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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Einunddreissigste Vorlesung.
ner noch erkennen, dass in derselben auch die Spindel, das Spi-
ralblatt, die Treppen und die bindegewebige Auskleidung dersel-
ben wenigstens in den ersten Spuren angedeutet sind. Man fin-
det nämlich, dass das innere Bindegewebe der Schnecke, das in
der Fig. 154 noch Eine zusammenhängende und gleichartige Masse
darstellte, nun in folgende Theile sich geschieden hat: 1) eine Um-
hüllung des Schneckenkanals selbst (a), welche in allen Windungen
der Schnecke deutlich ausgeprägt ist; 2) einen dichteren platten-
artigen Zug sp, der gegen die Axe der Schnecke verläuft, Gefässe
und das Ganglion spirale enthält und in der ersten halben Windung
schon so entwickelt ist, dass er deutlich als Anlage des Spiralblattes
erscheint; 3) eine äussere am Knorpel anliegende Membran (p), das
innere Perichondrium der Schnecke, die Andeutungen von Scheide-
wänden (s) zwischen die einzelnen Windungen des Schneckenkanals
in der Richtung gegen die Axe der Schnecke entsendet und 4) end-
lich eine gallertige Substanz (m), die jedoch nur in der ersten hal-
ben Windung deutlich ist, die um den Schneckenkanal und die An-
lage des Spiralblattes sich gebildet hat und die erste Anlage der
Treppen bezeichnet. Diese Gallertsubstanz bietet genau denselben
Bau dar, wie diejenige des Vorhofes und der halbkreisförmigen Ka-
näle und führt ebenfalls wie dort einzelne Blutgefässe. Da wo diese
Substanz vorhanden ist, lässt sich nun auch der Gegensatz zwischen
dem Modiolus und den äusseren Theilen deutlich erkennen, doch ist
auch an den anderen Gegenden die Axe des Organs durch ihren
Reichthum an Gefässen und einzelne Nervenzüge vor den anderen
Theilen ausgezeichnet.

Die Verhältnisse des Schneckenkanales selbst lassen sich nur an
stärker vergrösserten Präparaten erkennen und lege ich Ihnen daher
noch die Fig. 156 vor. Dieselbe zeigt, dass das Epithel des Schne-
ckenkanales an der Seite der Schneckenbasis viel dicker ist als an
der anderen, so wie dass dasselbe dort eine grössere und zwei
kleinere Aufwulstungen darbietet (e' e" e'''). Besonders auffallend
war das Vorkommen einer hellen structurlosen Schicht auf dem
grösseren Epithelialwulste, der sich leicht isolirte und von der Fläche
als eine feinstreifige Membran sich ergab, ein Gebilde, das mir an-
fangs sehr räthselhaft erschien, in dem ich dann aber bei Vergleichung
der Schnecken älterer Embryonen die von mir sogenannte Corti'sche
Membran erkannte (Handb. d. Geweb. 3. Aufl. St. 671), welche mit-
hin, da sie innerhalb des epithelialen Schneckenkanales sich ent-

Einunddreissigste Vorlesung.
ner noch erkennen, dass in derselben auch die Spindel, das Spi-
ralblatt, die Treppen und die bindegewebige Auskleidung dersel-
ben wenigstens in den ersten Spuren angedeutet sind. Man fin-
det nämlich, dass das innere Bindegewebe der Schnecke, das in
der Fig. 154 noch Eine zusammenhängende und gleichartige Masse
darstellte, nun in folgende Theile sich geschieden hat: 1) eine Um-
hüllung des Schneckenkanals selbst (a), welche in allen Windungen
der Schnecke deutlich ausgeprägt ist; 2) einen dichteren platten-
artigen Zug sp, der gegen die Axe der Schnecke verläuft, Gefässe
und das Ganglion spirale enthält und in der ersten halben Windung
schon so entwickelt ist, dass er deutlich als Anlage des Spiralblattes
erscheint; 3) eine äussere am Knorpel anliegende Membran (p), das
innere Perichondrium der Schnecke, die Andeutungen von Scheide-
wänden (s) zwischen die einzelnen Windungen des Schneckenkanals
in der Richtung gegen die Axe der Schnecke entsendet und 4) end-
lich eine gallertige Substanz (m), die jedoch nur in der ersten hal-
ben Windung deutlich ist, die um den Schneckenkanal und die An-
lage des Spiralblattes sich gebildet hat und die erste Anlage der
Treppen bezeichnet. Diese Gallertsubstanz bietet genau denselben
Bau dar, wie diejenige des Vorhofes und der halbkreisförmigen Ka-
näle und führt ebenfalls wie dort einzelne Blutgefässe. Da wo diese
Substanz vorhanden ist, lässt sich nun auch der Gegensatz zwischen
dem Modiolus und den äusseren Theilen deutlich erkennen, doch ist
auch an den anderen Gegenden die Axe des Organs durch ihren
Reichthum an Gefässen und einzelne Nervenzüge vor den anderen
Theilen ausgezeichnet.

