genspalte und dem Sehnerven durchgeht. Fig. 140, 2 dagegen stellt einen Schnitt mitten durch den Sehnerven und die Augenspalte dar, an welchem somit eine untere Begrenzung der secundären Augen- blase fehlt und die Contour nur durch den Glaskörper gebildet wird. Der Sehnerv war an diesem Auge ungemein dickwandig und auf- wärts gebogen und mit einer verhältnissmässig weiten Höhlung ver- sehen, nichtsdestoweniger war er schon platt und breit.
Dieselbe Einstülpung wie die primitive Augenblase scheint nunBildung des Sehnerven. nach Huschke's Entdeckung (l. c. und Lehre v. d. Eingeweiden. St. 732) der Sehnerve zu erleiden. Ursprünglich ist derselbe hohl und führt in die Höhlung der primitiven Blase. Dann aber legt sich die untere Wand desselben an die obere, der Nerv wird platt und krümmt sich zugleich so, dass er eine nach unten offene Halbrinne bildet, welche in die Höhle der secundären Augenblase ausläuft. Endlich schliesst sich die Rinne und der Nerv wird wieder cylindrisch. Huschke hat nun freilich nicht angegeben, wodurch diese Umwand- lung des primitiven Sehnerven bewirkt werde, und eben so wenig hat Schöler über diese Verhältnisse Mittheilungen gemacht. Wenn man jedoch bedenkt, dass der Sehnerv die Vasa centralia retinae ent- hält, so wie dass die Vasa hyaloidea der Embryonen die unmittelbare Fortsetzung derselben sind, so kann wohl kaum bezweifelt werden, dass dieselbe Cutiswucherung, die die primitive Augenblase einstülpt und zur Bildung des Glaskörpers führt, auch noch am Sehnerven sich findet, denselben ebenfalls einstülpt und hier in den gefäss- haltigen Bindegewebsstrang im Innern sich umwandelt, wie sich diess in der That nach der eben vorhin Ihnen gemachten Mittheilung auch beim Hühnchen beobachten lässt. Bei dieser Auffassung wird es dann auch begreiflich, dass, obschon der Sehnerv ursprünglich mit der hinteren Wand der primitiven Augenblase in Verbindung steht, derselbe später doch mit der inneren d. h. vorderen Lamelle der secundären Augenblase in Vereinigung gefunden wird.
Ueber die weiteren Schicksale der zwei Blätter der secundärenBedeutung der 2 Blätter der secundären Augenblase. Augenblase, die von der Einstülpung der primitiven Blase herrüh- ren, von denen das innere viel dicker ist als das äussere (s. Fig. 137), sind die Ansichten noch sehr getheilt. Während Huschke und mit ihm Schöler der Ansicht ist, dass das äussere Blatt zur Stäbchenschicht, das innere zur eigentlichen Retina sich gestalte, hat Remak mit grosser Bestimmtheit sich dahin ausgesprochen, dass das
Entwicklung des Auges.
genspalte und dem Sehnerven durchgeht. Fig. 140, 2 dagegen stellt einen Schnitt mitten durch den Sehnerven und die Augenspalte dar, an welchem somit eine untere Begrenzung der secundären Augen- blase fehlt und die Contour nur durch den Glaskörper gebildet wird. Der Sehnerv war an diesem Auge ungemein dickwandig und auf- wärts gebogen und mit einer verhältnissmässig weiten Höhlung ver- sehen, nichtsdestoweniger war er schon platt und breit.
