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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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ihrem Innern, und geht auch die Entwicklung derselben im We-
sentlichen nach dem Plane der übrigen vor sich. Mehr abweichend
ist die Bildungsgeschichte des ersten Halswirbels, bei welchem, wieErster Halswir-
bel.

Rathke schon vor längerer Zeit (Entw. d. Natter) gezeigt hat. das
Stück, welches dem Körper entspricht, nicht mit dem Bogen des
Atlas, sondern mit dem Körper des zweiten Wirbels sich verbindet
und den Zahn des Epistropheus darstellt, eine Behauptung, die in
unsern Tagen auch dadurch eine Bestätigung gefunden hat, dass
nach H. Müller (Ueber das Vorkommen von Chordaresten beim Men-
schen nach der Geburt in Zeitschr. f. rat. Medic. III. Reihe, Bd. II,
S. 202) die Chorda durch den Zahn des Drehers und das Lig.
suspensorium dentis
aus der Wirbelsäule in die Schädelbasis über-
geht. Ein Ersatz wird aber beim Atlas dadurch geboten, dass die
beiden Bogen an der unteren Seite mit einander verwachsen und einen
Ring bilden, welcher den Zahn oder eigentlichen Körper des Atlas
umschliesst. Während somit die letzten Wirbel nur Wirbelkörper
sind, stellt der Atlas eigentlich nur einen Bogen dar.

Die Verknöcherung der Wirbelsäule beginnt am EndeVerknöcherung
der Wirbelsäule.

des zweiten oder Anfange des dritten Monates, und zwar ossificiren
die Wirbel im Allgemeinen von drei Puncten aus, je einem in den
Bogen und einem im Körper. Der letztere Knochenpunct bildet sich
in der Nähe der Chorda dorsalis, so dass man in gewissen Fällen an-
fangs zwei Kalkablagerungen bemerkt, die aber bald zusammen-
fliessen, wodurch dann eine kleine centrale Verkalkung des Knorpels
um den kleinen Chordarest herum entsteht. Gleichzeitig mit diesen
Ossificationspuncten bemerkt man auch Blutgefässe im Knorpel,
welche vom Perichondrium aus eindringen und sich schon vor der
Verknöcherung zu bilden scheinen. Sehr bald nun wird durch den
grösser werdenden Ossificationspunct die Chorda ganz verdrängt,
so dass man im Innern der Wirbelkörper bald nichts mehr als einen
Kalk- oder Knochenpunct findet (Fig. 89). Aehnliche Knochenpuncte
treten dann auch in den Bogen und zwar in jedem Bogen einer
auf und aus diesen drei Knochenpuncten geht die Hauptmasse des
Wirbels hervor. Ziemlich rasch wuchern nämlich diese Ossifica-
tionspuncte weiter, erreichen im vierten und fünften Monate die
Oberfläche des Knorpels und kommen auch einander immer näher,
wobei zu bemerken ist, dass von den Bogen aus auch die knorpeli-
gen Gelenk- und Querfortsätze verknöchern. So entwickeln sich
nach und nach knöcherne Wirbel, welche aus drei durch Knorpel-

Entwicklung des Knochensystems.
ihrem Innern, und geht auch die Entwicklung derselben im We-
sentlichen nach dem Plane der übrigen vor sich. Mehr abweichend
ist die Bildungsgeschichte des ersten Halswirbels, bei welchem, wieErster Halswir-
bel.

Rathke schon vor längerer Zeit (Entw. d. Natter) gezeigt hat. das
Stück, welches dem Körper entspricht, nicht mit dem Bogen des
Atlas, sondern mit dem Körper des zweiten Wirbels sich verbindet
und den Zahn des Epistropheus darstellt, eine Behauptung, die in
unsern Tagen auch dadurch eine Bestätigung gefunden hat, dass
nach H. Müller (Ueber das Vorkommen von Chordaresten beim Men-
schen nach der Geburt in Zeitschr. f. rat. Medic. III. Reihe, Bd. II,
S. 202) die Chorda durch den Zahn des Drehers und das Lig.
suspensorium dentis
aus der Wirbelsäule in die Schädelbasis über-
geht. Ein Ersatz wird aber beim Atlas dadurch geboten, dass die
beiden Bogen an der unteren Seite mit einander verwachsen und einen
Ring bilden, welcher den Zahn oder eigentlichen Körper des Atlas
umschliesst. Während somit die letzten Wirbel nur Wirbelkörper
sind, stellt der Atlas eigentlich nur einen Bogen dar.

