Werdet ihr entnervte saftlose Jüng- linge! die ihr die sichtbaren Spuren eures un- keuschen Wandels auf der Stirne tragt, je diese Freuden erleben? diese Szenen herein- brechen sehen? -- Jhr verprasset euer Gut mit feilen Dirnen, und durchschwelgt Tage und Nächte in ihren Armen -- ihr hemmt den Lauf der Natur, und werdet im achtzehnten Frü- ling eures Lebens schon Greise -- eure besten Säfte sind dahin, und in euren Adern rinnt ein verzehrendes Gift, so euch eure Phrynen reichlich ausschütteten -- ihr schleicht als Schat- ten in der bürgerlichen Gesellschaft einher, ge- nießt die Vorrechte des Bürgers, und gebt keinem Bürger das Dasein, der euren Na- men fortpflanze.
Schließt ihr auch das Band der Ehe -- ohne Zuneigung, denn die ist längst bei euch erloschen -- aus niedern Absichten, um eure verfallenen Glüksumstände zu verbessern -- wehe dann dem blühenden Mädchen, das in eure Arme sinkt! man hat sie mit einem Skelet verbunden, mit der Verwesung vermält -- das anstekkende Gift dringt auch in ihr gesun- des Blut, und macht auch sie zum Gerippe --
Werdet ihr entnervte ſaftloſe Juͤng- linge! die ihr die ſichtbaren Spuren eures un- keuſchen Wandels auf der Stirne tragt, je dieſe Freuden erleben? dieſe Szenen herein- brechen ſehen? — Jhr verpraſſet euer Gut mit feilen Dirnen, und durchſchwelgt Tage und Naͤchte in ihren Armen — ihr hemmt den Lauf der Natur, und werdet im achtzehnten Fruͤ- ling eures Lebens ſchon Greiſe — eure beſten Saͤfte ſind dahin, und in euren Adern rinnt ein verzehrendes Gift, ſo euch eure Phrynen reichlich ausſchuͤtteten — ihr ſchleicht als Schat- ten in der buͤrgerlichen Geſellſchaft einher, ge- nießt die Vorrechte des Buͤrgers, und gebt keinem Buͤrger das Daſein, der euren Na- men fortpflanze.
Schließt ihr auch das Band der Ehe — ohne Zuneigung, denn die iſt laͤngſt bei euch erloſchen — aus niedern Abſichten, um eure verfallenen Gluͤksumſtaͤnde zu verbeſſern — wehe dann dem bluͤhenden Maͤdchen, das in eure Arme ſinkt! man hat ſie mit einem Skelet verbunden, mit der Verweſung vermaͤlt — das anſtekkende Gift dringt auch in ihr geſun- des Blut, und macht auch ſie zum Gerippe —
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Werdet ihr entnervte ſaftloſe Juͤng-
linge! die ihr die ſichtbaren Spuren eures un-
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dieſe Freuden erleben? dieſe Szenen herein-
brechen ſehen? — Jhr verpraſſet euer Gut mit
feilen Dirnen, und durchſchwelgt Tage und
Naͤchte in ihren Armen — ihr hemmt den Lauf
der Natur, und werdet im achtzehnten Fruͤ-
ling eures Lebens ſchon Greiſe — eure beſten
Saͤfte ſind dahin, und in euren Adern rinnt
ein verzehrendes Gift, ſo euch eure Phrynen
reichlich ausſchuͤtteten — ihr ſchleicht als Schat-
ten in der buͤrgerlichen Geſellſchaft einher, ge-
nießt die Vorrechte des Buͤrgers, und gebt
keinem Buͤrger das Daſein, der euren Na-
men fortpflanze.
Schließt ihr auch das Band der Ehe —
ohne Zuneigung, denn die iſt laͤngſt bei euch
erloſchen — aus niedern Abſichten, um eure
verfallenen Gluͤksumſtaͤnde zu verbeſſern — wehe
dann dem bluͤhenden Maͤdchen, das in eure
Arme ſinkt! man hat ſie mit einem Skelet
verbunden, mit der Verweſung vermaͤlt —
das anſtekkende Gift dringt auch in ihr geſun-
des Blut, und macht auch ſie zum Gerippe —
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Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knueppeln_rechte_1784/234>, abgerufen am 23.11.2024.
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