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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Jüngste menschliche Embryonen.
überall gefässhaltig, besass aber keine Zotten, die äussere
Lamelle dagegen trug hohle, leicht verästelte Zotten und mündete
bemerkenswertherweise die Höhlung einer jeden Zotte an der der
Allantois zugewendeten Fläche dieser Haut durch ein rundes Loch
frei aus.

Durch die Gefälligkeit des Herrn Gerbes, des Mitarbeiters von
Coste, habe ich in diesem Frühjahre Gelegenheit gehabt, das Cho-
rion dieses Eies mit dem Mikroskope zu untersuchen. Hiebei zeigte
sich, dass die Zotten und die sie tragende Haut ganz und gar aus
epithelartigen Zellen, von derselben Beschaffenheit, wie die des Epi-
thels der späteren gefässhaltigen Chorionzotten, bestehen und stehe
ich diesem zufolge nicht an, die ganze Lage für die seröse Hülle
zu erklären, womit auch Coste und Gerbes einverstanden sind. Die
innere Lage des Chorions, die ich auch untersuchte, bestand aus
sich entwickelndem Bindegewebe und führte überall feine Blut-
gefässe
, eine Thatsache, die wir später verwerthen werden.

An die eben besprochene Beobachtung von Coste schliesst sichEi
von J. Müller.

ein Fall an, den Joh. Müller in seiner Physiologie II, St. 713 kurz be-
schrieben hat. Das betreffende Ei war 7--8''' gross, der Embryo
21/2''', der Nabelstrang 2/3 ''' dick und der Dottersack oder das
Nabelbläschen, Vesicula umbilicalis, wie dieses Gebilde
beim Menschen auch heisst, 11/2''' gross, ohne Dottergang, in breiter
Verbindung mit dem Darmkanal. Das Amnios umhüllte, von den
Rändern der weiten Bauchhöhle ausgehend, den Embryo ganz dicht,
bildete aber eine Scheide für den Stiel der Allantois oder den Nabel-
strang. Es waren drei Paar Kiemenbogen und Kiemenspal-
ten
vorhanden, und hinter denselben der hervorragende Herz-
schlauch
. Extremitäten werden nicht erwähnt. -- v. Baer und
R. Wagner schätzen, nach den von J. Müller gelieferten Daten, das
Ei auf 25 Tage. Meiner Ansicht zufolge kann dasselbe, in Anbe-
tracht der wenig vorgeschrittenen Entwicklung, nicht älter als drei
Wochen gewesen sein, und steht auf jeden Fall dem Ei von Coste
sehr nahe.

Ein nur wenig älteres Ei aus der dritten Schwangerschafts-Ei
von R. Wagner.

woche hat R. Wagner in den Icones physiologicae abgebildet (erste
Auflage, Tab. 8, zweite Aufl. Tab. 25). Das Ei mass fast 6''' und
der Embryo 2'''; der Dottersack war 1''' lang, oval und durch
einen kurzen, aber weiten Stiel, den Dottergang, mit dem schon
fast ganz geschlossenen Darme verbunden. Das mit kleinen mehr

Jüngste menschliche Embryonen.
überall gefässhaltig, besass aber keine Zotten, die äussere
Lamelle dagegen trug hohle, leicht verästelte Zotten und mündete
bemerkenswertherweise die Höhlung einer jeden Zotte an der der
Allantois zugewendeten Fläche dieser Haut durch ein rundes Loch
frei aus.

Durch die Gefälligkeit des Herrn Gerbes, des Mitarbeiters von
Coste, habe ich in diesem Frühjahre Gelegenheit gehabt, das Cho-
rion dieses Eies mit dem Mikroskope zu untersuchen. Hiebei zeigte
sich, dass die Zotten und die sie tragende Haut ganz und gar aus
epithelartigen Zellen, von derselben Beschaffenheit, wie die des Epi-
thels der späteren gefässhaltigen Chorionzotten, bestehen und stehe
ich diesem zufolge nicht an, die ganze Lage für die seröse Hülle
zu erklären, womit auch Coste und Gerbes einverstanden sind. Die
innere Lage des Chorions, die ich auch untersuchte, bestand aus
sich entwickelndem Bindegewebe und führte überall feine Blut-
gefässe
, eine Thatsache, die wir später verwerthen werden.

