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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Zweiunddreissigste Vorlesung.
mit dem embryonalen Nasengange zusammen, als unterer Nasengang.
Immerhin erkennt der Kundige selbst noch beim Erwachsenen das
fötale innere Nasenloch in der langen engen Spalte, die, zwischen der
unteren Muschel und dem Septum gelegen, aufwärts zum Labyrinthe
führt. Die Nasengaumengänge (ductus nasopalatini) im Canalis
incisivus
, die Sie aus der Anatomie der Erwachsenen kennen, sind
ein Rest der ursprünglichen Verbindung zwischen der Mundhöhle
und dem unteren respiratorischen Abschnitte der Nasenhöhle, doch
habe ich Ihnen zu bemerken, dass dieselben wider alles Erwar-
ten auch bei Embryonen nie von einer grösseren Weite gefunden
werden.

Weitere
Entwicklung des
Geruchs-
labyrinthes.
Das Labyrinth des Geruchsorganes entwickelt sich ganz und
gar aus dem die fötale Riechgrube auskleidenden Hornblatte, das wir
das Riechsäckchen nennen können, unter Mitbetheiligung des
vordersten Schädelendes. Während letzteres zum Stirnfortsatze und
den äusseren Nasenfortsätzen hervorwächst, vergrössert sich auch
das Säckchen in entsprechender Weise und entsteht so nach und
nach eine tiefer eindringende Grube. Der Stirnfortsatz wandelt sich
dann zur knorpeligen Scheidewand der Nasengegend des Primordial-
schädels um, an welcher später als Deckknochen der Vomer und die
Zwischenkiefer sich ausbilden, und aus den im Zusammenhange mit
dem oberen Rande des Septum verknorpelnden äusseren Nasenfort-
sätzen gestalten sich die Siebbeinlabyrinthe und die seitlichen Theile
der äusseren Nase, an denen als Belegknochen die Thränen- und
Nasenbeine entstehen. Die Muscheln treten schon im zweiten Monate
als knorpelige Auswüchse der Seitentheile der knorpeligen Nase auf,
mit deren Weiterwuchern das Hornblatt des Riechsäckchens immer
gleichen Schritt hält. Im dritten Monate ist das Labyrinth schon in
allen seinen wesentlichen Theilen zierlich ausgeprägt, immerhin
Nebenhöhlen
der Nase.
fehlen noch alle Nebenhöhlen, wie die Stirnhöhlen, Antrum Highmori,
Sinus sphenoidales
und ethmoidales. Die Bildung derselben fällt zum
Theil in eine viel spätere Zeit und geschieht dadurch, dass während
an den betreffenden Knochen durch Resorption Lücken und Höhlen
entstehen, die Schleimhaut des Labyrinthes Aussackungen bildet,
die immer genau den Knochen folgen. Am frühesten fällt die Bil-
dung der Sinus ethmoidales und des Antrum Highmori, die schon beim
sechs Monate alten Fötus in der ersten Anlage begriffen sind und die
ersteren rasch sich weiter entwickeln, so dass sie bei der Geburt
schon ganz gut ausgeprägt sind, wogegen die volle Ausbildung der

Zweiunddreissigste Vorlesung.
mit dem embryonalen Nasengange zusammen, als unterer Nasengang.
Immerhin erkennt der Kundige selbst noch beim Erwachsenen das
fötale innere Nasenloch in der langen engen Spalte, die, zwischen der
unteren Muschel und dem Septum gelegen, aufwärts zum Labyrinthe
führt. Die Nasengaumengänge (ductus nasopalatini) im Canalis
incisivus
, die Sie aus der Anatomie der Erwachsenen kennen, sind
ein Rest der ursprünglichen Verbindung zwischen der Mundhöhle
und dem unteren respiratorischen Abschnitte der Nasenhöhle, doch
habe ich Ihnen zu bemerken, dass dieselben wider alles Erwar-
ten auch bei Embryonen nie von einer grösseren Weite gefunden
werden.

