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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Sechsundzwanzigste Vorlesung.
auch ein Faserbündel, das von den vorderen Theilen desselben aus
zum rasch heranwachsenden Spinalganglion zieht, von welchem
Bidder u. Kupfer nicht ermitteln konnte, ob dasselbe vom Marke
gegen das Ganglion oder in umgekehrter Richtung sich entwickelt;
dagegen sah er die Fasern dieses Bündels oder der hinteren Wurzel
noch in den Hinterstrang hinein sich erstrecken und dann sich ver-
lieren, ohne dass eine Fortsetzung in die graue Substanz deutlich zu
machen war, wie sie in allen Stadien und auch in diesem bei der
vorderen Wurzel deutlich sich zeigte. deren Kern in der grauen Sub-
stanz in diesem Stadium schon sehr bestimmt sich abgrenzte, so dass
nun nicht zu verkennen war, dass die Zellen desselben die Anlagen
der grossen Nervenzellen der Vorderhörner sind. In der That ver-
folgte auch Bidder u. Kupfer Fasern der Vorderwurzeln bis zu diesen
Zellen. Ausserdem ist nun von diesem Stadium noch zu bemerken,
dass zwischen den Zellen der grauen Substanz eine Zwischensubstanz
deutlich war, das Epithel des Centralkanals schärfer abgegrenzt sich
zeigte (auch der Holzschnitt Fig. 127 gibt das Epithel nicht scharf
genug wieder), endlich, dass vom Spinalganglion auch peripherisch
ein Faserbündel ausging, das jedoch die vordere Wurzel noch nicht
erreichte.

Bei Schaafembryonen von 7--8''' zeigte sich die Masse der Vor-
derstränge noch einmal so dick als bei dem ebenbeschriebenen Em-
bryo und so weit nach hinten gewuchert, dass sie bis zur Austritts-
stelle der hinteren Wurzel hin reichte und die motorische Wurzel
ziemlich die Mitte derselben durchsetzte. Somit hatte der Vorder-
strang auch den Theil geliefert, den man den Seitenstrang nennt,
und ist von einem besonderen Auftreten desselben keine Rede. Auch
der Hinterstrang war übrigens gewachsen, jedoch lange nicht in
dem Maasse wie der Vorderstrang, und stand hinten von der Mittel-
linie etwas weiter ab als dieser. Von den übrigen Verhältnissen er-
wähne ich Ihnen, dass die eigenthümliche Erweiterung des Central-
kanals bei solchen Embryonen sich auszugleichen beginnt, sowie
dass das Epithel desselben nun vollkommen scharf abgegrenzt ist.
Man erkennt daher mit Bestimmtheit, dass dasselbe vorn bis dicht
an die Commissur reicht, wogegen dasselbe hinten nun allerdings
durch eine ganz dünne Lage grauer Substanz bedeckt erscheint, die,
wie mir scheint, der Vorläufer der sogenannten grauen Commissur
ist. Das Spinalganglion ist noch grösser und liegt nun ganz seitlich
am Marke; im Innern desselben zeigen sich jetzt ganz deutlich Fasern

Sechsundzwanzigste Vorlesung.
auch ein Faserbündel, das von den vorderen Theilen desselben aus
zum rasch heranwachsenden Spinalganglion zieht, von welchem
Bidder u. Kupfer nicht ermitteln konnte, ob dasselbe vom Marke
gegen das Ganglion oder in umgekehrter Richtung sich entwickelt;
dagegen sah er die Fasern dieses Bündels oder der hinteren Wurzel
noch in den Hinterstrang hinein sich erstrecken und dann sich ver-
lieren, ohne dass eine Fortsetzung in die graue Substanz deutlich zu
machen war, wie sie in allen Stadien und auch in diesem bei der
vorderen Wurzel deutlich sich zeigte. deren Kern in der grauen Sub-
stanz in diesem Stadium schon sehr bestimmt sich abgrenzte, so dass
nun nicht zu verkennen war, dass die Zellen desselben die Anlagen
der grossen Nervenzellen der Vorderhörner sind. In der That ver-
folgte auch Bidder u. Kupfer Fasern der Vorderwurzeln bis zu diesen
Zellen. Ausserdem ist nun von diesem Stadium noch zu bemerken,
dass zwischen den Zellen der grauen Substanz eine Zwischensubstanz
deutlich war, das Epithel des Centralkanals schärfer abgegrenzt sich
zeigte (auch der Holzschnitt Fig. 127 gibt das Epithel nicht scharf
genug wieder), endlich, dass vom Spinalganglion auch peripherisch
ein Faserbündel ausging, das jedoch die vordere Wurzel noch nicht
erreichte.

