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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Knochensystems.
gebildet, dagegen verknöchert der Meckel'sche Fortsatz, geringe
Spuren von Kalkablagerungen abgerechnet, nie, erhält sich jedoch
während der ersten Hälfte des Fötallebens vollkommen gut und
schwindet nach Meckel erst im 8. Monate ganz, so dass von ihm
nichts als der lange Fortsatz des Hammers sich erhält.

An der Aussenseite des Meckel'schen Fortsatzes bildet sich
der Unterkiefer und steht dieser genau in demselben Verhält-Unterkiefer.
nisse zu ihm, wie die Deckknochen am Schädel zum Primordialcra-
nium. Von einem kleinen unscheinbaren Anfange an, der schon in
der zweiten Hälfte des zweiten Monates, mithin sehr früh, auftritt,
gestaltet sich derselbe bald zu einem länglichen, halbrinnenförmi-
gen, an der Aussenseite des Meckel'schen Fortsatzes gelegenen
Scherbchen, und wird schon im Anfange des dritten Monates grös-
ser als dieser, während zugleich seine verschiedenen Fortsätze sich
zu entwickeln beginnen. Nach Reichert soll übrigens zu der er-
wähnten äussern auch noch eine innere Lamelle dazu kommen, von
der ich, beim Menschen wenigstens, bisanhin nichts wahrzunehmen
im Stande war. Während des ganzen Embryonallebens besteht der
Unterkiefer aus zwei Hälften, die durch eine Art Synchondrose mit
einander vereint sind, doch verknöchert diese schon in den ersten
Monaten nach der Geburt. Bemerkenswerth ist auch, dass, obschon
der Unterkiefer nicht knorpelig vorgebildet ist, doch später am vor-
dern Ende, sowie am Gelenkkopfe, beim Kalbe auch am Winkel,
Knorpelbelege sich entwickeln und wie bei einem Röhrenknochen
das Längenwachsthum besorgen.

Der Oberkieferfortsatz des ersten Kiemenbogens lie-Gaumen- und
Flügelbeine.

fert, wie ich Ihnen schon früher bemerkte, die Gaumen- und Flü-
gelbeine
(Lamina interna Processus pterygoidei). Beide diese Kno-
chen entstehen, ohne knorpelig präformirt gewesen zu sein, nach
Art der Clavicula und der Deckknochen des Schädels am Ende
des zweiten Monates von je Einem Ossificationspuncte aus und be-
dürfen keiner detaillirteren Beschreibung.

Der Oberkiefer und das Wangenbein werden gewöhn-Oberkiefer,
Jochbein.

lich in ihren Beziehungen zum Oberkieferfortsatze dem Unter-
kiefer und Meckel'schen Knorpel verglichen, es ist jedoch unzwei-
felhaft, dass, wenn auch das Blastem, aus welchem die beiderlei
Knochen hervorgehen, dieselbe genetische Bedeutung hat, doch der
Oberkiefer in keiner so unmittelbaren Beziehung zum Gaumen- und
Flügelbeine steht, was in noch höherem Grade vom Wangenbeine

Entwicklung des Knochensystems.
gebildet, dagegen verknöchert der Meckel’sche Fortsatz, geringe
Spuren von Kalkablagerungen abgerechnet, nie, erhält sich jedoch
während der ersten Hälfte des Fötallebens vollkommen gut und
schwindet nach Meckel erst im 8. Monate ganz, so dass von ihm
nichts als der lange Fortsatz des Hammers sich erhält.

An der Aussenseite des Meckel’schen Fortsatzes bildet sich
der Unterkiefer und steht dieser genau in demselben Verhält-Unterkiefer.
nisse zu ihm, wie die Deckknochen am Schädel zum Primordialcra-
nium. Von einem kleinen unscheinbaren Anfange an, der schon in
der zweiten Hälfte des zweiten Monates, mithin sehr früh, auftritt,
gestaltet sich derselbe bald zu einem länglichen, halbrinnenförmi-
gen, an der Aussenseite des Meckel’schen Fortsatzes gelegenen
Scherbchen, und wird schon im Anfange des dritten Monates grös-
ser als dieser, während zugleich seine verschiedenen Fortsätze sich
zu entwickeln beginnen. Nach Reichert soll übrigens zu der er-
wähnten äussern auch noch eine innere Lamelle dazu kommen, von
der ich, beim Menschen wenigstens, bisanhin nichts wahrzunehmen
im Stande war. Während des ganzen Embryonallebens besteht der
Unterkiefer aus zwei Hälften, die durch eine Art Synchondrose mit
einander vereint sind, doch verknöchert diese schon in den ersten
Monaten nach der Geburt. Bemerkenswerth ist auch, dass, obschon
der Unterkiefer nicht knorpelig vorgebildet ist, doch später am vor-
dern Ende, sowie am Gelenkkopfe, beim Kalbe auch am Winkel,
Knorpelbelege sich entwickeln und wie bei einem Röhrenknochen
das Längenwachsthum besorgen.

