt, deſſe.. Verdienſte beneidet, verfolgt werden
— der wird, wenigſtens in dieſer Generation,
ſein Gluͤck als Autor nicht machen, und auch
ſein nuͤtzlichſtes Werk bald als Maculatur behan¬
delt ſehn. Ich rathe daher, die unſchuldigſten
unter dieſen kleinen Autorkuͤnſten nicht gaͤnzlich
zu vernachlaͤſſigen.
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/334>, abgerufen am 21.11.2024.
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