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Koch, Konrad: Der Nutzen der Wettspiele. In: E. von Schenckendorff/ F. A. Schmidt (Hg.): Jahrbuch für Jugend- und Volksspiele. 3. Jahrgang. Leipzig, 1894. S. 38-43.

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stehendes Wettspiel denken, für das sie sich einspielen wollen. Nun ist
es aber wieder eine unbestreitbare Thatsache, daß, je besser und eifriger
gespielt wird, das Spiel umsomehr an Reiz gewinnt und dadurch um-
somehr alle Mitspielenden dazu bringt, ihr Bestes zu thun. Für das
Turnen in den Schulstunden sind ja regelmäßige Zeugnisse eingeführt,
um dadurch auf gleichgültige, bequeme Burschen einen gewissen Druck
auszuüben. Die Erfolge im Spiel sind zum großen Teile vom
Glück abhängig, es würde aber ein erfahrener Spielleiter trotzdem in
den meisten Fällen ein Urteil über die verschiedenen Leistungen abgeben
können. Weit zweckmäßiger will es uns aber scheinen, daß mindestens
am Schlusse jedes Vierteljahrs geeignete Wettspiele zwischen den ein-
zelnen Spielriegen jeder Schule veranstaltet werden, wodurch dem
Lehrer und ihnen selbst ersichtlich gemacht wird, was die Einzelnen
leisten. Vor etwa zwanzig Jahren hat ein mir befreundeter englischer
Lehrer an einer größeren Schule drüben Fußball neu eingeführt. An-
fangs konnte er damit nicht recht vorwärts kommen, weil die Schüler
in M. damals nicht in verschiedenen Pensionaten untergebracht waren,
und gerade die Wettkämpfe der Musterriegen der verschiedenen Häuser,
so heißen drüben die Pensionate, anderswo das Hauptreizmittel für
das Spiel waren. In M. wohnten aber sämtliche Schüler in einem
einzigen großen Gebäude, nur schliefen sie getrennt in sechs großen
Schlafsälen. Da kam er auf den Gedanken, zwischen den Schülern
der einzelnen Schlafsäle Wettspiele zu veranstalten. Sofort entwickelte
sich ein reger Wetteifer, der Spielplatz füllte sich immer mehr, und
von der Zeit an blüht auch in M. das Fußballspiel.

Wer die Entwickelung der englischen Spiele in den letzten Jahr-
zehnten verfolgt hat, weiß, daß die Wettspiele wesentlich zu ihrer
feineren Ausbildung beigetragen haben. Am deutlichsten lehrt das die
Geschichte des Rasenballs oder Lawn Tennis, wie es Freiherr von
Richard in seinem Handbuche dieses Spiel ausgeführt hat. Am weit-
greifendsten ist aber in England in der Beziehung der Einfluß des
großen Marylebone Cricket-Klubs, der alljährlich merh als hundert
Wettspiele mit Musterriegen aus den verschiedensten Landesteilen ver-
anstaltet, zum Teil in London, zur andern Hälfte aber außerhalb.
Natürlich übt eine solche Riege guter Cricketspieler, die mustergültig
zu spielen versteht, durch ihr Vorbild auf die Zuschauer und deren
Spiel überall, wo sie erscheint, einen sehr bedeutenden Einfluß. Aber
auch das ganze englische Cricketspielen erhielt eine wesentliche An-
regung, als 1878 zuerst in London eine Riege australischer Wett-
spieler sich zeigte und manche Erfolge zu erringen wußte. Bei uns

stehendes Wettspiel denken, für das sie sich einspielen wollen. Nun ist
es aber wieder eine unbestreitbare Thatsache, daß, je besser und eifriger
gespielt wird, das Spiel umsomehr an Reiz gewinnt und dadurch um-
somehr alle Mitspielenden dazu bringt, ihr Bestes zu thun. Für das
Turnen in den Schulstunden sind ja regelmäßige Zeugnisse eingeführt,
um dadurch auf gleichgültige, bequeme Burschen einen gewissen Druck
auszuüben. Die Erfolge im Spiel sind zum großen Teile vom
Glück abhängig, es würde aber ein erfahrener Spielleiter trotzdem in
den meisten Fällen ein Urteil über die verschiedenen Leistungen abgeben
können. Weit zweckmäßiger will es uns aber scheinen, daß mindestens
am Schlusse jedes Vierteljahrs geeignete Wettspiele zwischen den ein-
zelnen Spielriegen jeder Schule veranstaltet werden, wodurch dem
Lehrer und ihnen selbst ersichtlich gemacht wird, was die Einzelnen
leisten. Vor etwa zwanzig Jahren hat ein mir befreundeter englischer
Lehrer an einer größeren Schule drüben Fußball neu eingeführt. An-
fangs konnte er damit nicht recht vorwärts kommen, weil die Schüler
in M. damals nicht in verschiedenen Pensionaten untergebracht waren,
und gerade die Wettkämpfe der Musterriegen der verschiedenen Häuser,
so heißen drüben die Pensionate, anderswo das Hauptreizmittel für
das Spiel waren. In M. wohnten aber sämtliche Schüler in einem
einzigen großen Gebäude, nur schliefen sie getrennt in sechs großen
Schlafsälen. Da kam er auf den Gedanken, zwischen den Schülern
der einzelnen Schlafsäle Wettspiele zu veranstalten. Sofort entwickelte
sich ein reger Wetteifer, der Spielplatz füllte sich immer mehr, und
von der Zeit an blüht auch in M. das Fußballspiel.

