Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.das Licht des Tages sieht -- weinend an der wel- Blikt hernieder von eurer Höhe, auf jene *) Pommerns und Meklenburgs Bewoner seufzen
noch unter dem harten Joch der Knechtschaft -- wer wird ihre Ketten lösen, und die Menschheit in ihre verlornen Rechte wieder einsezzen? das Licht des Tages ſieht — weinend an der wel- Blikt hernieder von eurer Hoͤhe, auf jene *) Pommerns und Meklenburgs Bewoner ſeufzen
noch unter dem harten Joch der Knechtſchaft — wer wird ihre Ketten loͤſen, und die Menſchheit in ihre verlornen Rechte wieder einſezzen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0167" n="159"/> das Licht des Tages ſieht — weinend an der wel-<lb/> ken Bruſt ſeiner Mutter haͤngt, weinend als<lb/> Knabe, nakt und zerlumpt, jeden Anfall der Luft<lb/> ausgeſezt, Froſt und Hizze duldend, nach Brod<lb/> ſchreit, und oft von der Hizze ausgedoͤrrt, von<lb/> Kaͤlte erſtarrt, und von harter Arbeit erſchlafft,<lb/> ſein freudenleeres elendes Leben endet. <hi rendition="#fr">Traurige<lb/> Gruppe der bedruͤkten Menſchheit!</hi> Nicht<lb/> blos in <hi rendition="#fr">Gallien</hi> uud <hi rendition="#fr">Sarmatien</hi> wirſt du ſie<lb/> flnden, nein, auch auf deutſchem Boden wont<lb/> Elend in laͤndlichen Huͤtten, klirren Ketten der<lb/> Leibeigenſchaft <note place="foot" n="*)">Pommerns und Meklenburgs Bewoner ſeufzen<lb/> noch unter dem harten Joch der Knechtſchaft —<lb/> wer wird ihre Ketten loͤſen, und die Menſchheit<lb/> in ihre verlornen Rechte wieder einſezzen?</note>.</p><lb/> <p>Blikt hernieder von eurer Hoͤhe, auf jene<lb/> Thaͤler des Elends, da ſeht ihr Alt und Jung<lb/> unter der Laſt der Arbeit ſtoͤhnen; ein Kerl, in<lb/> deſſen Seele kein Mitleid wont, ſteht mit der<lb/> Peitſche gezukt, und ſchlaͤgt wuͤtend auf die Muͤ-<lb/> den und Matten. Bald ſticht der Sonne Glut<lb/> auf ihre Scheitel, und troknet die Lebensſaͤfte<lb/> aus, bald durchnaͤßt der Regen ihr Gewand, und<lb/> der eiſigte Nord pfeift in ihre Haare, und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [159/0167]
das Licht des Tages ſieht — weinend an der wel-
ken Bruſt ſeiner Mutter haͤngt, weinend als
Knabe, nakt und zerlumpt, jeden Anfall der Luft
ausgeſezt, Froſt und Hizze duldend, nach Brod
ſchreit, und oft von der Hizze ausgedoͤrrt, von
Kaͤlte erſtarrt, und von harter Arbeit erſchlafft,
ſein freudenleeres elendes Leben endet. Traurige
Gruppe der bedruͤkten Menſchheit! Nicht
blos in Gallien uud Sarmatien wirſt du ſie
flnden, nein, auch auf deutſchem Boden wont
Elend in laͤndlichen Huͤtten, klirren Ketten der
Leibeigenſchaft *).
Blikt hernieder von eurer Hoͤhe, auf jene
Thaͤler des Elends, da ſeht ihr Alt und Jung
unter der Laſt der Arbeit ſtoͤhnen; ein Kerl, in
deſſen Seele kein Mitleid wont, ſteht mit der
Peitſche gezukt, und ſchlaͤgt wuͤtend auf die Muͤ-
den und Matten. Bald ſticht der Sonne Glut
auf ihre Scheitel, und troknet die Lebensſaͤfte
aus, bald durchnaͤßt der Regen ihr Gewand, und
der eiſigte Nord pfeift in ihre Haare, und
*) Pommerns und Meklenburgs Bewoner ſeufzen
noch unter dem harten Joch der Knechtſchaft —
wer wird ihre Ketten loͤſen, und die Menſchheit
in ihre verlornen Rechte wieder einſezzen?
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