Dieselbe Einstülpung wie die primitive Augenblase scheint nunBildung des Sehnerven. nach Huschke’s Entdeckung (l. c. und Lehre v. d. Eingeweiden. St. 732) der Sehnerve zu erleiden. Ursprünglich ist derselbe hohl und führt in die Höhlung der primitiven Blase. Dann aber legt sich die untere Wand desselben an die obere, der Nerv wird platt und krümmt sich zugleich so, dass er eine nach unten offene Halbrinne bildet, welche in die Höhle der secundären Augenblase ausläuft. Endlich schliesst sich die Rinne und der Nerv wird wieder cylindrisch. Huschke hat nun freilich nicht angegeben, wodurch diese Umwand- lung des primitiven Sehnerven bewirkt werde, und eben so wenig hat Schöler über diese Verhältnisse Mittheilungen gemacht. Wenn man jedoch bedenkt, dass der Sehnerv die Vasa centralia retinae ent- hält, so wie dass die Vasa hyaloidea der Embryonen die unmittelbare Fortsetzung derselben sind, so kann wohl kaum bezweifelt werden, dass dieselbe Cutiswucherung, die die primitive Augenblase einstülpt und zur Bildung des Glaskörpers führt, auch noch am Sehnerven sich findet, denselben ebenfalls einstülpt und hier in den gefäss- haltigen Bindegewebsstrang im Innern sich umwandelt, wie sich diess in der That nach der eben vorhin Ihnen gemachten Mittheilung auch beim Hühnchen beobachten lässt. Bei dieser Auffassung wird es dann auch begreiflich, dass, obschon der Sehnerv ursprünglich mit der hinteren Wand der primitiven Augenblase in Verbindung steht, derselbe später doch mit der inneren d. h. vorderen Lamelle der secundären Augenblase in Vereinigung gefunden wird.
Ueber die weiteren Schicksale der zwei Blätter der secundärenBedeutung der 2 Blätter der secundären Augenblase. Augenblase, die von der Einstülpung der primitiven Blase herrüh- ren, von denen das innere viel dicker ist als das äussere (s. Fig. 137), sind die Ansichten noch sehr getheilt. Während Huschke und mit ihm Schöler der Ansicht ist, dass das äussere Blatt zur Stäbchenschicht, das innere zur eigentlichen Retina sich gestalte, hat Remak mit grosser Bestimmtheit sich dahin ausgesprochen, dass das
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0299"n="283"/><fwplace="top"type="header">Entwicklung des Auges.</fw><lb/>
genspalte und dem Sehnerven durchgeht. Fig. 140, 2 dagegen stellt<lb/>
einen Schnitt mitten durch den Sehnerven und die Augenspalte dar,<lb/>
an welchem somit eine untere Begrenzung der secundären Augen-<lb/>
blase fehlt und die Contour nur durch den Glaskörper gebildet wird.<lb/>
Der Sehnerv war an diesem Auge ungemein dickwandig und auf-<lb/>
wärts gebogen und mit einer verhältnissmässig weiten Höhlung ver-<lb/>
sehen, nichtsdestoweniger war er schon platt und breit.</p><lb/><p>Dieselbe Einstülpung wie die primitive Augenblase scheint nun<noteplace="right">Bildung des<lb/>
Sehnerven.</note><lb/>
nach <hirendition="#k">Huschke</hi>’s Entdeckung (l. c. und Lehre v. d. Eingeweiden. St. 732)<lb/>
der Sehnerve zu erleiden. Ursprünglich ist derselbe hohl und führt<lb/>
in die Höhlung der primitiven Blase. Dann aber legt sich die untere<lb/>
Wand desselben an die obere, der Nerv wird platt und krümmt<lb/>
sich zugleich so, dass er eine nach unten offene Halbrinne bildet,<lb/>
welche in die Höhle der secundären Augenblase ausläuft. Endlich<lb/>
schliesst sich die Rinne und der Nerv wird wieder cylindrisch.<lb/><hirendition="#k">Huschke</hi> hat nun freilich nicht angegeben, wodurch diese Umwand-<lb/>
lung des primitiven Sehnerven bewirkt werde, und eben so wenig<lb/>
hat <hirendition="#k">Schöler</hi> über diese Verhältnisse Mittheilungen gemacht. Wenn<lb/>
man jedoch bedenkt, dass der Sehnerv die <hirendition="#i">Vasa centralia retinae</hi> ent-<lb/>
hält, so wie dass die <hirendition="#i">Vasa hyaloidea</hi> der Embryonen die unmittelbare<lb/>
Fortsetzung derselben sind, so kann wohl kaum bezweifelt werden,<lb/>
dass dieselbe Cutiswucherung, die die primitive Augenblase einstülpt<lb/>
und zur Bildung des Glaskörpers führt, auch noch am Sehnerven<lb/>
sich findet, denselben ebenfalls einstülpt und hier in den gefäss-<lb/>
haltigen Bindegewebsstrang im Innern sich umwandelt, wie sich<lb/>
diess in der That nach der eben vorhin Ihnen gemachten Mittheilung<lb/>
auch beim Hühnchen beobachten lässt. Bei dieser Auffassung wird<lb/>
es dann auch begreiflich, dass, obschon der Sehnerv ursprünglich<lb/>
mit der hinteren Wand der primitiven Augenblase in Verbindung<lb/>
steht, derselbe später doch mit der inneren d. h. vorderen Lamelle<lb/>
der secundären Augenblase in Vereinigung gefunden wird.</p><lb/><p>Ueber die weiteren Schicksale der zwei Blätter der secundären<noteplace="right">Bedeutung<lb/>
der 2 Blätter<lb/>
der secundären<lb/>
Augenblase.</note><lb/>
Augenblase, die von der Einstülpung der primitiven Blase herrüh-<lb/>
ren, von denen das innere viel dicker ist als das äussere (s. Fig.<lb/>
137), sind die Ansichten noch sehr getheilt. Während <hirendition="#k">Huschke</hi><lb/>
und mit ihm <hirendition="#k">Schöler</hi> der Ansicht ist, dass das äussere Blatt zur<lb/>
Stäbchenschicht, das innere zur eigentlichen <hirendition="#i">Retina</hi> sich gestalte, hat<lb/><hirendition="#k">Remak</hi> mit grosser Bestimmtheit sich dahin ausgesprochen, dass das<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[283/0299]
Entwicklung des Auges.
