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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Urnieren.

Bei den Säugethieren ist die allererste Entwicklung der Urnie-Urnieren der
Säugethiere.

ren noch nicht verfolgt und beschränkt sich Alles, was wir über die
frühesten Zustände derselben wissen, auf folgendes. Nach Bischoff'sErste Gestalt
derselben.

Untersuchungen werden die Urnieren sichtbar, bevor die Allantois-
anlage hervortritt und erscheinen als zwei Züge, die sich unterhalb
der Urwirbel vom Herzen bis zur Beckenbucht erstrecken (Fig. 58).

[Abbildung] Fig. 58.

An diesen Zügen unterscheidet
man den nach Aussen gelege-
nen Ausführungsgang und die
nach Innen zu befindlichen ganz
kurzen geraden Drüsenkanäl-
chen, die am Ende meist etwas
kolbig erweitert sind. Ausfüh-
rungsgang wie Drüsenkanäl-
chen sind nach Bischoff ur-
sprünglich solide Gebilde, die
erst in zweiter Linie ein Lumen
bekommen. Sobald nun die
Allantois sich gebildet und ei-
nigermaassen entwickelt hat,
lässt sich nachweisen, dass die
Urnierengänge mit zwei nahe
gelegenen Oeffnungen in die-
selbe einmünden. Beim Hüh-
nerembryo dagegen münden, beiläufig bemerkt, die Urnierengänge
niemals in die Allantois, sondern in die hintere Wand des Theiles
des Mastdarms, der später zur "Kloake" wird, ebenso scheint es
sich nach Rathke auch bei den Schlangenembryonen zu verhalten.

Die weitere Entwicklung der im Anfange so zierlich und ein-Weitere Ent-
wicklung der
Urnieren.

fach gebildeten Urnieren kennt man nun von Säugethier- und
menschlichen Embryonen ziemlich genau und sind es namentlich
die Beobachtungen von Joh. Müller, Valentin, Rathke, Bischoff und
Andern, die uns in dieser Beziehung Aufschlüsse gegeben haben.

[Abbildung]

Fig. 58. Hinteres Ende eines Hundeembryo mit hervorsprossender Allan-
tois. Das sogenannte Gefässblatt und das Darmdrüsenblatt oder die Anlage des
Darmes und die benachbarten Theile des Dottersackes sind zurückgeschlagen,
um die Corp. Wolffiana zu zeigen, 10mal vergr. Nach Bischoff. a Wolff'sche
Körper mit dem Ausführungsgange und den einfachen blinden Kanälchen, b Ur-
wirbel, c Rückenmark, d Eingang in die Beckendarmhöhle.

Kölliker, Entwicklungsgeschichte. 8
Urnieren.

Bei den Säugethieren ist die allererste Entwicklung der Urnie-Urnieren der
Säugethiere.

ren noch nicht verfolgt und beschränkt sich Alles, was wir über die
frühesten Zustände derselben wissen, auf folgendes. Nach Bischoff’sErste Gestalt
derselben.

Untersuchungen werden die Urnieren sichtbar, bevor die Allantois-
anlage hervortritt und erscheinen als zwei Züge, die sich unterhalb
der Urwirbel vom Herzen bis zur Beckenbucht erstrecken (Fig. 58).

[Abbildung] Fig. 58.

An diesen Zügen unterscheidet
man den nach Aussen gelege-
nen Ausführungsgang und die
nach Innen zu befindlichen ganz
kurzen geraden Drüsenkanäl-
chen, die am Ende meist etwas
kolbig erweitert sind. Ausfüh-
rungsgang wie Drüsenkanäl-
chen sind nach Bischoff ur-
sprünglich solide Gebilde, die
erst in zweiter Linie ein Lumen
bekommen. Sobald nun die
Allantois sich gebildet und ei-
nigermaassen entwickelt hat,
lässt sich nachweisen, dass die
Urnierengänge mit zwei nahe
gelegenen Oeffnungen in die-
selbe einmünden. Beim Hüh-
nerembryo dagegen münden, beiläufig bemerkt, die Urnierengänge
niemals in die Allantois, sondern in die hintere Wand des Theiles
des Mastdarms, der später zur »Kloake« wird, ebenso scheint es
sich nach Rathke auch bei den Schlangenembryonen zu verhalten.

