Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.Flammenspruch ins Herz schreiben: Liebe dei- O Weltweisheit! berufen von der Weis- Flammenſpruch ins Herz ſchreiben: Liebe dei- O Weltweisheit! berufen von der Weis- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0166" n="158"/> Flammenſpruch ins Herz ſchreiben: <hi rendition="#fr">Liebe dei-<lb/> nen Nebenmenſchen als dich ſelbſt.</hi> Denn<lb/> es ſind alles deine Bruͤder, wenn ſie gleich in<lb/> Strohhuͤtten wohnen, unter der Laſt der Arbeit<lb/> keuchen, und im leinenen zerriſſenen Gewande<lb/> dein Mitleid erflehen. —</p><lb/> <p>O <hi rendition="#fr">Weltweisheit!</hi> berufen von der Weis-<lb/> heit des Ewigen zum Gluͤk der Welt und ihrer<lb/> Bewoner; die du die Herzen der Koͤnige er-<lb/> waͤrmſt, und Menſchen zu Menſchen bildeſt,<lb/> die du einſt <hi rendition="#fr">Rom</hi> zur Beherrſcherinn der Welt,<lb/> und <hi rendition="#fr">Athen</hi> zum Siz der Gelehrſamkeit machteſt:<lb/> die du ein <hi rendition="#fr">finſteres Reich</hi> aus dem Chaos ent-<lb/> winkteſt, nnd deſſen wilde Bewoner zu Men-<lb/> ſchen, und ihre Beſizzungen zu Paradieſen um-<lb/> ſchufſt. O, ſenke einen Stral des Lichts herab<lb/> auf <hi rendition="#fr">jene Fluren meines Vaterlandes,</hi> wo Be-<lb/> druͤkkung und Elend ſchleicht, wo der <hi rendition="#fr">Greis</hi> die<lb/> Haͤnde ringt, und die <hi rendition="#fr">Matrone</hi> ſchluchzt, wo<lb/> der <hi rendition="#fr">Mann</hi> unter der Laſt des Kummers keucht,<lb/> und das <hi rendition="#fr">Weib</hi> heiſſe Zaͤhren weint, wo der<lb/><hi rendition="#fr">Juͤngling</hi> fruͤhe ſeinen Nakken unter das eiſerne<lb/> Joch der Knechtſchaft ſchmieget, und das <hi rendition="#fr">Maͤd-<lb/> gen</hi> den Luͤſten ihres Despoten froͤhnen muß,<lb/> wo der <hi rendition="#fr">Saͤugling</hi> ſchon Sklave iſt, wenn er<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [158/0166]
Flammenſpruch ins Herz ſchreiben: Liebe dei-
nen Nebenmenſchen als dich ſelbſt. Denn
es ſind alles deine Bruͤder, wenn ſie gleich in
Strohhuͤtten wohnen, unter der Laſt der Arbeit
keuchen, und im leinenen zerriſſenen Gewande
dein Mitleid erflehen. —
O Weltweisheit! berufen von der Weis-
heit des Ewigen zum Gluͤk der Welt und ihrer
Bewoner; die du die Herzen der Koͤnige er-
waͤrmſt, und Menſchen zu Menſchen bildeſt,
die du einſt Rom zur Beherrſcherinn der Welt,
und Athen zum Siz der Gelehrſamkeit machteſt:
die du ein finſteres Reich aus dem Chaos ent-
winkteſt, nnd deſſen wilde Bewoner zu Men-
ſchen, und ihre Beſizzungen zu Paradieſen um-
ſchufſt. O, ſenke einen Stral des Lichts herab
auf jene Fluren meines Vaterlandes, wo Be-
druͤkkung und Elend ſchleicht, wo der Greis die
Haͤnde ringt, und die Matrone ſchluchzt, wo
der Mann unter der Laſt des Kummers keucht,
und das Weib heiſſe Zaͤhren weint, wo der
Juͤngling fruͤhe ſeinen Nakken unter das eiſerne
Joch der Knechtſchaft ſchmieget, und das Maͤd-
gen den Luͤſten ihres Despoten froͤhnen muß,
wo der Saͤugling ſchon Sklave iſt, wenn er
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