An die eben besprochene Beobachtung von Coste schliesst sichEi
von J. Müller.

ein Fall an, den Joh. Müller in seiner Physiologie II, St. 713 kurz be-
schrieben hat. Das betreffende Ei war 7—8‴ gross, der Embryo
2½‴, der Nabelstrang ⅔‴ dick und der Dottersack oder das
Nabelbläschen, Vesicula umbilicalis, wie dieses Gebilde
beim Menschen auch heisst, 1½‴ gross, ohne Dottergang, in breiter
Verbindung mit dem Darmkanal. Das Amnios umhüllte, von den
Rändern der weiten Bauchhöhle ausgehend, den Embryo ganz dicht,
bildete aber eine Scheide für den Stiel der Allantois oder den Nabel-
strang. Es waren drei Paar Kiemenbogen und Kiemenspal-
ten
vorhanden, und hinter denselben der hervorragende Herz-
schlauch
. Extremitäten werden nicht erwähnt. — v. Baer und
R. Wagner schätzen, nach den von J. Müller gelieferten Daten, das
Ei auf 25 Tage. Meiner Ansicht zufolge kann dasselbe, in Anbe-
tracht der wenig vorgeschrittenen Entwicklung, nicht älter als drei
Wochen gewesen sein, und steht auf jeden Fall dem Ei von Coste
sehr nahe.

Ein nur wenig älteres Ei aus der dritten Schwangerschafts-Ei
von R. Wagner.

woche hat R. Wagner in den Icones physiologicae abgebildet (erste
Auflage, Tab. 8, zweite Aufl. Tab. 25). Das Ei mass fast 6‴ und
der Embryo 2‴; der Dottersack war 1‴ lang, oval und durch
einen kurzen, aber weiten Stiel, den Dottergang, mit dem schon
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[127/0143] Jüngste menschliche Embryonen. überall gefässhaltig, besass aber keine Zotten, die äussere Lamelle dagegen trug hohle, leicht verästelte Zotten und mündete bemerkenswertherweise die Höhlung einer jeden Zotte an der der Allantois zugewendeten Fläche dieser Haut durch ein rundes Loch frei aus. Durch die Gefälligkeit des Herrn Gerbes, des Mitarbeiters von Coste, habe ich in diesem Frühjahre Gelegenheit gehabt, das Cho- rion dieses Eies mit dem Mikroskope zu untersuchen. Hiebei zeigte sich, dass die Zotten und die sie tragende Haut ganz und gar aus epithelartigen Zellen, von derselben Beschaffenheit, wie die des Epi- thels der späteren gefässhaltigen Chorionzotten, bestehen und stehe ich diesem zufolge nicht an, die ganze Lage für die seröse Hülle zu erklären, womit auch Coste und Gerbes einverstanden sind. Die innere Lage des Chorions, die ich auch untersuchte, bestand aus sich entwickelndem Bindegewebe und führte überall feine Blut- gefässe, eine Thatsache, die wir später verwerthen werden. An die eben besprochene Beobachtung von Coste schliesst sich ein Fall an, den Joh. Müller in seiner Physiologie II, St. 713 kurz be- schrieben hat. Das betreffende Ei war 7—8‴ gross, der Embryo 2½‴, der Nabelstrang ⅔‴ dick und der Dottersack oder das Nabelbläschen, Vesicula umbilicalis, wie dieses Gebilde beim Menschen auch heisst, 1½‴ gross, ohne Dottergang, in breiter Verbindung mit dem Darmkanal. Das Amnios umhüllte, von den Rändern der weiten Bauchhöhle ausgehend, den Embryo ganz dicht, bildete aber eine Scheide für den Stiel der Allantois oder den Nabel- strang. Es waren drei Paar Kiemenbogen und Kiemenspal- ten vorhanden, und hinter denselben der hervorragende Herz- schlauch. Extremitäten werden nicht erwähnt. — v. Baer und R. Wagner schätzen, nach den von J. Müller gelieferten Daten, das Ei auf 25 Tage. Meiner Ansicht zufolge kann dasselbe, in Anbe- tracht der wenig vorgeschrittenen Entwicklung, nicht älter als drei Wochen gewesen sein, und steht auf jeden Fall dem Ei von Coste sehr nahe. Ei von J. Müller. Ein nur wenig älteres Ei aus der dritten Schwangerschafts- woche hat R. Wagner in den Icones physiologicae abgebildet (erste Auflage, Tab. 8, zweite Aufl. Tab. 25). Das Ei mass fast 6‴ und der Embryo 2‴; der Dottersack war 1‴ lang, oval und durch einen kurzen, aber weiten Stiel, den Dottergang, mit dem schon fast ganz geschlossenen Darme verbunden. Das mit kleinen mehr Ei von R. Wagner.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/143>, abgerufen am 28.11.2024.