Wer die Entwickelung der englischen Spiele in den letzten Jahr-
zehnten verfolgt hat, weiß, daß die Wettspiele wesentlich zu ihrer
feineren Ausbildung beigetragen haben. Am deutlichsten lehrt das die
Geschichte des Rasenballs oder Lawn Tennis, wie es Freiherr von
Richard in seinem Handbuche dieses Spiel ausgeführt hat. Am weit-
greifendsten ist aber in England in der Beziehung der Einfluß des
großen Marylebone Cricket-Klubs, der alljährlich merh als hundert
Wettspiele mit Musterriegen aus den verschiedensten Landesteilen ver-
anstaltet, zum Teil in London, zur andern Hälfte aber außerhalb.
Natürlich übt eine solche Riege guter Cricketspieler, die mustergültig
zu spielen versteht, durch ihr Vorbild auf die Zuschauer und deren
Spiel überall, wo sie erscheint, einen sehr bedeutenden Einfluß. Aber
auch das ganze englische Cricketspielen erhielt eine wesentliche An-
regung, als 1878 zuerst in London eine Riege australischer Wett-
spieler sich zeigte und manche Erfolge zu erringen wußte. Bei uns

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[41/0005] stehendes Wettspiel denken, für das sie sich einspielen wollen. Nun ist es aber wieder eine unbestreitbare Thatsache, daß, je besser und eifriger gespielt wird, das Spiel umsomehr an Reiz gewinnt und dadurch um- somehr alle Mitspielenden dazu bringt, ihr Bestes zu thun. Für das Turnen in den Schulstunden sind ja regelmäßige Zeugnisse eingeführt, um dadurch auf gleichgültige, bequeme Burschen einen gewissen Druck auszuüben. Die Erfolge im Spiel sind zum großen Teile vom Glück abhängig, es würde aber ein erfahrener Spielleiter trotzdem in den meisten Fällen ein Urteil über die verschiedenen Leistungen abgeben können. Weit zweckmäßiger will es uns aber scheinen, daß mindestens am Schlusse jedes Vierteljahrs geeignete Wettspiele zwischen den ein- zelnen Spielriegen jeder Schule veranstaltet werden, wodurch dem Lehrer und ihnen selbst ersichtlich gemacht wird, was die Einzelnen leisten. Vor etwa zwanzig Jahren hat ein mir befreundeter englischer Lehrer an einer größeren Schule drüben Fußball neu eingeführt. An- fangs konnte er damit nicht recht vorwärts kommen, weil die Schüler in M. damals nicht in verschiedenen Pensionaten untergebracht waren, und gerade die Wettkämpfe der Musterriegen der verschiedenen Häuser, so heißen drüben die Pensionate, anderswo das Hauptreizmittel für das Spiel waren. In M. wohnten aber sämtliche Schüler in einem einzigen großen Gebäude, nur schliefen sie getrennt in sechs großen Schlafsälen. Da kam er auf den Gedanken, zwischen den Schülern der einzelnen Schlafsäle Wettspiele zu veranstalten. Sofort entwickelte sich ein reger Wetteifer, der Spielplatz füllte sich immer mehr, und von der Zeit an blüht auch in M. das Fußballspiel. Wer die Entwickelung der englischen Spiele in den letzten Jahr- zehnten verfolgt hat, weiß, daß die Wettspiele wesentlich zu ihrer feineren Ausbildung beigetragen haben. Am deutlichsten lehrt das die Geschichte des Rasenballs oder Lawn Tennis, wie es Freiherr von Richard in seinem Handbuche dieses Spiel ausgeführt hat. Am weit- greifendsten ist aber in England in der Beziehung der Einfluß des großen Marylebone Cricket-Klubs, der alljährlich merh als hundert Wettspiele mit Musterriegen aus den verschiedensten Landesteilen ver- anstaltet, zum Teil in London, zur andern Hälfte aber außerhalb. Natürlich übt eine solche Riege guter Cricketspieler, die mustergültig zu spielen versteht, durch ihr Vorbild auf die Zuschauer und deren Spiel überall, wo sie erscheint, einen sehr bedeutenden Einfluß. Aber auch das ganze englische Cricketspielen erhielt eine wesentliche An- regung, als 1878 zuerst in London eine Riege australischer Wett- spieler sich zeigte und manche Erfolge zu erringen wußte. Bei uns

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Zitationshilfe: Koch, Konrad: Der Nutzen der Wettspiele. In: E. von Schenckendorff/ F. A. Schmidt (Hg.): Jahrbuch für Jugend- und Volksspiele. 3. Jahrgang. Leipzig, 1894. S. 38-43, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koch_wettspiele_1894/5>, abgerufen am 21.11.2024.