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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Siebenzehnte Vorlesung
einfachen Zöttchen besetzte Chorion enthielt eine ziemlich grosse
mit eiweissreicher Flüssigkeit gefüllte Höhle, in welcher der Embryo
mit Amnios und Dottersack, nur durch den kurzen Nabelstrang be-
festigt, frei enthalten war. Das Amnios umhüllte den Embryo nur
lose Die Allantois zeichnet Wagner als keulenförmige kurze Blase
durch den Nabelstrang durchschimmernd, doch ist über ihre Ge-
fässe und das genauere Verhalten der Blase nichts mitgetheilt.
Der Embryo selbst ist nach dem Rücken zu gekrümmt, zeigt drei
Kiemenspalten, Wolff'sche Körper, ganz kleine Anlagen der Extre-
mitäten, die drei Hirnblasen und die Gehörbläschen, aber nichts
vom Auge, und ist somit auf jeden Fall älter als die bisher beschrie-
benen, wenigstens möchte ich ihn, namentlich mit Bezug auf das
Verhalten des Dottersackes für älter als den vorhin beschriebenen
Müller'schen halten.

An diese jüngsten Eier mit ausgebildeteren Embryonen reihe
ich nun noch zwei Fälle von Coste und Thomson, die ebenfalls an
der Grenze der dritten und vierten Woche stehen. Auf Pl. II a hat
Ei von Coste
von 20--21 Ta-
gen.
Coste ein Ei von 1" Durchmesser, das auf 20--21 Tage geschätzt
wird, abgebildet. Der Embryo war so gekrümmt, dass er einen
starken Bogen bildete und der Kopf und das zugespitzte Schwanz-
ende einander nahe standen. Am Kopfe, welcher ziemlich vor-
tritt, und die zwei von Säugethieren schon früher beschriebenen
Krümmungen zeigt, unterscheidet man die Anlagen der Nasengru-
ben, des Auges und der Ohrbläschen, welche letztere Coste wie
mit einer Oeffnung zeichnet, die, wie ich Ihnen angab, bei Hühner-
embryonen an den primitiven Ohrbläschen beobachtet ist. Ausser-
dem finden sich vier Kiemenbogen, der erste gablig gespalten,
mit einem sogenannten oberen und unteren Kieferfortsatz,
welche die Mundöffnung zwischen sich haben, die von vorn noch
von dem schon erwähnten Stirnfortsatze begrenzt wird. Am Rumpfe
ist die Anlage der vordern Extremität als eine ganz leichte Er-
hebung zu sehen, von der hintern Extremität meldet Coste nichts.
Hinter den Kiemenbogen liegt in einer stark vorspringenden Herz-
höhle das Herz, dessen Kammer schon doppelt ist und an dem
man auch die Vorkammern unterscheidet. Weiter nach hinten er-
scheint die noch wenig entwickelte Leber und die durchscheinenden
Wolff'schen Körper. Der Bauch ist ziemlich weit offen und entsen-
det aus seinem Innern mit einem beträchtlich breiten und langen
Stiele den Dottersack, an dem die Gefässe deutlich zu sehen sind.

Siebenzehnte Vorlesung
einfachen Zöttchen besetzte Chorion enthielt eine ziemlich grosse
mit eiweissreicher Flüssigkeit gefüllte Höhle, in welcher der Embryo
mit Amnios und Dottersack, nur durch den kurzen Nabelstrang be-
festigt, frei enthalten war. Das Amnios umhüllte den Embryo nur
lose Die Allantois zeichnet Wagner als keulenförmige kurze Blase
durch den Nabelstrang durchschimmernd, doch ist über ihre Ge-
fässe und das genauere Verhalten der Blase nichts mitgetheilt.
Der Embryo selbst ist nach dem Rücken zu gekrümmt, zeigt drei
Kiemenspalten, Wolff’sche Körper, ganz kleine Anlagen der Extre-
mitäten, die drei Hirnblasen und die Gehörbläschen, aber nichts
vom Auge, und ist somit auf jeden Fall älter als die bisher beschrie-
benen, wenigstens möchte ich ihn, namentlich mit Bezug auf das
Verhalten des Dottersackes für älter als den vorhin beschriebenen
Müller’schen halten.

