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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Dreissigste Vorlesung.
gänzlich sich abschnürt. Vielleicht ist die in der Fig. 152 dargestellte
Ausbuchtung nach innen sr der Sacculus rotundus.

Ueber die späteren Schicksale des Recessus vestibuli bei Säuge-
thieren ist bis jetzt nichts bekannt. Auch ich habe demselben bis

[Abbildung] Fig. 152.
jetzt keine grössere Aufmerksam-
keit geschenkt und ist alles, was
ich Ihnen weiter mittheilen kann
das, dass derselbe zur Zeit, wo
das Labyrinth schon deutlich ange-
legte halbkreisförmige Kanäle hat,
die Gestalt eines langen schmalen
Kanales besitzt (Fig. 152, rv), der
vom Vorhofe aus gerade nach
oben steigt und dann blind endigt.
Bei älteren Embryonen ist mir ein
solcher Kanal bis jetzt noch nicht zu Gesicht gekommen -- doch
muss ich bekennen, dass ich auch nicht speciell darnach gesucht
habe -- und vermuthe ich, dass derselbe bei Säugethieren vergeht,
um so mehr, da bei erwachsenen Geschöpfen von einer Verbindung
des häutigen Labyrinthes mit dem im Aquaeductus vestibuli enthal-
tenen Strange nichts bekannt ist.

Umhüllungen des
Labyrinthes.
Bevor ich weiter gehe, muss ich nun zuerst der Umhüllungen
des Labyrinthes gedenken. Ich habe Ihnen schon oben mitgetheilt,
dass das primitive Ohrbläschen beim Vogel einzig und allein aus dem
Hornblatte oder der embryonalen Epidermis hervorgeht, und dass
dasselbe auch beim jungen menschlichen Embryo keine zweite be-
sondere Hülle erkennen lässt. Es ist auch nicht im geringsten zu
bezweifeln, dass alle bis jetzt geschilderten Veränderungen einzig
und allein auf Rechnung von Wachsthumserscheinungen der ur-
sprünglichen epithelialen Membran kommen. Haben diese Verände-
rungen eine gewisse Stufe erreicht, so findet man das Labyrinth in
allen seinen Theilen von einer zarten bindegewebigen Membran, und

[Abbildung]

Fig. 152. Querschnitt durch einen Theil des Schädels und das Labyrinth
eines 81/2''' langen Rindsembryo 30mal vergr. ch Chorda in der noch wei-
chen Schädelbasis, sh Schädelhöhle, a Begrenzung der Höhlung in der Schä-
delwand, die die epitheliale Labyrinthblase b enthält, die an einigen Stellen et-
was von der Wand absteht, v Vestibulum, ss oberer halbkreisförmiger Kanal,
se äusserer halbkreisförmiger Kanal, rv Recessus vestibuli, sr Anlage des Sac-
culus rotundus?, c
Anlage der Schnecke, c' Ende der Anlage der Schnecke der
anderen Seite.

Dreissigste Vorlesung.
gänzlich sich abschnürt. Vielleicht ist die in der Fig. 152 dargestellte
Ausbuchtung nach innen sr der Sacculus rotundus.

Ueber die späteren Schicksale des Recessus vestibuli bei Säuge-
thieren ist bis jetzt nichts bekannt. Auch ich habe demselben bis

[Abbildung] Fig. 152.
jetzt keine grössere Aufmerksam-
keit geschenkt und ist alles, was
ich Ihnen weiter mittheilen kann
das, dass derselbe zur Zeit, wo
das Labyrinth schon deutlich ange-
legte halbkreisförmige Kanäle hat,
die Gestalt eines langen schmalen
Kanales besitzt (Fig. 152, rv), der
vom Vorhofe aus gerade nach
oben steigt und dann blind endigt.
Bei älteren Embryonen ist mir ein
solcher Kanal bis jetzt noch nicht zu Gesicht gekommen — doch
muss ich bekennen, dass ich auch nicht speciell darnach gesucht
habe — und vermuthe ich, dass derselbe bei Säugethieren vergeht,
um so mehr, da bei erwachsenen Geschöpfen von einer Verbindung
des häutigen Labyrinthes mit dem im Aquaeductus vestibuli enthal-
tenen Strange nichts bekannt ist.

