mit wir früh weise werden, und nur den frohen Gedanken entfalten, daß noch jenseits diesen Gründen eine Stäte sei, wo die Tugend be- lohnt, und das Laster bestraft werde, wo die, welche hier mit Tränen gesäet, dort mit Wucher ärnten werden.
Du aber ewiges Wesen! würdig, daß alle Welt dich ehre, du schufst den Menschen zur Glükseligkeit; er entsprang aus der schöpferi- schen Meisterhand vollkommen und gut. Sei glüklich! war dein göttlicher Ausspruch, und so seztest du ihn in eine Welt, wo alles zur Glükseligkeit einladet; was kannst du dafür? wenn sie es nicht sind; wenn sie sich untereinan- der ihre Tage verbittern, und zu Tagen des Jam- mers machen; wenn sie selbst den Dolch gegen sich zukken; wenn sie alle Bande zerreissen, wo- mit du sie so brüderlich verbandst. Sie entwei- hen deine Gesezze, und wandeln einen andern Pfad, als den, welchen du ihnen durch die Na- tur vorgezeichnet hast. Daher kommts, daß sie nie den Quell der wahren Glükseligkeit finden, der nur aus der Erfüllung deiner Gebote, aus der Ausübung der Menschenliebe entspringt, und sanft durchs Thal des Lebens hinleitet.
mit wir fruͤh weiſe werden, und nur den frohen Gedanken entfalten, daß noch jenſeits dieſen Gruͤnden eine Staͤte ſei, wo die Tugend be- lohnt, und das Laſter beſtraft werde, wo die, welche hier mit Traͤnen geſaͤet, dort mit Wucher aͤrnten werden.
Du aber ewiges Weſen! wuͤrdig, daß alle Welt dich ehre, du ſchufſt den Menſchen zur Gluͤkſeligkeit; er entſprang aus der ſchoͤpferi- ſchen Meiſterhand vollkommen und gut. Sei gluͤklich! war dein goͤttlicher Ausſpruch, und ſo ſezteſt du ihn in eine Welt, wo alles zur Gluͤkſeligkeit einladet; was kannſt du dafuͤr? wenn ſie es nicht ſind; wenn ſie ſich untereinan- der ihre Tage verbittern, und zu Tagen des Jam- mers machen; wenn ſie ſelbſt den Dolch gegen ſich zukken; wenn ſie alle Bande zerreiſſen, wo- mit du ſie ſo bruͤderlich verbandſt. Sie entwei- hen deine Geſezze, und wandeln einen andern Pfad, als den, welchen du ihnen durch die Na- tur vorgezeichnet haſt. Daher kommts, daß ſie nie den Quell der wahren Gluͤkſeligkeit finden, der nur aus der Erfuͤllung deiner Gebote, aus der Ausuͤbung der Menſchenliebe entſpringt, und ſanft durchs Thal des Lebens hinleitet.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0018"n="10"/>
mit wir fruͤh weiſe werden, und nur den frohen<lb/>
Gedanken entfalten, daß noch jenſeits dieſen<lb/>
Gruͤnden eine Staͤte ſei, wo die Tugend be-<lb/>
lohnt, und das Laſter beſtraft werde, wo die,<lb/>
welche hier mit Traͤnen geſaͤet, dort mit Wucher<lb/>
aͤrnten werden.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Du</hi> aber <hirendition="#fr">ewiges Weſen!</hi> wuͤrdig, daß alle<lb/>
Welt dich ehre, du ſchufſt den Menſchen zur<lb/>
Gluͤkſeligkeit; er entſprang aus der ſchoͤpferi-<lb/>ſchen Meiſterhand vollkommen und gut. Sei<lb/><hirendition="#fr">gluͤklich!</hi> war dein goͤttlicher Ausſpruch, und<lb/>ſo ſezteſt du ihn in eine Welt, wo alles zur<lb/>
Gluͤkſeligkeit einladet; was kannſt du dafuͤr?<lb/>
wenn ſie es nicht ſind; wenn ſie ſich untereinan-<lb/>
der ihre Tage verbittern, und zu Tagen des Jam-<lb/>
mers machen; wenn ſie ſelbſt den Dolch gegen<lb/>ſich zukken; wenn ſie alle Bande zerreiſſen, wo-<lb/>
mit du ſie ſo bruͤderlich verbandſt. Sie entwei-<lb/>
hen deine Geſezze, und wandeln einen andern<lb/>
Pfad, als den, welchen du ihnen durch die Na-<lb/>
tur vorgezeichnet haſt. Daher kommts, daß ſie<lb/>
nie den Quell der wahren Gluͤkſeligkeit finden,<lb/>
der nur aus der Erfuͤllung deiner Gebote, aus<lb/>
der Ausuͤbung der Menſchenliebe entſpringt, und<lb/>ſanft durchs Thal des Lebens hinleitet.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[10/0018]
mit wir fruͤh weiſe werden, und nur den frohen
Gedanken entfalten, daß noch jenſeits dieſen
Gruͤnden eine Staͤte ſei, wo die Tugend be-
lohnt, und das Laſter beſtraft werde, wo die,
welche hier mit Traͤnen geſaͤet, dort mit Wucher
aͤrnten werden.
Du aber ewiges Weſen! wuͤrdig, daß alle
Welt dich ehre, du ſchufſt den Menſchen zur
Gluͤkſeligkeit; er entſprang aus der ſchoͤpferi-
ſchen Meiſterhand vollkommen und gut. Sei
gluͤklich! war dein goͤttlicher Ausſpruch, und
ſo ſezteſt du ihn in eine Welt, wo alles zur
Gluͤkſeligkeit einladet; was kannſt du dafuͤr?
wenn ſie es nicht ſind; wenn ſie ſich untereinan-
der ihre Tage verbittern, und zu Tagen des Jam-
mers machen; wenn ſie ſelbſt den Dolch gegen
ſich zukken; wenn ſie alle Bande zerreiſſen, wo-
mit du ſie ſo bruͤderlich verbandſt. Sie entwei-
hen deine Geſezze, und wandeln einen andern
Pfad, als den, welchen du ihnen durch die Na-
tur vorgezeichnet haſt. Daher kommts, daß ſie
nie den Quell der wahren Gluͤkſeligkeit finden,
der nur aus der Erfuͤllung deiner Gebote, aus
der Ausuͤbung der Menſchenliebe entſpringt, und
ſanft durchs Thal des Lebens hinleitet.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/18>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.