Weitere
Entwicklung des
Geruchs-
labyrinthes.
Das Labyrinth des Geruchsorganes entwickelt sich ganz und
gar aus dem die fötale Riechgrube auskleidenden Hornblatte, das wir
das Riechsäckchen nennen können, unter Mitbetheiligung des
vordersten Schädelendes. Während letzteres zum Stirnfortsatze und
den äusseren Nasenfortsätzen hervorwächst, vergrössert sich auch
das Säckchen in entsprechender Weise und entsteht so nach und
nach eine tiefer eindringende Grube. Der Stirnfortsatz wandelt sich
dann zur knorpeligen Scheidewand der Nasengegend des Primordial-
schädels um, an welcher später als Deckknochen der Vomer und die
Zwischenkiefer sich ausbilden, und aus den im Zusammenhange mit
dem oberen Rande des Septum verknorpelnden äusseren Nasenfort-
sätzen gestalten sich die Siebbeinlabyrinthe und die seitlichen Theile
der äusseren Nase, an denen als Belegknochen die Thränen- und
Nasenbeine entstehen. Die Muscheln treten schon im zweiten Monate
als knorpelige Auswüchse der Seitentheile der knorpeligen Nase auf,
mit deren Weiterwuchern das Hornblatt des Riechsäckchens immer
gleichen Schritt hält. Im dritten Monate ist das Labyrinth schon in
allen seinen wesentlichen Theilen zierlich ausgeprägt, immerhin
Nebenhöhlen
der Nase.
fehlen noch alle Nebenhöhlen, wie die Stirnhöhlen, Antrum Highmori,
Sinus sphenoidales
und ethmoidales. Die Bildung derselben fällt zum
Theil in eine viel spätere Zeit und geschieht dadurch, dass während
an den betreffenden Knochen durch Resorption Lücken und Höhlen
entstehen, die Schleimhaut des Labyrinthes Aussackungen bildet,
die immer genau den Knochen folgen. Am frühesten fällt die Bil-
dung der Sinus ethmoidales und des Antrum Highmori, die schon beim
sechs Monate alten Fötus in der ersten Anlage begriffen sind und die
ersteren rasch sich weiter entwickeln, so dass sie bei der Geburt
schon ganz gut ausgeprägt sind, wogegen die volle Ausbildung der

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[334/0350] Zweiunddreissigste Vorlesung. mit dem embryonalen Nasengange zusammen, als unterer Nasengang. Immerhin erkennt der Kundige selbst noch beim Erwachsenen das fötale innere Nasenloch in der langen engen Spalte, die, zwischen der unteren Muschel und dem Septum gelegen, aufwärts zum Labyrinthe führt. Die Nasengaumengänge (ductus nasopalatini) im Canalis incisivus, die Sie aus der Anatomie der Erwachsenen kennen, sind ein Rest der ursprünglichen Verbindung zwischen der Mundhöhle und dem unteren respiratorischen Abschnitte der Nasenhöhle, doch habe ich Ihnen zu bemerken, dass dieselben wider alles Erwar- ten auch bei Embryonen nie von einer grösseren Weite gefunden werden. Das Labyrinth des Geruchsorganes entwickelt sich ganz und gar aus dem die fötale Riechgrube auskleidenden Hornblatte, das wir das Riechsäckchen nennen können, unter Mitbetheiligung des vordersten Schädelendes. Während letzteres zum Stirnfortsatze und den äusseren Nasenfortsätzen hervorwächst, vergrössert sich auch das Säckchen in entsprechender Weise und entsteht so nach und nach eine tiefer eindringende Grube. Der Stirnfortsatz wandelt sich dann zur knorpeligen Scheidewand der Nasengegend des Primordial- schädels um, an welcher später als Deckknochen der Vomer und die Zwischenkiefer sich ausbilden, und aus den im Zusammenhange mit dem oberen Rande des Septum verknorpelnden äusseren Nasenfort- sätzen gestalten sich die Siebbeinlabyrinthe und die seitlichen Theile der äusseren Nase, an denen als Belegknochen die Thränen- und Nasenbeine entstehen. Die Muscheln treten schon im zweiten Monate als knorpelige Auswüchse der Seitentheile der knorpeligen Nase auf, mit deren Weiterwuchern das Hornblatt des Riechsäckchens immer gleichen Schritt hält. Im dritten Monate ist das Labyrinth schon in allen seinen wesentlichen Theilen zierlich ausgeprägt, immerhin fehlen noch alle Nebenhöhlen, wie die Stirnhöhlen, Antrum Highmori, Sinus sphenoidales und ethmoidales. Die Bildung derselben fällt zum Theil in eine viel spätere Zeit und geschieht dadurch, dass während an den betreffenden Knochen durch Resorption Lücken und Höhlen entstehen, die Schleimhaut des Labyrinthes Aussackungen bildet, die immer genau den Knochen folgen. Am frühesten fällt die Bil- dung der Sinus ethmoidales und des Antrum Highmori, die schon beim sechs Monate alten Fötus in der ersten Anlage begriffen sind und die ersteren rasch sich weiter entwickeln, so dass sie bei der Geburt schon ganz gut ausgeprägt sind, wogegen die volle Ausbildung der Weitere Entwicklung des Geruchs- labyrinthes. Nebenhöhlen der Nase.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/350>, abgerufen am 22.11.2024.