Umhüllungen des
Labyrinthes.
Bevor ich weiter gehe, muss ich nun zuerst der Umhüllungen
des Labyrinthes gedenken. Ich habe Ihnen schon oben mitgetheilt,
dass das primitive Ohrbläschen beim Vogel einzig und allein aus dem
Hornblatte oder der embryonalen Epidermis hervorgeht, und dass
dasselbe auch beim jungen menschlichen Embryo keine zweite be-
sondere Hülle erkennen lässt. Es ist auch nicht im geringsten zu
bezweifeln, dass alle bis jetzt geschilderten Veränderungen einzig
und allein auf Rechnung von Wachsthumserscheinungen der ur-
sprünglichen epithelialen Membran kommen. Haben diese Verände-
rungen eine gewisse Stufe erreicht, so findet man das Labyrinth in
allen seinen Theilen von einer zarten bindegewebigen Membran, und

[Abbildung]

Fig. 152. Querschnitt durch einen Theil des Schädels und das Labyrinth
eines 8½‴ langen Rindsembryo 30mal vergr. ch Chorda in der noch wei-
chen Schädelbasis, sh Schädelhöhle, a Begrenzung der Höhlung in der Schä-
delwand, die die epitheliale Labyrinthblase b enthält, die an einigen Stellen et-
was von der Wand absteht, v Vestibulum, ss oberer halbkreisförmiger Kanal,
se äusserer halbkreisförmiger Kanal, rv Recessus vestibuli, sr Anlage des Sac-
culus rotundus?, c
Anlage der Schnecke, c′ Ende der Anlage der Schnecke der
anderen Seite.

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[308/0324] Dreissigste Vorlesung. gänzlich sich abschnürt. Vielleicht ist die in der Fig. 152 dargestellte Ausbuchtung nach innen sr der Sacculus rotundus. Ueber die späteren Schicksale des Recessus vestibuli bei Säuge- thieren ist bis jetzt nichts bekannt. Auch ich habe demselben bis [Abbildung Fig. 152.] jetzt keine grössere Aufmerksam- keit geschenkt und ist alles, was ich Ihnen weiter mittheilen kann das, dass derselbe zur Zeit, wo das Labyrinth schon deutlich ange- legte halbkreisförmige Kanäle hat, die Gestalt eines langen schmalen Kanales besitzt (Fig. 152, rv), der vom Vorhofe aus gerade nach oben steigt und dann blind endigt. Bei älteren Embryonen ist mir ein solcher Kanal bis jetzt noch nicht zu Gesicht gekommen — doch muss ich bekennen, dass ich auch nicht speciell darnach gesucht habe — und vermuthe ich, dass derselbe bei Säugethieren vergeht, um so mehr, da bei erwachsenen Geschöpfen von einer Verbindung des häutigen Labyrinthes mit dem im Aquaeductus vestibuli enthal- tenen Strange nichts bekannt ist. Bevor ich weiter gehe, muss ich nun zuerst der Umhüllungen des Labyrinthes gedenken. Ich habe Ihnen schon oben mitgetheilt, dass das primitive Ohrbläschen beim Vogel einzig und allein aus dem Hornblatte oder der embryonalen Epidermis hervorgeht, und dass dasselbe auch beim jungen menschlichen Embryo keine zweite be- sondere Hülle erkennen lässt. Es ist auch nicht im geringsten zu bezweifeln, dass alle bis jetzt geschilderten Veränderungen einzig und allein auf Rechnung von Wachsthumserscheinungen der ur- sprünglichen epithelialen Membran kommen. Haben diese Verände- rungen eine gewisse Stufe erreicht, so findet man das Labyrinth in allen seinen Theilen von einer zarten bindegewebigen Membran, und [Abbildung Fig. 152. Querschnitt durch einen Theil des Schädels und das Labyrinth eines 8½‴ langen Rindsembryo 30mal vergr. ch Chorda in der noch wei- chen Schädelbasis, sh Schädelhöhle, a Begrenzung der Höhlung in der Schä- delwand, die die epitheliale Labyrinthblase b enthält, die an einigen Stellen et- was von der Wand absteht, v Vestibulum, ss oberer halbkreisförmiger Kanal, se äusserer halbkreisförmiger Kanal, rv Recessus vestibuli, sr Anlage des Sac- culus rotundus?, c Anlage der Schnecke, c′ Ende der Anlage der Schnecke der anderen Seite.] Umhüllungen des Labyrinthes.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/324>, abgerufen am 24.11.2024.