Die Verknöcherung der Wirbelsäule beginnt am EndeVerknöcherung
der Wirbelsäule.

des zweiten oder Anfange des dritten Monates, und zwar ossificiren
die Wirbel im Allgemeinen von drei Puncten aus, je einem in den
Bogen und einem im Körper. Der letztere Knochenpunct bildet sich
in der Nähe der Chorda dorsalis, so dass man in gewissen Fällen an-
fangs zwei Kalkablagerungen bemerkt, die aber bald zusammen-
fliessen, wodurch dann eine kleine centrale Verkalkung des Knorpels
um den kleinen Chordarest herum entsteht. Gleichzeitig mit diesen
Ossificationspuncten bemerkt man auch Blutgefässe im Knorpel,
welche vom Perichondrium aus eindringen und sich schon vor der
Verknöcherung zu bilden scheinen. Sehr bald nun wird durch den
grösser werdenden Ossificationspunct die Chorda ganz verdrängt,
so dass man im Innern der Wirbelkörper bald nichts mehr als einen
Kalk- oder Knochenpunct findet (Fig. 89). Aehnliche Knochenpuncte
treten dann auch in den Bogen und zwar in jedem Bogen einer
auf und aus diesen drei Knochenpuncten geht die Hauptmasse des
Wirbels hervor. Ziemlich rasch wuchern nämlich diese Ossifica-
tionspuncte weiter, erreichen im vierten und fünften Monate die
Oberfläche des Knorpels und kommen auch einander immer näher,
wobei zu bemerken ist, dass von den Bogen aus auch die knorpeli-
gen Gelenk- und Querfortsätze verknöchern. So entwickeln sich
nach und nach knöcherne Wirbel, welche aus drei durch Knorpel-

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[187/0203] Entwicklung des Knochensystems. ihrem Innern, und geht auch die Entwicklung derselben im We- sentlichen nach dem Plane der übrigen vor sich. Mehr abweichend ist die Bildungsgeschichte des ersten Halswirbels, bei welchem, wie Rathke schon vor längerer Zeit (Entw. d. Natter) gezeigt hat. das Stück, welches dem Körper entspricht, nicht mit dem Bogen des Atlas, sondern mit dem Körper des zweiten Wirbels sich verbindet und den Zahn des Epistropheus darstellt, eine Behauptung, die in unsern Tagen auch dadurch eine Bestätigung gefunden hat, dass nach H. Müller (Ueber das Vorkommen von Chordaresten beim Men- schen nach der Geburt in Zeitschr. f. rat. Medic. III. Reihe, Bd. II, S. 202) die Chorda durch den Zahn des Drehers und das Lig. suspensorium dentis aus der Wirbelsäule in die Schädelbasis über- geht. Ein Ersatz wird aber beim Atlas dadurch geboten, dass die beiden Bogen an der unteren Seite mit einander verwachsen und einen Ring bilden, welcher den Zahn oder eigentlichen Körper des Atlas umschliesst. Während somit die letzten Wirbel nur Wirbelkörper sind, stellt der Atlas eigentlich nur einen Bogen dar. Erster Halswir- bel. Die Verknöcherung der Wirbelsäule beginnt am Ende des zweiten oder Anfange des dritten Monates, und zwar ossificiren die Wirbel im Allgemeinen von drei Puncten aus, je einem in den Bogen und einem im Körper. Der letztere Knochenpunct bildet sich in der Nähe der Chorda dorsalis, so dass man in gewissen Fällen an- fangs zwei Kalkablagerungen bemerkt, die aber bald zusammen- fliessen, wodurch dann eine kleine centrale Verkalkung des Knorpels um den kleinen Chordarest herum entsteht. Gleichzeitig mit diesen Ossificationspuncten bemerkt man auch Blutgefässe im Knorpel, welche vom Perichondrium aus eindringen und sich schon vor der Verknöcherung zu bilden scheinen. Sehr bald nun wird durch den grösser werdenden Ossificationspunct die Chorda ganz verdrängt, so dass man im Innern der Wirbelkörper bald nichts mehr als einen Kalk- oder Knochenpunct findet (Fig. 89). Aehnliche Knochenpuncte treten dann auch in den Bogen und zwar in jedem Bogen einer auf und aus diesen drei Knochenpuncten geht die Hauptmasse des Wirbels hervor. Ziemlich rasch wuchern nämlich diese Ossifica- tionspuncte weiter, erreichen im vierten und fünften Monate die Oberfläche des Knorpels und kommen auch einander immer näher, wobei zu bemerken ist, dass von den Bogen aus auch die knorpeli- gen Gelenk- und Querfortsätze verknöchern. So entwickeln sich nach und nach knöcherne Wirbel, welche aus drei durch Knorpel- Verknöcherung der Wirbelsäule.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/203>, abgerufen am 23.11.2024.