ken kann, wenn auch die Folgen nicht sichtbar werden.
10.
Ueberhaupt kann man kaum vorsichtig genug in seinen Reden mit ihnen seyn. Man enthalte sich daher in ihrer Gegenwart aller nachtheiligen Urtheile über andre Leute, aller Medisance! Sie pflegen dergleichen ganz gern zu hören, aber die Folgen sind oft sehr unglücklich. Zuerst setzt man dadurch sich und Andre in ihren Augen herab, denn sie lachen zwar mit, hassen aber doch den Lästerer und Ausspäher fremder Fehler, bey dem heimlichen Bewusstseyn ihrer eigenen vielfachen Gebrechen, (so gern sie dies auch unterdrücken) und da sie schon alle übrigen Menschen verach¬ ten; so wächst diese Verachtung durch Aufde¬ ckung fremder Schwachheiten. Sodann mis¬ brauchen sie wohl gelegentlich unsern Namen, compromittiren uns, indem sie unsern Einfall nacherzählen, hetzen uns mit Andern zusammen. Endlich weiß man nicht, ob nicht zuweilen das zeitliche Glück solcher Menschen, von denen man nachtheilige Begriffe erweckt, in ihren Händen ist, und da erstaunt man, wenn man
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ken kann, wenn auch die Folgen nicht ſichtbar werden.
10.
Ueberhaupt kann man kaum vorſichtig genug in ſeinen Reden mit ihnen ſeyn. Man enthalte ſich daher in ihrer Gegenwart aller nachtheiligen Urtheile uͤber andre Leute, aller Mediſance! Sie pflegen dergleichen ganz gern zu hoͤren, aber die Folgen ſind oft ſehr ungluͤcklich. Zuerſt ſetzt man dadurch ſich und Andre in ihren Augen herab, denn ſie lachen zwar mit, haſſen aber doch den Laͤſterer und Ausſpaͤher fremder Fehler, bey dem heimlichen Bewuſſtſeyn ihrer eigenen vielfachen Gebrechen, (ſo gern ſie dies auch unterdruͤcken) und da ſie ſchon alle uͤbrigen Menſchen verach¬ ten; ſo waͤchſt dieſe Verachtung durch Aufde¬ ckung fremder Schwachheiten. Sodann mis¬ brauchen ſie wohl gelegentlich unſern Namen, compromittiren uns, indem ſie unſern Einfall nacherzaͤhlen, hetzen uns mit Andern zuſammen. Endlich weiß man nicht, ob nicht zuweilen das zeitliche Gluͤck ſolcher Menſchen, von denen man nachtheilige Begriffe erweckt, in ihren Haͤnden iſt, und da erſtaunt man, wenn man
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ken kann, wenn auch die Folgen nicht ſichtbar
werden.
10.
Ueberhaupt kann man kaum vorſichtig genug
in ſeinen Reden mit ihnen ſeyn. Man enthalte
ſich daher in ihrer Gegenwart aller nachtheiligen
Urtheile uͤber andre Leute, aller Mediſance! Sie
pflegen dergleichen ganz gern zu hoͤren, aber die
Folgen ſind oft ſehr ungluͤcklich. Zuerſt ſetzt
man dadurch ſich und Andre in ihren Augen herab,
denn ſie lachen zwar mit, haſſen aber doch den
Laͤſterer und Ausſpaͤher fremder Fehler, bey dem
heimlichen Bewuſſtſeyn ihrer eigenen vielfachen
Gebrechen, (ſo gern ſie dies auch unterdruͤcken)
und da ſie ſchon alle uͤbrigen Menſchen verach¬
ten; ſo waͤchſt dieſe Verachtung durch Aufde¬
ckung fremder Schwachheiten. Sodann mis¬
brauchen ſie wohl gelegentlich unſern Namen,
compromittiren uns, indem ſie unſern Einfall
nacherzaͤhlen, hetzen uns mit Andern zuſammen.
Endlich weiß man nicht, ob nicht zuweilen das
zeitliche Gluͤck ſolcher Menſchen, von denen
man nachtheilige Begriffe erweckt, in ihren
Haͤnden iſt, und da erſtaunt man, wenn man
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/38>, abgerufen am 23.11.2024.
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