Die weitere Entwicklung der im Anfange so zierlich und ein-Weitere Ent-
wicklung der
Urnieren.

fach gebildeten Urnieren kennt man nun von Säugethier- und
menschlichen Embryonen ziemlich genau und sind es namentlich
die Beobachtungen von Joh. Müller, Valentin, Rathke, Bischoff und
Andern, die uns in dieser Beziehung Aufschlüsse gegeben haben.

[Abbildung]

Fig. 58. Hinteres Ende eines Hundeembryo mit hervorsprossender Allan-
tois. Das sogenannte Gefässblatt und das Darmdrüsenblatt oder die Anlage des
Darmes und die benachbarten Theile des Dottersackes sind zurückgeschlagen,
um die Corp. Wolffiana zu zeigen, 10mal vergr. Nach Bischoff. a Wolff’sche
Körper mit dem Ausführungsgange und den einfachen blinden Kanälchen, b Ur-
wirbel, c Rückenmark, d Eingang in die Beckendarmhöhle.

Kölliker, Entwicklungsgeschichte. 8
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[113/0129] Urnieren. Bei den Säugethieren ist die allererste Entwicklung der Urnie- ren noch nicht verfolgt und beschränkt sich Alles, was wir über die frühesten Zustände derselben wissen, auf folgendes. Nach Bischoff’s Untersuchungen werden die Urnieren sichtbar, bevor die Allantois- anlage hervortritt und erscheinen als zwei Züge, die sich unterhalb der Urwirbel vom Herzen bis zur Beckenbucht erstrecken (Fig. 58). Urnieren der Säugethiere. Erste Gestalt derselben. [Abbildung Fig. 58. ] An diesen Zügen unterscheidet man den nach Aussen gelege- nen Ausführungsgang und die nach Innen zu befindlichen ganz kurzen geraden Drüsenkanäl- chen, die am Ende meist etwas kolbig erweitert sind. Ausfüh- rungsgang wie Drüsenkanäl- chen sind nach Bischoff ur- sprünglich solide Gebilde, die erst in zweiter Linie ein Lumen bekommen. Sobald nun die Allantois sich gebildet und ei- nigermaassen entwickelt hat, lässt sich nachweisen, dass die Urnierengänge mit zwei nahe gelegenen Oeffnungen in die- selbe einmünden. Beim Hüh- nerembryo dagegen münden, beiläufig bemerkt, die Urnierengänge niemals in die Allantois, sondern in die hintere Wand des Theiles des Mastdarms, der später zur »Kloake« wird, ebenso scheint es sich nach Rathke auch bei den Schlangenembryonen zu verhalten. Die weitere Entwicklung der im Anfange so zierlich und ein- fach gebildeten Urnieren kennt man nun von Säugethier- und menschlichen Embryonen ziemlich genau und sind es namentlich die Beobachtungen von Joh. Müller, Valentin, Rathke, Bischoff und Andern, die uns in dieser Beziehung Aufschlüsse gegeben haben. [Abbildung Fig. 58. Hinteres Ende eines Hundeembryo mit hervorsprossender Allan- tois. Das sogenannte Gefässblatt und das Darmdrüsenblatt oder die Anlage des Darmes und die benachbarten Theile des Dottersackes sind zurückgeschlagen, um die Corp. Wolffiana zu zeigen, 10mal vergr. Nach Bischoff. a Wolff’sche Körper mit dem Ausführungsgange und den einfachen blinden Kanälchen, b Ur- wirbel, c Rückenmark, d Eingang in die Beckendarmhöhle.] Weitere Ent- wicklung der Urnieren. Kölliker, Entwicklungsgeschichte. 8

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/129>, abgerufen am 27.11.2024.