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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Vierunddreissigste Vorlesung.
Differenzirung der Theile erscheint in der ganzen Ausbreitung der
Bauchhöhle als Begrenzungsschicht die Serosa, wobei nur das zu
bemerken ist, dass die innere Lage der Hautplatten der Bauchwand
später, nachdem das Einwachsen der Producte der Urwirbel in die-
selbe stattgefunden hat, ganz zur Bauchfelllage zu werden scheint
(vergl. St. 64), so wie dass die Mittelplatten in dem Theile, der zu den
Gekrösen sich gestaltet, auch vorzüglich nur das Peritonaeum lie-
fern. Diesem zufolge entsteht das Bauchfell nicht als ein ursprünglich
geschlossener Sack, in den die Eingeweide hineinwachsen, sondern
bildet sich gleich in toto sowohl mit seinem parietalen als visceralen
Blatte in loco und kann der alten Auffassung, die den Beschreibun-
gen des Bauchfelles in der Anatomie immer noch zu Grunde gelegt
wird, höchstens das zugegeben werden, dass die von den Eingewei-
den eingenommenen scheinbaren Einstülpungen des Bauchfelles im
Laufe der Zeit immer mehr sich vergrössern, in welchen Fällen je-
doch das Bauchfell nicht einfach mechanisch ausgedehnt wird, son-
dern selbständig mit wuchert.

Netze.Die Bildung der Netze ist durch die Untersuchungen von Me-
ckel
und J. Müller vor Allem aufgehellt worden. Von der ersten
Entwicklung des grossen Netzes wissen Sie bereits, dass dasselbe
ursprünglich nichts als das Magengekröse, Mesogastrium ist, auch
habe ich Ihnen geschildert, wie im Zusammenhange mit der Drehung
des Magens die erste Anlage des Netzbeutels entsteht. Da das Meso-
gastrium
ursprünglich von der Speiseröhre und dem Diaphragma bis
zum Pylorus reicht und das Duodenum an der hinteren Bauchwand
befestigt ist und nie ein Gekröse erhält, so muss, wenn mit der
Drehung des Magens zwischen demselben und dem Mesogastrium ein
spaltenförmiger Raum entsteht, dieser in der Gegend der kleinen
Curvatur durch eine kürzere Spalte sich öffnen. Im Zusammenhange
mit der Entwicklung der Leber vom Duodenum aus entsteht nun
aber auch noch von der kleinen Curvatur und vom Duodenum aus
eine zweite Bauchfellplatte, das kleine Netz und das Lig. hepato-duo-
denale
, durch welche auch über dem Magen ein geschlossener Raum
gebildet wird, der als Verlängerung des eigentlichen Netzbeutels er-
scheint. Diese Platte erstreckt sich vom rechten Rande der Speise-
röhre, der ganzen kleinen Curvatur und dem oberen Theile des Duo-
denum
zur Porta hepatis, zum ganzen hinteren Theile des Sulcus
longitudinalis sinister
, in dem der Ductus venosus liegt, und auch zum
Diaphragma zwischen der Speiseröhre und der genannten Furche,

Vierunddreissigste Vorlesung.
Differenzirung der Theile erscheint in der ganzen Ausbreitung der
Bauchhöhle als Begrenzungsschicht die Serosa, wobei nur das zu
bemerken ist, dass die innere Lage der Hautplatten der Bauchwand
später, nachdem das Einwachsen der Producte der Urwirbel in die-
selbe stattgefunden hat, ganz zur Bauchfelllage zu werden scheint
(vergl. St. 64), so wie dass die Mittelplatten in dem Theile, der zu den
Gekrösen sich gestaltet, auch vorzüglich nur das Peritonaeum lie-
fern. Diesem zufolge entsteht das Bauchfell nicht als ein ursprünglich
geschlossener Sack, in den die Eingeweide hineinwachsen, sondern
bildet sich gleich in toto sowohl mit seinem parietalen als visceralen
Blatte in loco und kann der alten Auffassung, die den Beschreibun-
gen des Bauchfelles in der Anatomie immer noch zu Grunde gelegt
wird, höchstens das zugegeben werden, dass die von den Eingewei-
den eingenommenen scheinbaren Einstülpungen des Bauchfelles im
Laufe der Zeit immer mehr sich vergrössern, in welchen Fällen je-
doch das Bauchfell nicht einfach mechanisch ausgedehnt wird, son-
dern selbständig mit wuchert.

