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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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erfährt, wie oft ein einziges, ohne böse Absicht
hingeworfenes Wort feste Wurzel fasst, und nach
langer Zeit noch die schädlichsten, unglücklichsten
Folgen haben kann. Das Gute gleitet auf ih¬
ren untheilnehmenden Herzen ab, das Böse hin¬
gegen setzt sich fest, und wird so leicht nicht aus¬
gelöscht. Ich könnte davon die sonderbarsten
Beyspiele anführen, wenn ich nicht fürchtete,
dadurch die Geduld der Leser zu ermüden. Am
aller vorsichtigsten aber soll man in seinen Ge¬
sprächen über andre Personen von höherem
Stande seyn. Obgleich die Erden-Götter sich
unter einander selten lieben, sondern mehren¬
theils durch allerley Leidenschaften getrennt sind;
so hören sie doch nicht gern, daß man die privi¬
legierten Lieblinge des Himmels in ihrer Gegen¬
wart ohne Ehrerbiethung nennt. Uebrigens
wollen die Vornehmen und Reichen angenehm
unterhalten und in fröhliche Laune gesetzt seyn.
Thue dies auf unschuldige Weise, wenn Dir an
ihrer Gunst gelegen ist! Aber erniedrige Dich
nicht zu ihrem besoldeten Spaßmacher, der
Schwänke liefern muß, so oft sie winken, und
von dem sie kein vernünftiges Wort hören mögen!

11.
(Zweiter Th.) B

erfaͤhrt, wie oft ein einziges, ohne boͤſe Abſicht
hingeworfenes Wort feſte Wurzel faſſt, und nach
langer Zeit noch die ſchaͤdlichſten, ungluͤcklichſten
Folgen haben kann. Das Gute gleitet auf ih¬
ren untheilnehmenden Herzen ab, das Boͤſe hin¬
gegen ſetzt ſich feſt, und wird ſo leicht nicht aus¬
geloͤſcht. Ich koͤnnte davon die ſonderbarſten
Beyſpiele anfuͤhren, wenn ich nicht fuͤrchtete,
dadurch die Geduld der Leſer zu ermuͤden. Am
aller vorſichtigſten aber ſoll man in ſeinen Ge¬
ſpraͤchen uͤber andre Perſonen von hoͤherem
Stande ſeyn. Obgleich die Erden-Goͤtter ſich
unter einander ſelten lieben, ſondern mehren¬
theils durch allerley Leidenſchaften getrennt ſind;
ſo hoͤren ſie doch nicht gern, daß man die privi¬
legierten Lieblinge des Himmels in ihrer Gegen¬
wart ohne Ehrerbiethung nennt. Uebrigens
wollen die Vornehmen und Reichen angenehm
unterhalten und in froͤhliche Laune geſetzt ſeyn.
Thue dies auf unſchuldige Weiſe, wenn Dir an
ihrer Gunſt gelegen iſt! Aber erniedrige Dich
nicht zu ihrem beſoldeten Spaßmacher, der
Schwaͤnke liefern muß, ſo oft ſie winken, und
von dem ſie kein vernuͤnftiges Wort hoͤren moͤgen!

11.
(Zweiter Th.) B
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[17/0039] erfaͤhrt, wie oft ein einziges, ohne boͤſe Abſicht hingeworfenes Wort feſte Wurzel faſſt, und nach langer Zeit noch die ſchaͤdlichſten, ungluͤcklichſten Folgen haben kann. Das Gute gleitet auf ih¬ ren untheilnehmenden Herzen ab, das Boͤſe hin¬ gegen ſetzt ſich feſt, und wird ſo leicht nicht aus¬ geloͤſcht. Ich koͤnnte davon die ſonderbarſten Beyſpiele anfuͤhren, wenn ich nicht fuͤrchtete, dadurch die Geduld der Leſer zu ermuͤden. Am aller vorſichtigſten aber ſoll man in ſeinen Ge¬ ſpraͤchen uͤber andre Perſonen von hoͤherem Stande ſeyn. Obgleich die Erden-Goͤtter ſich unter einander ſelten lieben, ſondern mehren¬ theils durch allerley Leidenſchaften getrennt ſind; ſo hoͤren ſie doch nicht gern, daß man die privi¬ legierten Lieblinge des Himmels in ihrer Gegen¬ wart ohne Ehrerbiethung nennt. Uebrigens wollen die Vornehmen und Reichen angenehm unterhalten und in froͤhliche Laune geſetzt ſeyn. Thue dies auf unſchuldige Weiſe, wenn Dir an ihrer Gunſt gelegen iſt! Aber erniedrige Dich nicht zu ihrem beſoldeten Spaßmacher, der Schwaͤnke liefern muß, ſo oft ſie winken, und von dem ſie kein vernuͤnftiges Wort hoͤren moͤgen! 11. (Zweiter Th.) B

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/39>, abgerufen am 09.11.2024.