Koch, Konrad: Sind Fußball und Lawn Tennis deutsche Spiele? In: E. von Schenckendorff/ F. A. Schmidt (Hg.): Jahrbuch für Jugend- und Volksspiele. 3. Jahrgang. Leipzig, 1894. S. 58-62.
entsprechend,soweit nötig, umgestalten. So
manche Berichterstatter "Für die Jugend ist das Beste gerade gut genug." Wir müssen Es ist hier nicht am Platze, auf einen anderen Einwand gegen
entsprechend,soweit nötig, umgestalten. So
manche Berichterstatter „Für die Jugend ist das Beste gerade gut genug.“ Wir müssen Es ist hier nicht am Platze, auf einen anderen Einwand gegen <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0002" n="59"/> entsprechend,</hi>soweit nötig, umgestalten. So manche Berichterstatter<lb/> über englische Zustände beurteilen die dortigen Ballspiele nicht richtig,<lb/> weil sie nicht genügend Sachkenner sind und sich nach den am meisten zu<lb/> Tage tretenden Äußerlichkeiten richten. Wer z. B. das englische Cricket<lb/> etwa nur nach dem großen Wettspiele zwischen Eton und Harrow,<lb/> wie es alljährlich in London ausgefochten wird, beurteilen wollte,<lb/> würde sich ein ganz verkehrtes Bild davon machen. Man muß die<lb/> Landjugend in England bei diesen Spielen gesehen, oder was noch<lb/> besser ist, man muß da sie selbst eifrig mitgespielt haben, um das<lb/> Wesen derselben verstehen und sich ein richtiges Urteil darüber bilden<lb/> zu können, inwieweit sie nationale Eigentümlichkeiten an sich haben,<lb/> die einem anderen Volke sie nachzuahmen unmöglich machen müssen.</p><lb/> <p>„Für die Jugend ist das Beste gerade gut genug.“ Wir müssen<lb/> bei der Auswahl der Spiele mit aller Sorgfalt und ohne jede un-<lb/> berechtigte Voreingenommenheit alle uns bekannten Spiele prüfen,<lb/> um die zweckmäßigsten herauszufinden. In meinem auf der vorjährigen<lb/> Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte gehaltenen Vortrage:<lb/> die Entwicklung des Jugendspiels in Deutschland, der inzwischen im<lb/> Verlage von Manz & Lange in Hannover im Drucke erschienen ist,<lb/> habe ich die großen Vorzüge des Fußballs nachzuweisen versucht. Über-<lb/> gangen ist dabei einzelnes, was aus der Schulgesundheitslehre von<lb/> Eulenberg und Bach S. 435 u. ff. (erschienen Berlin 1891) ergänzt<lb/> werden kann. Direktor Bach, der Bearbeiter des betr. Abschnittes,<lb/> macht unter anderm mit Recht darauf aufmerksam, wie große er-<lb/> zieherische Bedeutung es hat, wenn die Schüler auf dem Spielplatze<lb/> sofort ihre richtige Stelle zu finden wissen und ohne alle Anweisung<lb/> die ihnen zufallende Aufgabe gleich in Angriff nehmen können. Gerade<lb/> beim Fußball vollzieht sich die Anordnung großer Knabenscharen mit<lb/> aller Sicherheit und Leichtigkeit von selbst. Der beste Beweis für<lb/> die Vorzüglichkeit dieses Spiels liegt jedoch in der großen Verbreitung,<lb/> die es in so kurzer Zeit in Deutschland gefunden hat trotz der noch<lb/> immer zahlreichen und zum Teil auch recht einflußreichen Gegner, die<lb/> ihm erwachsen sind. Eine ähnliche Verbreitung hat das Lawn Tennis<lb/> hier noch nicht aufzuweisen; wir stehen aber nicht an, ihm, wenn auch<lb/> in anderen Kreisen der Spielenden, eine solche zu wünschen und jeden-<lb/> falls die volle Berechtigung dazu zuzusprechen.</p><lb/> <p>Es ist hier nicht am Platze, auf einen anderen Einwand gegen<lb/> das Fußballspiel näher einzugehen, aber es soll doch nachdrücklich darauf<lb/> hingewiesen werden, daß die Roheit, womit es neuerdings zum Teil<lb/> in England, besonders aber in Amerika gespielt wird, keineswegs im<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [59/0002]
entsprechend,soweit nötig, umgestalten. So manche Berichterstatter
über englische Zustände beurteilen die dortigen Ballspiele nicht richtig,
weil sie nicht genügend Sachkenner sind und sich nach den am meisten zu
Tage tretenden Äußerlichkeiten richten. Wer z. B. das englische Cricket
etwa nur nach dem großen Wettspiele zwischen Eton und Harrow,
wie es alljährlich in London ausgefochten wird, beurteilen wollte,
würde sich ein ganz verkehrtes Bild davon machen. Man muß die
Landjugend in England bei diesen Spielen gesehen, oder was noch
besser ist, man muß da sie selbst eifrig mitgespielt haben, um das
Wesen derselben verstehen und sich ein richtiges Urteil darüber bilden
zu können, inwieweit sie nationale Eigentümlichkeiten an sich haben,
die einem anderen Volke sie nachzuahmen unmöglich machen müssen.
„Für die Jugend ist das Beste gerade gut genug.“ Wir müssen
bei der Auswahl der Spiele mit aller Sorgfalt und ohne jede un-
berechtigte Voreingenommenheit alle uns bekannten Spiele prüfen,
um die zweckmäßigsten herauszufinden. In meinem auf der vorjährigen
Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte gehaltenen Vortrage:
die Entwicklung des Jugendspiels in Deutschland, der inzwischen im
Verlage von Manz & Lange in Hannover im Drucke erschienen ist,
habe ich die großen Vorzüge des Fußballs nachzuweisen versucht. Über-
gangen ist dabei einzelnes, was aus der Schulgesundheitslehre von
Eulenberg und Bach S. 435 u. ff. (erschienen Berlin 1891) ergänzt
werden kann. Direktor Bach, der Bearbeiter des betr. Abschnittes,
macht unter anderm mit Recht darauf aufmerksam, wie große er-
zieherische Bedeutung es hat, wenn die Schüler auf dem Spielplatze
sofort ihre richtige Stelle zu finden wissen und ohne alle Anweisung
die ihnen zufallende Aufgabe gleich in Angriff nehmen können. Gerade
beim Fußball vollzieht sich die Anordnung großer Knabenscharen mit
aller Sicherheit und Leichtigkeit von selbst. Der beste Beweis für
die Vorzüglichkeit dieses Spiels liegt jedoch in der großen Verbreitung,
die es in so kurzer Zeit in Deutschland gefunden hat trotz der noch
immer zahlreichen und zum Teil auch recht einflußreichen Gegner, die
ihm erwachsen sind. Eine ähnliche Verbreitung hat das Lawn Tennis
hier noch nicht aufzuweisen; wir stehen aber nicht an, ihm, wenn auch
in anderen Kreisen der Spielenden, eine solche zu wünschen und jeden-
falls die volle Berechtigung dazu zuzusprechen.
Es ist hier nicht am Platze, auf einen anderen Einwand gegen
das Fußballspiel näher einzugehen, aber es soll doch nachdrücklich darauf
hingewiesen werden, daß die Roheit, womit es neuerdings zum Teil
in England, besonders aber in Amerika gespielt wird, keineswegs im
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Jurgita Baranauskaite, Thomas Gloning, Heike Müller, Justus-Liebig-Universität: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien, Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2013-05-14T11:00:00Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-05-14T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |