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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Entwicklung des Geruchsorganes.
neren Nasenfortsatz geschlossen und das äussere Nasenloch rings-
herum abgegrenzt. Sondirt man mit einem Haare vom Nasenloche aus
gegen die Mundhöhle, so findet man, dass die Nasenfurche nicht
wirklich verwachsen ist, vielmehr ergibt sich, dass dieselbe zu einem
kurzen Kanale, dem Nasengange, umgewandelt ist und bei Be-Nasengang.
trachtung der Decke der Mundhöhle von unten nach Wegnahme der
Unterkieferfortsätze ergibt sich, dass diese Nasengänge durch zwei
Löcher, die die inneren Nasenlöcher heissen können, in denInnere Nasen-
löcher.

vordersten Theil der Mundhöhle dicht hinter den inneren Nasenfort-
sätzen des Stirnfortsatzes ausmünden. So ist nun das Geruchsorgan
selbst, oder genauer ausgedrückt das Labyrinth desselben, vollstän-
dig angelegt. Die spätere Ausbildung desselben beim Hühnchen zu
besprechen ist hier nicht der Ort und will ich Ihnen daher nur noch
anführen, dass nachträglich durch die Bildung des Gaumens auch
der obere Theil der primitiven Mundhöhle in das Gebiet des respira-
torischen Abschnittes der Nasenhöhle oder des Nasenganges gezogen
wird, der aber beim Hühnchen bei weitem nicht die Entwicklung
erreicht wie bei den Säugethieren, so wie ferner, dass durch die
weitere Ausbildung des Stirnfortsatzes und der äusseren Nasenfort-
sätze, die, wie Sie schon wissen (St. 211), die vordersten Enden
des Schädels darstellen, einerseits und der Ober- und Unterkiefer-
fortsätze andererseits, die alle mit einander später den Schnabel
darstellen, die Nasenhöhlen auch je länger je mehr an Ausdehnung
gewinnen.

Wir wenden uns nun zu den Säugethieren und dem Men-Entwicklung des
Geruchsorganes
bei den Säuge-
thieren und beim
Menschen.

schen und will ich, da ich gerade vom Menschen eine Reihe eigener
Erfahrungen besitze, mich vorzugsweise an diesen halten. Die pri-
mitiven Nasengrübchen der Säugethiere hat zuerst Rathke gesehen
und vortrefflich abgebildet (l. c. Taf. VII. Fig. 1 und 2) und nach
ihm sind dieselben dann noch von Bischoff beim Hunde und viel-
leicht auch von Reichert wahrgenommen worden; was dagegen den
Menschen anlangt, so ist mir keine Beobachtung und Abbildung der-
selben bekannt geworden und ist es daher wohl nicht ohne Bedeu-
tung, dass ich dieselben bei einem ausgezeichnet gut erhaltenen vier
Wochen alten Embryo, den ich der Güte meines Collegen, Dr. A.
Koch, verdanke, vollkommen gut ausgeprägt traf. Bei diesem Em-
bryo (Fig. 161) erkennt man in der Seitenansicht die Nasengrube (n)
ganz vorn am Kopfe als ein schon ziemlich tiefes Grübchen mit et-
was engerem Eingange, das, wie leicht nachweisbar war, von dem

Entwicklung des Geruchsorganes.
neren Nasenfortsatz geschlossen und das äussere Nasenloch rings-
herum abgegrenzt. Sondirt man mit einem Haare vom Nasenloche aus
gegen die Mundhöhle, so findet man, dass die Nasenfurche nicht
wirklich verwachsen ist, vielmehr ergibt sich, dass dieselbe zu einem
kurzen Kanale, dem Nasengange, umgewandelt ist und bei Be-Nasengang.
trachtung der Decke der Mundhöhle von unten nach Wegnahme der
Unterkieferfortsätze ergibt sich, dass diese Nasengänge durch zwei
Löcher, die die inneren Nasenlöcher heissen können, in denInnere Nasen-
löcher.

vordersten Theil der Mundhöhle dicht hinter den inneren Nasenfort-
sätzen des Stirnfortsatzes ausmünden. So ist nun das Geruchsorgan
selbst, oder genauer ausgedrückt das Labyrinth desselben, vollstän-
dig angelegt. Die spätere Ausbildung desselben beim Hühnchen zu
besprechen ist hier nicht der Ort und will ich Ihnen daher nur noch
anführen, dass nachträglich durch die Bildung des Gaumens auch
der obere Theil der primitiven Mundhöhle in das Gebiet des respira-
torischen Abschnittes der Nasenhöhle oder des Nasenganges gezogen
wird, der aber beim Hühnchen bei weitem nicht die Entwicklung
erreicht wie bei den Säugethieren, so wie ferner, dass durch die
weitere Ausbildung des Stirnfortsatzes und der äusseren Nasenfort-
sätze, die, wie Sie schon wissen (St. 211), die vordersten Enden
des Schädels darstellen, einerseits und der Ober- und Unterkiefer-
fortsätze andererseits, die alle mit einander später den Schnabel
darstellen, die Nasenhöhlen auch je länger je mehr an Ausdehnung
gewinnen.

