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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Zweiundzwanzigste Vorlesung.
lagen verbundenen Stücken, einem Körper, der etwas kleiner ist als
das, was in der Osteologie Wirbelkörper heisst, und zwei Bogen-
stücken, welche die Quer- und Gelenkfortsätze und die Gelenkflä-
chen für die Rippen tragen und deren Dornen noch lange knorpelig
bleiben. Noch bei neugeborenen Kindern findet man die knöchernen
Bogen, obwohl dicht an einander gelegen, nicht mit einander ver-
bunden und durch eine Knorpelmasse getrennt, und kommt die Ver-
schmelzung gewöhnlich erst während des ersten Jahres zu Stande,
so dass man bei Kindern aus dem zweiten Jahre die Bogen ver-
schmolzen und die Knochendornen in der Bildung begriffen findet.
Etwas später, vom dritten bis zum achten Jahre, vereinigt sich dann
auch der Körper mit den Bogen.

Ossification von
Atlas und Epi-
stropheus.
Wie bei der ersten Bildung, so verhalten sich der Atlas und
Epistropheus auch bei der Verknöcherung abweichend. Der Atlas
verknöchert von drei Puncten aus, von denen zwei die Stelle der
Bogen bei den anderen Wirbeln, der dritte die des Körpers einnimmt,
jedoch mit diesen keinen Vergleich aushält und auch sonst ganz sui
generis
da steht. Der Epistropheus hat die drei Kerne der anderen
Wirbel und ausserdem noch einen im Zahnfortsatz.

Ossification des
Os. sacrum,
Das Kreuzbein entwickelt sich aus fünf Wirbeln, welche alle
aus denselben drei Stücken hervorgehen wie die übrigen Wirbel,
zu denen dann bei den ersten drei Wirbeln noch accessorische Stücke
hinzukommen, die am vorderen Theile des seitlichen breiten An-
des Os. coccygis.hanges ihren Sitz haben. Bei den Steissbeinwirbeln endlich,
deren Verknöcherungszeit sehr variabel ist, bildet sich ursprüng-
lich nur ein Körper aus, und fehlen mit Ausnahme des ersten dieser
Wirbel die Bogenstücke ganz.

Accessorische
Knochenpuncte.
Zu den drei Knochenpuncten nun, welche die Hauptmasse der
Wirbel darstellen, gesellen sich nun nach der Geburt noch viele an-
dere accessorische, von den ich Ihnen ohne ausführliche Schilde-
rung nur bemerken will, dass dieselben an der Superficies auricu-
laris
des Os. sacrum, an den Spitzen aller Dorn- und Querfortsätze
(zum Theil doppelt), dann auch der Processus accessorii der Lenden-
wirbel, und, obschon nur vereinzelt und besonders an den Lendenwir-
beln, auch den Gelenkfortsätzen sich finden, im Ganzen erst spät (vom
achten bis fünfzehnten Jahre nach Schwegel, in den Sitzungsberichten
Wien Acad. 1858. St. 337) auftreten und erst bei der Vollendung
des Wachsthumes mit der Hauptmasse der Wirbel verschmelzen. Be-
sonders interessant sind die accessorischen Knochenpuncte, welche

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lagen verbundenen Stücken, einem Körper, der etwas kleiner ist als
das, was in der Osteologie Wirbelkörper heisst, und zwei Bogen-
stücken, welche die Quer- und Gelenkfortsätze und die Gelenkflä-
chen für die Rippen tragen und deren Dornen noch lange knorpelig
bleiben. Noch bei neugeborenen Kindern findet man die knöchernen
Bogen, obwohl dicht an einander gelegen, nicht mit einander ver-
bunden und durch eine Knorpelmasse getrennt, und kommt die Ver-
schmelzung gewöhnlich erst während des ersten Jahres zu Stande,
so dass man bei Kindern aus dem zweiten Jahre die Bogen ver-
schmolzen und die Knochendornen in der Bildung begriffen findet.
Etwas später, vom dritten bis zum achten Jahre, vereinigt sich dann
auch der Körper mit den Bogen.

Ossification von
Atlas und Epi-
stropheus.
Wie bei der ersten Bildung, so verhalten sich der Atlas und
Epistropheus auch bei der Verknöcherung abweichend. Der Atlas
verknöchert von drei Puncten aus, von denen zwei die Stelle der
Bogen bei den anderen Wirbeln, der dritte die des Körpers einnimmt,
jedoch mit diesen keinen Vergleich aushält und auch sonst ganz sui
generis
da steht. Der Epistropheus hat die drei Kerne der anderen
Wirbel und ausserdem noch einen im Zahnfortsatz.

