Koch, Konrad: Sind Fußball und Lawn Tennis deutsche Spiele? In: E. von Schenckendorff/ F. A. Schmidt (Hg.): Jahrbuch für Jugend- und Volksspiele. 3. Jahrgang. Leipzig, 1894. S. 58-62.Wesen des Spiels begründet ist, und daß die schlimmen
Verletzungen, In Nr. 18 der Zeitschrift für Turnen und Jugendspiel, heraus- Wesen des Spiels begründet ist, und daß die schlimmen
Verletzungen, In Nr. 18 der Zeitschrift für Turnen und Jugendspiel, heraus- <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0003" n="60"/> Wesen des Spiels begründet ist, und daß die schlimmen Verletzungen,<lb/> wie sie kürzlich bei amerikanischen Wettspielen vorgekommen sind, nur<lb/> als Folge einer schlimmen Ausartung des Spiels angesehen werden<lb/> müssen. Freilich kann die Leidenschaftlichkeit beim Fußball leicht Aus-<lb/> schreitungen herbeiführen; das wird wohl auch auf deutschen Spiel-<lb/> plätzen beachtet und von einer verständigen Spielleitung stets streng<lb/> unterdrückt werden. Indes auch ohne eine solche Leitung wird hier doch<lb/> als durch die gute Sitte allein ausgeschlossen angesehen werden dürfen,<lb/> daß, wie es jenseits des Ozeans fast an der Tagesordnung zu sein<lb/> scheint, ein Spieler, um den auf die Erde gefallenen Gegner ganz<lb/> kampfunfähig zu machen, ihm absichtlich mit dem Fuße einen Tritt<lb/> ins Gesicht versetzt. Die große Verbreitung des Fußballs in Öster-<lb/> reich-Ungarn ist schon allgemein bekannt; sehr erfreulich aber wird es<lb/> allen Anhängern dieses Spiels sein, daß es neuerdings auch in Frank-<lb/> reich amtlich unter die Schulspiele aufgenommen ist. In dem vom<lb/> französischen Unterrichtsministerium herausgegebenen Handbuch des<lb/> Turnens und der Schulspiele vom vorigen Jahre, worüber in diesem<lb/> Jahrbuch von Professor Rühl berichtet ist, findet sich unser Spiel be-<lb/> schrieben unter dem Titel: <hi rendition="#aq">La Barette ou Foot-Ball</hi>. Auch dort<lb/> glaubt man das Spiel recht gut ohne Roheit treiben zu können. Wie<lb/> man da die Regeln, um Roheiten zu verhüten, umgearbeitet hat, will<lb/> ich wenigstens an einem Beispiele zeigen. Bekanntlich geht es nament-<lb/> lich, wenn ein Spieler mit dem Ball in der Hand auf das feindliche<lb/> Mal zuläuft, leicht recht wild zu, indem dieser seine Gegner thunlichst über<lb/> den Haufen rennt, sie aber ihn auf jede Weise anzuhalten suchen. Da<lb/> lautet nur die Regel der Franzosen wörtlich: „Auf der anderen Seite<lb/> verfolgen die Gegner den Träger des Balls, suchen ihm den Weg<lb/> abzuschneiden, ihn anzuhalten, kurz, die Verwirklichung seines Planes<lb/> (den Ball in ihr Mal zu tragen) zu vereiteln. Aber die Traditionen<lb/> der französischen Höflichkeit fordern, daß diese Verfolgung nicht zu<lb/> einem Faustkampf, zu einem Ringen Leib an Leib und zu Raufereien<lb/> ausartet, wie das sehr häufig in Ländern mit brutaleren und roheren<lb/> Sitten vorkommt. Derjenige, der den Flüchtigen ereilt, begnügt sich<lb/> bei uns, den Ball zu streifen, und ruft dabei: „Angefaßt!“ Im fol-<lb/> genden wird dann das Gemenge, das danach statthaben muß, näher<lb/> beschrieben. Beachtenswert ist übrigens auch, daß man sich in Frank-<lb/> reich nicht für das einfache Fußball (ohne Aufnehmen), sondern für<lb/> das gemischte entschieden hat.</p><lb/> <p>In Nr. 18 der Zeitschrift für Turnen und Jugendspiel, heraus-<lb/> gegeben von Schnell und Wickenhagen, hat Dr. Schnell den Nachweis<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [60/0003]
Wesen des Spiels begründet ist, und daß die schlimmen Verletzungen,
wie sie kürzlich bei amerikanischen Wettspielen vorgekommen sind, nur
als Folge einer schlimmen Ausartung des Spiels angesehen werden
müssen. Freilich kann die Leidenschaftlichkeit beim Fußball leicht Aus-
schreitungen herbeiführen; das wird wohl auch auf deutschen Spiel-
plätzen beachtet und von einer verständigen Spielleitung stets streng
unterdrückt werden. Indes auch ohne eine solche Leitung wird hier doch
als durch die gute Sitte allein ausgeschlossen angesehen werden dürfen,
daß, wie es jenseits des Ozeans fast an der Tagesordnung zu sein
scheint, ein Spieler, um den auf die Erde gefallenen Gegner ganz
kampfunfähig zu machen, ihm absichtlich mit dem Fuße einen Tritt
ins Gesicht versetzt. Die große Verbreitung des Fußballs in Öster-
reich-Ungarn ist schon allgemein bekannt; sehr erfreulich aber wird es
allen Anhängern dieses Spiels sein, daß es neuerdings auch in Frank-
reich amtlich unter die Schulspiele aufgenommen ist. In dem vom
französischen Unterrichtsministerium herausgegebenen Handbuch des
Turnens und der Schulspiele vom vorigen Jahre, worüber in diesem
Jahrbuch von Professor Rühl berichtet ist, findet sich unser Spiel be-
schrieben unter dem Titel: La Barette ou Foot-Ball. Auch dort
glaubt man das Spiel recht gut ohne Roheit treiben zu können. Wie
man da die Regeln, um Roheiten zu verhüten, umgearbeitet hat, will
ich wenigstens an einem Beispiele zeigen. Bekanntlich geht es nament-
lich, wenn ein Spieler mit dem Ball in der Hand auf das feindliche
Mal zuläuft, leicht recht wild zu, indem dieser seine Gegner thunlichst über
den Haufen rennt, sie aber ihn auf jede Weise anzuhalten suchen. Da
lautet nur die Regel der Franzosen wörtlich: „Auf der anderen Seite
verfolgen die Gegner den Träger des Balls, suchen ihm den Weg
abzuschneiden, ihn anzuhalten, kurz, die Verwirklichung seines Planes
(den Ball in ihr Mal zu tragen) zu vereiteln. Aber die Traditionen
der französischen Höflichkeit fordern, daß diese Verfolgung nicht zu
einem Faustkampf, zu einem Ringen Leib an Leib und zu Raufereien
ausartet, wie das sehr häufig in Ländern mit brutaleren und roheren
Sitten vorkommt. Derjenige, der den Flüchtigen ereilt, begnügt sich
bei uns, den Ball zu streifen, und ruft dabei: „Angefaßt!“ Im fol-
genden wird dann das Gemenge, das danach statthaben muß, näher
beschrieben. Beachtenswert ist übrigens auch, daß man sich in Frank-
reich nicht für das einfache Fußball (ohne Aufnehmen), sondern für
das gemischte entschieden hat.
In Nr. 18 der Zeitschrift für Turnen und Jugendspiel, heraus-
gegeben von Schnell und Wickenhagen, hat Dr. Schnell den Nachweis
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(2013-05-14T11:00:00Z)
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