Netze.Die Bildung der Netze ist durch die Untersuchungen von Me-
ckel
und J. Müller vor Allem aufgehellt worden. Von der ersten
Entwicklung des grossen Netzes wissen Sie bereits, dass dasselbe
ursprünglich nichts als das Magengekröse, Mesogastrium ist, auch
habe ich Ihnen geschildert, wie im Zusammenhange mit der Drehung
des Magens die erste Anlage des Netzbeutels entsteht. Da das Meso-
gastrium
ursprünglich von der Speiseröhre und dem Diaphragma bis
zum Pylorus reicht und das Duodenum an der hinteren Bauchwand
befestigt ist und nie ein Gekröse erhält, so muss, wenn mit der
Drehung des Magens zwischen demselben und dem Mesogastrium ein
spaltenförmiger Raum entsteht, dieser in der Gegend der kleinen
Curvatur durch eine kürzere Spalte sich öffnen. Im Zusammenhange
mit der Entwicklung der Leber vom Duodenum aus entsteht nun
aber auch noch von der kleinen Curvatur und vom Duodenum aus
eine zweite Bauchfellplatte, das kleine Netz und das Lig. hepato-duo-
denale
, durch welche auch über dem Magen ein geschlossener Raum
gebildet wird, der als Verlängerung des eigentlichen Netzbeutels er-
scheint. Diese Platte erstreckt sich vom rechten Rande der Speise-
röhre, der ganzen kleinen Curvatur und dem oberen Theile des Duo-
denum
zur Porta hepatis, zum ganzen hinteren Theile des Sulcus
longitudinalis sinister
, in dem der Ductus venosus liegt, und auch zum
Diaphragma zwischen der Speiseröhre und der genannten Furche,

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[366/0382] Vierunddreissigste Vorlesung. Differenzirung der Theile erscheint in der ganzen Ausbreitung der Bauchhöhle als Begrenzungsschicht die Serosa, wobei nur das zu bemerken ist, dass die innere Lage der Hautplatten der Bauchwand später, nachdem das Einwachsen der Producte der Urwirbel in die- selbe stattgefunden hat, ganz zur Bauchfelllage zu werden scheint (vergl. St. 64), so wie dass die Mittelplatten in dem Theile, der zu den Gekrösen sich gestaltet, auch vorzüglich nur das Peritonaeum lie- fern. Diesem zufolge entsteht das Bauchfell nicht als ein ursprünglich geschlossener Sack, in den die Eingeweide hineinwachsen, sondern bildet sich gleich in toto sowohl mit seinem parietalen als visceralen Blatte in loco und kann der alten Auffassung, die den Beschreibun- gen des Bauchfelles in der Anatomie immer noch zu Grunde gelegt wird, höchstens das zugegeben werden, dass die von den Eingewei- den eingenommenen scheinbaren Einstülpungen des Bauchfelles im Laufe der Zeit immer mehr sich vergrössern, in welchen Fällen je- doch das Bauchfell nicht einfach mechanisch ausgedehnt wird, son- dern selbständig mit wuchert. Die Bildung der Netze ist durch die Untersuchungen von Me- ckel und J. Müller vor Allem aufgehellt worden. Von der ersten Entwicklung des grossen Netzes wissen Sie bereits, dass dasselbe ursprünglich nichts als das Magengekröse, Mesogastrium ist, auch habe ich Ihnen geschildert, wie im Zusammenhange mit der Drehung des Magens die erste Anlage des Netzbeutels entsteht. Da das Meso- gastrium ursprünglich von der Speiseröhre und dem Diaphragma bis zum Pylorus reicht und das Duodenum an der hinteren Bauchwand befestigt ist und nie ein Gekröse erhält, so muss, wenn mit der Drehung des Magens zwischen demselben und dem Mesogastrium ein spaltenförmiger Raum entsteht, dieser in der Gegend der kleinen Curvatur durch eine kürzere Spalte sich öffnen. Im Zusammenhange mit der Entwicklung der Leber vom Duodenum aus entsteht nun aber auch noch von der kleinen Curvatur und vom Duodenum aus eine zweite Bauchfellplatte, das kleine Netz und das Lig. hepato-duo- denale, durch welche auch über dem Magen ein geschlossener Raum gebildet wird, der als Verlängerung des eigentlichen Netzbeutels er- scheint. Diese Platte erstreckt sich vom rechten Rande der Speise- röhre, der ganzen kleinen Curvatur und dem oberen Theile des Duo- denum zur Porta hepatis, zum ganzen hinteren Theile des Sulcus longitudinalis sinister, in dem der Ductus venosus liegt, und auch zum Diaphragma zwischen der Speiseröhre und der genannten Furche, Netze.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/382>, abgerufen am 22.11.2024.