Die Verhältnisse des Schneckenkanales selbst lassen sich nur an
stärker vergrösserten Präparaten erkennen und lege ich Ihnen daher
noch die Fig. 156 vor. Dieselbe zeigt, dass das Epithel des Schne-
ckenkanales an der Seite der Schneckenbasis viel dicker ist als an
der anderen, so wie dass dasselbe dort eine grössere und zwei
kleinere Aufwulstungen darbietet (e′ e″ e‴). Besonders auffallend
war das Vorkommen einer hellen structurlosen Schicht auf dem
grösseren Epithelialwulste, der sich leicht isolirte und von der Fläche
als eine feinstreifige Membran sich ergab, ein Gebilde, das mir an-
fangs sehr räthselhaft erschien, in dem ich dann aber bei Vergleichung
der Schnecken älterer Embryonen die von mir sogenannte Corti’sche
Membran erkannte (Handb. d. Geweb. 3. Aufl. St. 671), welche mit-
hin, da sie innerhalb des epithelialen Schneckenkanales sich ent-

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[316/0332] Einunddreissigste Vorlesung. ner noch erkennen, dass in derselben auch die Spindel, das Spi- ralblatt, die Treppen und die bindegewebige Auskleidung dersel- ben wenigstens in den ersten Spuren angedeutet sind. Man fin- det nämlich, dass das innere Bindegewebe der Schnecke, das in der Fig. 154 noch Eine zusammenhängende und gleichartige Masse darstellte, nun in folgende Theile sich geschieden hat: 1) eine Um- hüllung des Schneckenkanals selbst (a), welche in allen Windungen der Schnecke deutlich ausgeprägt ist; 2) einen dichteren platten- artigen Zug sp, der gegen die Axe der Schnecke verläuft, Gefässe und das Ganglion spirale enthält und in der ersten halben Windung schon so entwickelt ist, dass er deutlich als Anlage des Spiralblattes erscheint; 3) eine äussere am Knorpel anliegende Membran (p), das innere Perichondrium der Schnecke, die Andeutungen von Scheide- wänden (s) zwischen die einzelnen Windungen des Schneckenkanals in der Richtung gegen die Axe der Schnecke entsendet und 4) end- lich eine gallertige Substanz (m), die jedoch nur in der ersten hal- ben Windung deutlich ist, die um den Schneckenkanal und die An- lage des Spiralblattes sich gebildet hat und die erste Anlage der Treppen bezeichnet. Diese Gallertsubstanz bietet genau denselben Bau dar, wie diejenige des Vorhofes und der halbkreisförmigen Ka- näle und führt ebenfalls wie dort einzelne Blutgefässe. Da wo diese Substanz vorhanden ist, lässt sich nun auch der Gegensatz zwischen dem Modiolus und den äusseren Theilen deutlich erkennen, doch ist auch an den anderen Gegenden die Axe des Organs durch ihren Reichthum an Gefässen und einzelne Nervenzüge vor den anderen Theilen ausgezeichnet. Die Verhältnisse des Schneckenkanales selbst lassen sich nur an stärker vergrösserten Präparaten erkennen und lege ich Ihnen daher noch die Fig. 156 vor. Dieselbe zeigt, dass das Epithel des Schne- ckenkanales an der Seite der Schneckenbasis viel dicker ist als an der anderen, so wie dass dasselbe dort eine grössere und zwei kleinere Aufwulstungen darbietet (e′ e″ e‴). Besonders auffallend war das Vorkommen einer hellen structurlosen Schicht auf dem grösseren Epithelialwulste, der sich leicht isolirte und von der Fläche als eine feinstreifige Membran sich ergab, ein Gebilde, das mir an- fangs sehr räthselhaft erschien, in dem ich dann aber bei Vergleichung der Schnecken älterer Embryonen die von mir sogenannte Corti’sche Membran erkannte (Handb. d. Geweb. 3. Aufl. St. 671), welche mit- hin, da sie innerhalb des epithelialen Schneckenkanales sich ent-

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/332>, abgerufen am 24.11.2024.