dem entgegen gesezten Wege gesehen, ihre Aus- sagen, die Besichtigung der Hand des Verwun- deten, woran man keine Spur einer etwanigen, von dessen unglüklichen Bruder geschehenen Ver- lezzung fand, die Warheit seines Schmerzens, und sein Biedersinn, alles dies brachte den Rich- ter auf die Spur des waren Verbrechers. Man entdekte ihn, sezte ihn fest, und fand noch die Beweise seines Verbrechens, die geraubte Sachen bei ihm. Der Elende also einigermassen beim Verbrechen selbst befangen, gestand es bei den ersten Fragen, und ward zum Tode verurteilet. Allein der Pöbel, vornehmer, oder geringer, ist sich immer in der Art gleich, daß er bei den ihm ausserordentlich scheinenden Vorfällen vernünf- telt, daß er aus Vordersäzzen, Folgen zieht, die gröstenteils beide hipothetisch, und zuweilen nonsensikalisch sind. So gings dem unglük- lichen Joseph Püre. Nach Gesez und Vernunft, vom Richter als unschuldig frei gesprochen, blieb er doch immer in den Augen des Pöbels zum wenigsten verdächtig.
Das eben so weise als menschliche Krimi- nalgericht zu Laon verfügte daher durch einen Befehl vom 22ten August die persönliche Erschei-
dem entgegen geſezten Wege geſehen, ihre Aus- ſagen, die Beſichtigung der Hand des Verwun- deten, woran man keine Spur einer etwanigen, von deſſen ungluͤklichen Bruder geſchehenen Ver- lezzung fand, die Warheit ſeines Schmerzens, und ſein Biederſinn, alles dies brachte den Rich- ter auf die Spur des waren Verbrechers. Man entdekte ihn, ſezte ihn feſt, und fand noch die Beweiſe ſeines Verbrechens, die geraubte Sachen bei ihm. Der Elende alſo einigermaſſen beim Verbrechen ſelbſt befangen, geſtand es bei den erſten Fragen, und ward zum Tode verurteilet. Allein der Poͤbel, vornehmer, oder geringer, iſt ſich immer in der Art gleich, daß er bei den ihm auſſerordentlich ſcheinenden Vorfaͤllen vernuͤnf- telt, daß er aus Vorderſaͤzzen, Folgen zieht, die groͤſtenteils beide hipothetiſch, und zuweilen nonſenſikaliſch ſind. So gings dem ungluͤk- lichen Joſeph Puͤre. Nach Geſez und Vernunft, vom Richter als unſchuldig frei geſprochen, blieb er doch immer in den Augen des Poͤbels zum wenigſten verdaͤchtig.
Das eben ſo weiſe als menſchliche Krimi- nalgericht zu Laon verfuͤgte daher durch einen Befehl vom 22ten Auguſt die perſoͤnliche Erſchei-
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dem entgegen geſezten Wege geſehen, ihre Aus-
ſagen, die Beſichtigung der Hand des Verwun-
deten, woran man keine Spur einer etwanigen,
von deſſen ungluͤklichen Bruder geſchehenen Ver-
lezzung fand, die Warheit ſeines Schmerzens,
und ſein Biederſinn, alles dies brachte den Rich-
ter auf die Spur des waren Verbrechers. Man
entdekte ihn, ſezte ihn feſt, und fand noch die
Beweiſe ſeines Verbrechens, die geraubte Sachen
bei ihm. Der Elende alſo einigermaſſen beim
Verbrechen ſelbſt befangen, geſtand es bei den
erſten Fragen, und ward zum Tode verurteilet.
Allein der Poͤbel, vornehmer, oder geringer, iſt ſich
immer in der Art gleich, daß er bei den ihm
auſſerordentlich ſcheinenden Vorfaͤllen vernuͤnf-
telt, daß er aus Vorderſaͤzzen, Folgen zieht, die
groͤſtenteils beide hipothetiſch, und zuweilen
nonſenſikaliſch ſind. So gings dem ungluͤk-
lichen Joſeph Puͤre. Nach Geſez und Vernunft,
vom Richter als unſchuldig frei geſprochen, blieb
er doch immer in den Augen des Poͤbels zum
wenigſten verdaͤchtig.
Das eben ſo weiſe als menſchliche Krimi-
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/192>, abgerufen am 24.11.2024.
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