Bei Schaafembryonen von 7—8‴ zeigte sich die Masse der Vor-
derstränge noch einmal so dick als bei dem ebenbeschriebenen Em-
bryo und so weit nach hinten gewuchert, dass sie bis zur Austritts-
stelle der hinteren Wurzel hin reichte und die motorische Wurzel
ziemlich die Mitte derselben durchsetzte. Somit hatte der Vorder-
strang auch den Theil geliefert, den man den Seitenstrang nennt,
und ist von einem besonderen Auftreten desselben keine Rede. Auch
der Hinterstrang war übrigens gewachsen, jedoch lange nicht in
dem Maasse wie der Vorderstrang, und stand hinten von der Mittel-
linie etwas weiter ab als dieser. Von den übrigen Verhältnissen er-
wähne ich Ihnen, dass die eigenthümliche Erweiterung des Central-
kanals bei solchen Embryonen sich auszugleichen beginnt, sowie
dass das Epithel desselben nun vollkommen scharf abgegrenzt ist.
Man erkennt daher mit Bestimmtheit, dass dasselbe vorn bis dicht
an die Commissur reicht, wogegen dasselbe hinten nun allerdings
durch eine ganz dünne Lage grauer Substanz bedeckt erscheint, die,
wie mir scheint, der Vorläufer der sogenannten grauen Commissur
ist. Das Spinalganglion ist noch grösser und liegt nun ganz seitlich
am Marke; im Innern desselben zeigen sich jetzt ganz deutlich Fasern

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[254/0270] Sechsundzwanzigste Vorlesung. auch ein Faserbündel, das von den vorderen Theilen desselben aus zum rasch heranwachsenden Spinalganglion zieht, von welchem Bidder u. Kupfer nicht ermitteln konnte, ob dasselbe vom Marke gegen das Ganglion oder in umgekehrter Richtung sich entwickelt; dagegen sah er die Fasern dieses Bündels oder der hinteren Wurzel noch in den Hinterstrang hinein sich erstrecken und dann sich ver- lieren, ohne dass eine Fortsetzung in die graue Substanz deutlich zu machen war, wie sie in allen Stadien und auch in diesem bei der vorderen Wurzel deutlich sich zeigte. deren Kern in der grauen Sub- stanz in diesem Stadium schon sehr bestimmt sich abgrenzte, so dass nun nicht zu verkennen war, dass die Zellen desselben die Anlagen der grossen Nervenzellen der Vorderhörner sind. In der That ver- folgte auch Bidder u. Kupfer Fasern der Vorderwurzeln bis zu diesen Zellen. Ausserdem ist nun von diesem Stadium noch zu bemerken, dass zwischen den Zellen der grauen Substanz eine Zwischensubstanz deutlich war, das Epithel des Centralkanals schärfer abgegrenzt sich zeigte (auch der Holzschnitt Fig. 127 gibt das Epithel nicht scharf genug wieder), endlich, dass vom Spinalganglion auch peripherisch ein Faserbündel ausging, das jedoch die vordere Wurzel noch nicht erreichte. Bei Schaafembryonen von 7—8‴ zeigte sich die Masse der Vor- derstränge noch einmal so dick als bei dem ebenbeschriebenen Em- bryo und so weit nach hinten gewuchert, dass sie bis zur Austritts- stelle der hinteren Wurzel hin reichte und die motorische Wurzel ziemlich die Mitte derselben durchsetzte. Somit hatte der Vorder- strang auch den Theil geliefert, den man den Seitenstrang nennt, und ist von einem besonderen Auftreten desselben keine Rede. Auch der Hinterstrang war übrigens gewachsen, jedoch lange nicht in dem Maasse wie der Vorderstrang, und stand hinten von der Mittel- linie etwas weiter ab als dieser. Von den übrigen Verhältnissen er- wähne ich Ihnen, dass die eigenthümliche Erweiterung des Central- kanals bei solchen Embryonen sich auszugleichen beginnt, sowie dass das Epithel desselben nun vollkommen scharf abgegrenzt ist. Man erkennt daher mit Bestimmtheit, dass dasselbe vorn bis dicht an die Commissur reicht, wogegen dasselbe hinten nun allerdings durch eine ganz dünne Lage grauer Substanz bedeckt erscheint, die, wie mir scheint, der Vorläufer der sogenannten grauen Commissur ist. Das Spinalganglion ist noch grösser und liegt nun ganz seitlich am Marke; im Innern desselben zeigen sich jetzt ganz deutlich Fasern

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/270>, abgerufen am 24.11.2024.