Ossification des
Os. sacrum,
Das Kreuzbein entwickelt sich aus fünf Wirbeln, welche alle
aus denselben drei Stücken hervorgehen wie die übrigen Wirbel,
zu denen dann bei den ersten drei Wirbeln noch accessorische Stücke
hinzukommen, die am vorderen Theile des seitlichen breiten An-
des Os. coccygis.hanges ihren Sitz haben. Bei den Steissbeinwirbeln endlich,
deren Verknöcherungszeit sehr variabel ist, bildet sich ursprüng-
lich nur ein Körper aus, und fehlen mit Ausnahme des ersten dieser
Wirbel die Bogenstücke ganz.

Accessorische
Knochenpuncte.
Zu den drei Knochenpuncten nun, welche die Hauptmasse der
Wirbel darstellen, gesellen sich nun nach der Geburt noch viele an-
dere accessorische, von den ich Ihnen ohne ausführliche Schilde-
rung nur bemerken will, dass dieselben an der Superficies auricu-
laris
des Os. sacrum, an den Spitzen aller Dorn- und Querfortsätze
(zum Theil doppelt), dann auch der Processus accessorii der Lenden-
wirbel, und, obschon nur vereinzelt und besonders an den Lendenwir-
beln, auch den Gelenkfortsätzen sich finden, im Ganzen erst spät (vom
achten bis fünfzehnten Jahre nach Schwegel, in den Sitzungsberichten
Wien Acad. 1858. St. 337) auftreten und erst bei der Vollendung
des Wachsthumes mit der Hauptmasse der Wirbel verschmelzen. Be-
sonders interessant sind die accessorischen Knochenpuncte, welche

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[188/0204] Zweiundzwanzigste Vorlesung. lagen verbundenen Stücken, einem Körper, der etwas kleiner ist als das, was in der Osteologie Wirbelkörper heisst, und zwei Bogen- stücken, welche die Quer- und Gelenkfortsätze und die Gelenkflä- chen für die Rippen tragen und deren Dornen noch lange knorpelig bleiben. Noch bei neugeborenen Kindern findet man die knöchernen Bogen, obwohl dicht an einander gelegen, nicht mit einander ver- bunden und durch eine Knorpelmasse getrennt, und kommt die Ver- schmelzung gewöhnlich erst während des ersten Jahres zu Stande, so dass man bei Kindern aus dem zweiten Jahre die Bogen ver- schmolzen und die Knochendornen in der Bildung begriffen findet. Etwas später, vom dritten bis zum achten Jahre, vereinigt sich dann auch der Körper mit den Bogen. Wie bei der ersten Bildung, so verhalten sich der Atlas und Epistropheus auch bei der Verknöcherung abweichend. Der Atlas verknöchert von drei Puncten aus, von denen zwei die Stelle der Bogen bei den anderen Wirbeln, der dritte die des Körpers einnimmt, jedoch mit diesen keinen Vergleich aushält und auch sonst ganz sui generis da steht. Der Epistropheus hat die drei Kerne der anderen Wirbel und ausserdem noch einen im Zahnfortsatz. Ossification von Atlas und Epi- stropheus. Das Kreuzbein entwickelt sich aus fünf Wirbeln, welche alle aus denselben drei Stücken hervorgehen wie die übrigen Wirbel, zu denen dann bei den ersten drei Wirbeln noch accessorische Stücke hinzukommen, die am vorderen Theile des seitlichen breiten An- hanges ihren Sitz haben. Bei den Steissbeinwirbeln endlich, deren Verknöcherungszeit sehr variabel ist, bildet sich ursprüng- lich nur ein Körper aus, und fehlen mit Ausnahme des ersten dieser Wirbel die Bogenstücke ganz. Ossification des Os. sacrum, des Os. coccygis. Zu den drei Knochenpuncten nun, welche die Hauptmasse der Wirbel darstellen, gesellen sich nun nach der Geburt noch viele an- dere accessorische, von den ich Ihnen ohne ausführliche Schilde- rung nur bemerken will, dass dieselben an der Superficies auricu- laris des Os. sacrum, an den Spitzen aller Dorn- und Querfortsätze (zum Theil doppelt), dann auch der Processus accessorii der Lenden- wirbel, und, obschon nur vereinzelt und besonders an den Lendenwir- beln, auch den Gelenkfortsätzen sich finden, im Ganzen erst spät (vom achten bis fünfzehnten Jahre nach Schwegel, in den Sitzungsberichten Wien Acad. 1858. St. 337) auftreten und erst bei der Vollendung des Wachsthumes mit der Hauptmasse der Wirbel verschmelzen. Be- sonders interessant sind die accessorischen Knochenpuncte, welche Accessorische Knochenpuncte.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/204>, abgerufen am 23.11.2024.