Wir wenden uns nun zu den Säugethieren und dem Men-Entwicklung des
Geruchsorganes
bei den Säuge-
thieren und beim
Menschen.

schen und will ich, da ich gerade vom Menschen eine Reihe eigener
Erfahrungen besitze, mich vorzugsweise an diesen halten. Die pri-
mitiven Nasengrübchen der Säugethiere hat zuerst Rathke gesehen
und vortrefflich abgebildet (l. c. Taf. VII. Fig. 1 und 2) und nach
ihm sind dieselben dann noch von Bischoff beim Hunde und viel-
leicht auch von Reichert wahrgenommen worden; was dagegen den
Menschen anlangt, so ist mir keine Beobachtung und Abbildung der-
selben bekannt geworden und ist es daher wohl nicht ohne Bedeu-
tung, dass ich dieselben bei einem ausgezeichnet gut erhaltenen vier
Wochen alten Embryo, den ich der Güte meines Collegen, Dr. A.
Koch, verdanke, vollkommen gut ausgeprägt traf. Bei diesem Em-
bryo (Fig. 161) erkennt man in der Seitenansicht die Nasengrube (n)
ganz vorn am Kopfe als ein schon ziemlich tiefes Grübchen mit et-
was engerem Eingange, das, wie leicht nachweisbar war, von dem

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[331/0347] Entwicklung des Geruchsorganes. neren Nasenfortsatz geschlossen und das äussere Nasenloch rings- herum abgegrenzt. Sondirt man mit einem Haare vom Nasenloche aus gegen die Mundhöhle, so findet man, dass die Nasenfurche nicht wirklich verwachsen ist, vielmehr ergibt sich, dass dieselbe zu einem kurzen Kanale, dem Nasengange, umgewandelt ist und bei Be- trachtung der Decke der Mundhöhle von unten nach Wegnahme der Unterkieferfortsätze ergibt sich, dass diese Nasengänge durch zwei Löcher, die die inneren Nasenlöcher heissen können, in den vordersten Theil der Mundhöhle dicht hinter den inneren Nasenfort- sätzen des Stirnfortsatzes ausmünden. So ist nun das Geruchsorgan selbst, oder genauer ausgedrückt das Labyrinth desselben, vollstän- dig angelegt. Die spätere Ausbildung desselben beim Hühnchen zu besprechen ist hier nicht der Ort und will ich Ihnen daher nur noch anführen, dass nachträglich durch die Bildung des Gaumens auch der obere Theil der primitiven Mundhöhle in das Gebiet des respira- torischen Abschnittes der Nasenhöhle oder des Nasenganges gezogen wird, der aber beim Hühnchen bei weitem nicht die Entwicklung erreicht wie bei den Säugethieren, so wie ferner, dass durch die weitere Ausbildung des Stirnfortsatzes und der äusseren Nasenfort- sätze, die, wie Sie schon wissen (St. 211), die vordersten Enden des Schädels darstellen, einerseits und der Ober- und Unterkiefer- fortsätze andererseits, die alle mit einander später den Schnabel darstellen, die Nasenhöhlen auch je länger je mehr an Ausdehnung gewinnen. Nasengang. Innere Nasen- löcher. Wir wenden uns nun zu den Säugethieren und dem Men- schen und will ich, da ich gerade vom Menschen eine Reihe eigener Erfahrungen besitze, mich vorzugsweise an diesen halten. Die pri- mitiven Nasengrübchen der Säugethiere hat zuerst Rathke gesehen und vortrefflich abgebildet (l. c. Taf. VII. Fig. 1 und 2) und nach ihm sind dieselben dann noch von Bischoff beim Hunde und viel- leicht auch von Reichert wahrgenommen worden; was dagegen den Menschen anlangt, so ist mir keine Beobachtung und Abbildung der- selben bekannt geworden und ist es daher wohl nicht ohne Bedeu- tung, dass ich dieselben bei einem ausgezeichnet gut erhaltenen vier Wochen alten Embryo, den ich der Güte meines Collegen, Dr. A. Koch, verdanke, vollkommen gut ausgeprägt traf. Bei diesem Em- bryo (Fig. 161) erkennt man in der Seitenansicht die Nasengrube (n) ganz vorn am Kopfe als ein schon ziemlich tiefes Grübchen mit et- was engerem Eingange, das, wie leicht nachweisbar war, von dem Entwicklung des Geruchsorganes bei den Säuge- thieren und beim Menschen.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/347>, abgerufen am 23.11.2024.