Knüppeln, Julius Friedrich: Die Rechte der Natur und Menschheit, entweiht durch Menschen. Berlin, 1784.
Pamele besaß, wie oft muste sein Auge verge- Jch fand sie nicht, die mich beglükket hätte, Die ich dafür geliebt und angebetet hätte, Jch fand sie nicht! O Herz! dem meinen gleich, Wie meines gut, wie meines weich, Wo lebest du? Jn welchem Hain, in welchen Blumengründen, Soll dich mein wonnetrunknes Auge finden. Er fand sie, die beste weibliche Seele,
Pamele beſaß, wie oft muſte ſein Auge verge- Jch fand ſie nicht, die mich begluͤkket haͤtte, Die ich dafuͤr geliebt und angebetet haͤtte, Jch fand ſie nicht! O Herz! dem meinen gleich, Wie meines gut, wie meines weich, Wo lebeſt du? Jn welchem Hain, in welchen Blumengruͤnden, Soll dich mein wonnetrunknes Auge finden. Er fand ſie, die beſte weibliche Seele, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><hi rendition="#fr"><pb facs="#f0243" n="235"/> Pamele</hi> beſaß, wie oft muſte ſein Auge verge-<lb/> bens herum irren, wie oft muſte er am Abend<lb/> des Tages, auf einſamen Lager ſich den Gedan-<lb/> ken entfalten, ich <hi rendition="#fr">fand ſie nicht!</hi> Jn dieſer<lb/> Stimmung ſeines Herzens, uͤberraſchte ich ihn<lb/> oͤſters im einſamen Hain, ſah die Thraͤne im<lb/> Auge zittern, und las in ſeiner Seele,</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Jch fand ſie nicht, die mich begluͤkket haͤtte,</l><lb/> <l>Die ich dafuͤr geliebt und angebetet haͤtte,</l><lb/> <l>Jch fand ſie nicht! O Herz! dem meinen gleich,</l><lb/> <l>Wie meines gut, wie meines weich,</l><lb/> <l>Wo lebeſt du?</l><lb/> <l>Jn welchem Hain, in welchen Blumengruͤnden,</l><lb/> <l>Soll dich mein wonnetrunknes Auge finden.</l> </lg><lb/> <p>Er fand ſie, die <hi rendition="#fr">beſte weibliche Seele,</hi><lb/> das <hi rendition="#fr">Bild ſeiner Fantaſie,</hi> muſte es finden, um<lb/> elend zu werden. — Doch wozu eine todte Be-<lb/> ſchreibung ſeiner Empfindungen — ſeiner Wuͤn-<lb/> ſche, wozu das? da wir ihn ſelbſt reden laſſen<lb/> koͤnnen. Jch fand verſchiedene zum Teil unvol-<lb/> lendete Briefe und Aufſaͤzze unter ſeinem Nach-<lb/> laß, und ich teile einige Stuͤkke, ſo weit ich ſie<lb/> ergaͤnzen konnte, mit, um den Zuſtand ſeines<lb/> gepreßten Herzens kennen zu lernen, und dann<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [235/0243]
Pamele beſaß, wie oft muſte ſein Auge verge-
bens herum irren, wie oft muſte er am Abend
des Tages, auf einſamen Lager ſich den Gedan-
ken entfalten, ich fand ſie nicht! Jn dieſer
Stimmung ſeines Herzens, uͤberraſchte ich ihn
oͤſters im einſamen Hain, ſah die Thraͤne im
Auge zittern, und las in ſeiner Seele,
Jch fand ſie nicht, die mich begluͤkket haͤtte,
Die ich dafuͤr geliebt und angebetet haͤtte,
Jch fand ſie nicht! O Herz! dem meinen gleich,
Wie meines gut, wie meines weich,
Wo lebeſt du?
Jn welchem Hain, in welchen Blumengruͤnden,
Soll dich mein wonnetrunknes Auge finden.
Er fand ſie, die beſte weibliche Seele,
das Bild ſeiner Fantaſie, muſte es finden, um
elend zu werden. — Doch wozu eine todte Be-
ſchreibung ſeiner Empfindungen — ſeiner Wuͤn-
ſche, wozu das? da wir ihn ſelbſt reden laſſen
koͤnnen. Jch fand verſchiedene zum Teil unvol-
lendete Briefe und Aufſaͤzze unter ſeinem Nach-
laß, und ich teile einige Stuͤkke, ſo weit ich ſie
ergaͤnzen konnte, mit, um den Zuſtand ſeines
gepreßten Herzens kennen zu lernen, und dann
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