genspalte und dem Sehnerven durchgeht. Fig. 140, 2 dagegen stellt
einen Schnitt mitten durch den Sehnerven und die Augenspalte dar,
an welchem somit eine untere Begrenzung der secundären Augen-
blase fehlt und die Contour nur durch den Glaskörper gebildet wird.
Der Sehnerv war an diesem Auge ungemein dickwandig und auf-
wärts gebogen und mit einer verhältnissmässig weiten Höhlung ver-
sehen, nichtsdestoweniger war er schon platt und breit.
Dieselbe Einstülpung wie die primitive Augenblase scheint nun
nach Huschke’s Entdeckung (l. c. und Lehre v. d. Eingeweiden. St. 732)
der Sehnerve zu erleiden. Ursprünglich ist derselbe hohl und führt
in die Höhlung der primitiven Blase. Dann aber legt sich die untere
Wand desselben an die obere, der Nerv wird platt und krümmt
sich zugleich so, dass er eine nach unten offene Halbrinne bildet,
welche in die Höhle der secundären Augenblase ausläuft. Endlich
schliesst sich die Rinne und der Nerv wird wieder cylindrisch.
Huschke hat nun freilich nicht angegeben, wodurch diese Umwand-
lung des primitiven Sehnerven bewirkt werde, und eben so wenig
hat Schöler über diese Verhältnisse Mittheilungen gemacht. Wenn
man jedoch bedenkt, dass der Sehnerv die Vasa centralia retinae ent-
hält, so wie dass die Vasa hyaloidea der Embryonen die unmittelbare
Fortsetzung derselben sind, so kann wohl kaum bezweifelt werden,
dass dieselbe Cutiswucherung, die die primitive Augenblase einstülpt
und zur Bildung des Glaskörpers führt, auch noch am Sehnerven
sich findet, denselben ebenfalls einstülpt und hier in den gefäss-
haltigen Bindegewebsstrang im Innern sich umwandelt, wie sich
diess in der That nach der eben vorhin Ihnen gemachten Mittheilung
auch beim Hühnchen beobachten lässt. Bei dieser Auffassung wird
es dann auch begreiflich, dass, obschon der Sehnerv ursprünglich
mit der hinteren Wand der primitiven Augenblase in Verbindung
steht, derselbe später doch mit der inneren d. h. vorderen Lamelle
der secundären Augenblase in Vereinigung gefunden wird.
Bildung des
Sehnerven.
Ueber die weiteren Schicksale der zwei Blätter der secundären
Augenblase, die von der Einstülpung der primitiven Blase herrüh-
ren, von denen das innere viel dicker ist als das äussere (s. Fig.
137), sind die Ansichten noch sehr getheilt. Während Huschke
und mit ihm Schöler der Ansicht ist, dass das äussere Blatt zur
Stäbchenschicht, das innere zur eigentlichen Retina sich gestalte, hat
Remak mit grosser Bestimmtheit sich dahin ausgesprochen, dass das
Bedeutung
der 2 Blätter
der secundären
Augenblase.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/299>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.