Der Oberkieferfortsatz des ersten Kiemenbogens lie-Gaumen- und
Flügelbeine.

fert, wie ich Ihnen schon früher bemerkte, die Gaumen- und Flü-
gelbeine
(Lamina interna Processus pterygoidei). Beide diese Kno-
chen entstehen, ohne knorpelig präformirt gewesen zu sein, nach
Art der Clavicula und der Deckknochen des Schädels am Ende
des zweiten Monates von je Einem Ossificationspuncte aus und be-
dürfen keiner detaillirteren Beschreibung.

Der Oberkiefer und das Wangenbein werden gewöhn-Oberkiefer,
Jochbein.

lich in ihren Beziehungen zum Oberkieferfortsatze dem Unter-
kiefer und Meckel’schen Knorpel verglichen, es ist jedoch unzwei-
felhaft, dass, wenn auch das Blastem, aus welchem die beiderlei
Knochen hervorgehen, dieselbe genetische Bedeutung hat, doch der
Oberkiefer in keiner so unmittelbaren Beziehung zum Gaumen- und
Flügelbeine steht, was in noch höherem Grade vom Wangenbeine

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[217/0233] Entwicklung des Knochensystems. gebildet, dagegen verknöchert der Meckel’sche Fortsatz, geringe Spuren von Kalkablagerungen abgerechnet, nie, erhält sich jedoch während der ersten Hälfte des Fötallebens vollkommen gut und schwindet nach Meckel erst im 8. Monate ganz, so dass von ihm nichts als der lange Fortsatz des Hammers sich erhält. An der Aussenseite des Meckel’schen Fortsatzes bildet sich der Unterkiefer und steht dieser genau in demselben Verhält- nisse zu ihm, wie die Deckknochen am Schädel zum Primordialcra- nium. Von einem kleinen unscheinbaren Anfange an, der schon in der zweiten Hälfte des zweiten Monates, mithin sehr früh, auftritt, gestaltet sich derselbe bald zu einem länglichen, halbrinnenförmi- gen, an der Aussenseite des Meckel’schen Fortsatzes gelegenen Scherbchen, und wird schon im Anfange des dritten Monates grös- ser als dieser, während zugleich seine verschiedenen Fortsätze sich zu entwickeln beginnen. Nach Reichert soll übrigens zu der er- wähnten äussern auch noch eine innere Lamelle dazu kommen, von der ich, beim Menschen wenigstens, bisanhin nichts wahrzunehmen im Stande war. Während des ganzen Embryonallebens besteht der Unterkiefer aus zwei Hälften, die durch eine Art Synchondrose mit einander vereint sind, doch verknöchert diese schon in den ersten Monaten nach der Geburt. Bemerkenswerth ist auch, dass, obschon der Unterkiefer nicht knorpelig vorgebildet ist, doch später am vor- dern Ende, sowie am Gelenkkopfe, beim Kalbe auch am Winkel, Knorpelbelege sich entwickeln und wie bei einem Röhrenknochen das Längenwachsthum besorgen. Unterkiefer. Der Oberkieferfortsatz des ersten Kiemenbogens lie- fert, wie ich Ihnen schon früher bemerkte, die Gaumen- und Flü- gelbeine (Lamina interna Processus pterygoidei). Beide diese Kno- chen entstehen, ohne knorpelig präformirt gewesen zu sein, nach Art der Clavicula und der Deckknochen des Schädels am Ende des zweiten Monates von je Einem Ossificationspuncte aus und be- dürfen keiner detaillirteren Beschreibung. Gaumen- und Flügelbeine. Der Oberkiefer und das Wangenbein werden gewöhn- lich in ihren Beziehungen zum Oberkieferfortsatze dem Unter- kiefer und Meckel’schen Knorpel verglichen, es ist jedoch unzwei- felhaft, dass, wenn auch das Blastem, aus welchem die beiderlei Knochen hervorgehen, dieselbe genetische Bedeutung hat, doch der Oberkiefer in keiner so unmittelbaren Beziehung zum Gaumen- und Flügelbeine steht, was in noch höherem Grade vom Wangenbeine Oberkiefer, Jochbein.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/233>, abgerufen am 23.11.2024.