An diese jüngsten Eier mit ausgebildeteren Embryonen reihe
ich nun noch zwei Fälle von Coste und Thomson, die ebenfalls an
der Grenze der dritten und vierten Woche stehen. Auf Pl. II a hat
Ei von Coste
von 20—21 Ta-
gen.
Coste ein Ei von 1″ Durchmesser, das auf 20—21 Tage geschätzt
wird, abgebildet. Der Embryo war so gekrümmt, dass er einen
starken Bogen bildete und der Kopf und das zugespitzte Schwanz-
ende einander nahe standen. Am Kopfe, welcher ziemlich vor-
tritt, und die zwei von Säugethieren schon früher beschriebenen
Krümmungen zeigt, unterscheidet man die Anlagen der Nasengru-
ben, des Auges und der Ohrbläschen, welche letztere Coste wie
mit einer Oeffnung zeichnet, die, wie ich Ihnen angab, bei Hühner-
embryonen an den primitiven Ohrbläschen beobachtet ist. Ausser-
dem finden sich vier Kiemenbogen, der erste gablig gespalten,
mit einem sogenannten oberen und unteren Kieferfortsatz,
welche die Mundöffnung zwischen sich haben, die von vorn noch
von dem schon erwähnten Stirnfortsatze begrenzt wird. Am Rumpfe
ist die Anlage der vordern Extremität als eine ganz leichte Er-
hebung zu sehen, von der hintern Extremität meldet Coste nichts.
Hinter den Kiemenbogen liegt in einer stark vorspringenden Herz-
höhle das Herz, dessen Kammer schon doppelt ist und an dem
man auch die Vorkammern unterscheidet. Weiter nach hinten er-
scheint die noch wenig entwickelte Leber und die durchscheinenden
Wolff’schen Körper. Der Bauch ist ziemlich weit offen und entsen-
det aus seinem Innern mit einem beträchtlich breiten und langen
Stiele den Dottersack, an dem die Gefässe deutlich zu sehen sind.

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[128/0144] Siebenzehnte Vorlesung einfachen Zöttchen besetzte Chorion enthielt eine ziemlich grosse mit eiweissreicher Flüssigkeit gefüllte Höhle, in welcher der Embryo mit Amnios und Dottersack, nur durch den kurzen Nabelstrang be- festigt, frei enthalten war. Das Amnios umhüllte den Embryo nur lose Die Allantois zeichnet Wagner als keulenförmige kurze Blase durch den Nabelstrang durchschimmernd, doch ist über ihre Ge- fässe und das genauere Verhalten der Blase nichts mitgetheilt. Der Embryo selbst ist nach dem Rücken zu gekrümmt, zeigt drei Kiemenspalten, Wolff’sche Körper, ganz kleine Anlagen der Extre- mitäten, die drei Hirnblasen und die Gehörbläschen, aber nichts vom Auge, und ist somit auf jeden Fall älter als die bisher beschrie- benen, wenigstens möchte ich ihn, namentlich mit Bezug auf das Verhalten des Dottersackes für älter als den vorhin beschriebenen Müller’schen halten. An diese jüngsten Eier mit ausgebildeteren Embryonen reihe ich nun noch zwei Fälle von Coste und Thomson, die ebenfalls an der Grenze der dritten und vierten Woche stehen. Auf Pl. II a hat Coste ein Ei von 1″ Durchmesser, das auf 20—21 Tage geschätzt wird, abgebildet. Der Embryo war so gekrümmt, dass er einen starken Bogen bildete und der Kopf und das zugespitzte Schwanz- ende einander nahe standen. Am Kopfe, welcher ziemlich vor- tritt, und die zwei von Säugethieren schon früher beschriebenen Krümmungen zeigt, unterscheidet man die Anlagen der Nasengru- ben, des Auges und der Ohrbläschen, welche letztere Coste wie mit einer Oeffnung zeichnet, die, wie ich Ihnen angab, bei Hühner- embryonen an den primitiven Ohrbläschen beobachtet ist. Ausser- dem finden sich vier Kiemenbogen, der erste gablig gespalten, mit einem sogenannten oberen und unteren Kieferfortsatz, welche die Mundöffnung zwischen sich haben, die von vorn noch von dem schon erwähnten Stirnfortsatze begrenzt wird. Am Rumpfe ist die Anlage der vordern Extremität als eine ganz leichte Er- hebung zu sehen, von der hintern Extremität meldet Coste nichts. Hinter den Kiemenbogen liegt in einer stark vorspringenden Herz- höhle das Herz, dessen Kammer schon doppelt ist und an dem man auch die Vorkammern unterscheidet. Weiter nach hinten er- scheint die noch wenig entwickelte Leber und die durchscheinenden Wolff’schen Körper. Der Bauch ist ziemlich weit offen und entsen- det aus seinem Innern mit einem beträchtlich breiten und langen Stiele den Dottersack, an dem die Gefässe deutlich zu sehen sind. Ei von Coste von 20—21 Ta- gen.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/144>, abgerufen am 28.11.2024.