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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Vierunddreissigste Vorlesung.
Mundöffnung der Fall ist, vielmehr ist dieselbe anfänglich die ge-
meinsame Ausmündung des gesammten Harn- und Geschlechtsappa-
rates und des Darmes und geht erst später in zwei besondere Aus-
gänge über, wie diess später bei den Geschlechtsorganen geschildert
werden soll.

Entwicklung der
Darmhäute.
Die Entwicklung der einzelnen Darmhäute und ihrer Anexa,
zu der wir zum Schlusse noch übergehen, habe ich schon vor Jahren
beim Menschen genauer verfolgt (Mikr. Anat. II, 2. St. 199--202)
und theile ich Ihnen die hauptsächlichsten der von mir gefundenen
Ergebnisse mit. Als allgemeine Bemerkung ist voranzustellen, dass
das embryonale Darmdrüsenblatt des Epithel und die zelligen Ele-
mente aller Darmdrüsen liefert, während die eigentliche Schleim-
haut, die Muscularis und die Serosa aus der Darmfaserschicht sich
entwickeln. Im Einzelnen gestalten sich nun die Verhältnisse fol-
gendermaassen.

Der Magen zeigt das Eigenthümliche, dass sein Epithel sammt
den Magensaftdrüsen, die von demselben aus sich entwickeln, bis
zum vierten Monate eine ganz getrennte Lage bildet, die in keiner
Verbindung mit der Faserhaut des Organes steht und derselben nur
anliegt. In der vierten Woche ist dieses Darmdrüsenblatt, wie es
mit vollem Rechte heissen kann, noch auf vollkommen embryonaler
Stufe ohne Spur von Drüsen und misst nicht mehr als 0,014''', von
da an wächst dasselbe jedoch rasch beträgt schon in der sieben-
ten bis achten Woche 0,03''', und zeigt in seinen äusseren Theilen
die ersten Anlagen der Magendrüsen in Gestalt zahlreicher kleiner
dicht beisammenstehender solider Epithelialfortsätze. In der drei-
zehnten Woche misst die ganze Drüsen- und Epitheliallage bereits
0,04--0,05''' und zeigt innen schon hohle Drüsenkanäle, während
die Enden der Drüsen noch solid sind. Von einer Verbindung der
Faserhaut mit der Drüsenlage war um diese Zeit noch nicht die ge-
ringste Andeutung vorhanden, ja es zeigte sich selbst im fünften
Monate die jetzt 0,06--0,1''' dicke Drüsen- und Epithelialschicht
als eine ganz selbständige Lage, die leicht in toto sich ablöste, doch
war nun zum ersten Male die ganze innere Oberfläche der Faserhaut
mit ungemein vielen cylindrischen Zöttchen besetzt, die eine Strecke
weit zwischen die Drüsenenden hineinragten. Zwischen dem fünften
und siebenten Monate entwickeln sich dann diese Zöttchen immer
mehr zwischen die Drüsen hinein, verschmelzen nach und nach von
ihrer Basis aus mit einander und bilden endlich ein vollkommenes

Vierunddreissigste Vorlesung.
Mundöffnung der Fall ist, vielmehr ist dieselbe anfänglich die ge-
meinsame Ausmündung des gesammten Harn- und Geschlechtsappa-
rates und des Darmes und geht erst später in zwei besondere Aus-
gänge über, wie diess später bei den Geschlechtsorganen geschildert
werden soll.

Entwicklung der
Darmhäute.
Die Entwicklung der einzelnen Darmhäute und ihrer Anexa,
zu der wir zum Schlusse noch übergehen, habe ich schon vor Jahren
beim Menschen genauer verfolgt (Mikr. Anat. II, 2. St. 199—202)
und theile ich Ihnen die hauptsächlichsten der von mir gefundenen
Ergebnisse mit. Als allgemeine Bemerkung ist voranzustellen, dass
das embryonale Darmdrüsenblatt des Epithel und die zelligen Ele-
mente aller Darmdrüsen liefert, während die eigentliche Schleim-
haut, die Muscularis und die Serosa aus der Darmfaserschicht sich
entwickeln. Im Einzelnen gestalten sich nun die Verhältnisse fol-
gendermaassen.

Der Magen zeigt das Eigenthümliche, dass sein Epithel sammt
den Magensaftdrüsen, die von demselben aus sich entwickeln, bis
zum vierten Monate eine ganz getrennte Lage bildet, die in keiner
Verbindung mit der Faserhaut des Organes steht und derselben nur
anliegt. In der vierten Woche ist dieses Darmdrüsenblatt, wie es
mit vollem Rechte heissen kann, noch auf vollkommen embryonaler
Stufe ohne Spur von Drüsen und misst nicht mehr als 0,014‴, von
da an wächst dasselbe jedoch rasch beträgt schon in der sieben-
ten bis achten Woche 0,03‴, und zeigt in seinen äusseren Theilen
die ersten Anlagen der Magendrüsen in Gestalt zahlreicher kleiner
dicht beisammenstehender solider Epithelialfortsätze. In der drei-
zehnten Woche misst die ganze Drüsen- und Epitheliallage bereits
0,04—0,05‴ und zeigt innen schon hohle Drüsenkanäle, während
die Enden der Drüsen noch solid sind. Von einer Verbindung der
Faserhaut mit der Drüsenlage war um diese Zeit noch nicht die ge-
ringste Andeutung vorhanden, ja es zeigte sich selbst im fünften
Monate die jetzt 0,06—0,1‴ dicke Drüsen- und Epithelialschicht
als eine ganz selbständige Lage, die leicht in toto sich ablöste, doch
war nun zum ersten Male die ganze innere Oberfläche der Faserhaut
mit ungemein vielen cylindrischen Zöttchen besetzt, die eine Strecke
weit zwischen die Drüsenenden hineinragten. Zwischen dem fünften
und siebenten Monate entwickeln sich dann diese Zöttchen immer
mehr zwischen die Drüsen hinein, verschmelzen nach und nach von
ihrer Basis aus mit einander und bilden endlich ein vollkommenes

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[368/0384] Vierunddreissigste Vorlesung. Mundöffnung der Fall ist, vielmehr ist dieselbe anfänglich die ge- meinsame Ausmündung des gesammten Harn- und Geschlechtsappa- rates und des Darmes und geht erst später in zwei besondere Aus- gänge über, wie diess später bei den Geschlechtsorganen geschildert werden soll. Die Entwicklung der einzelnen Darmhäute und ihrer Anexa, zu der wir zum Schlusse noch übergehen, habe ich schon vor Jahren beim Menschen genauer verfolgt (Mikr. Anat. II, 2. St. 199—202) und theile ich Ihnen die hauptsächlichsten der von mir gefundenen Ergebnisse mit. Als allgemeine Bemerkung ist voranzustellen, dass das embryonale Darmdrüsenblatt des Epithel und die zelligen Ele- mente aller Darmdrüsen liefert, während die eigentliche Schleim- haut, die Muscularis und die Serosa aus der Darmfaserschicht sich entwickeln. Im Einzelnen gestalten sich nun die Verhältnisse fol- gendermaassen. Entwicklung der Darmhäute. Der Magen zeigt das Eigenthümliche, dass sein Epithel sammt den Magensaftdrüsen, die von demselben aus sich entwickeln, bis zum vierten Monate eine ganz getrennte Lage bildet, die in keiner Verbindung mit der Faserhaut des Organes steht und derselben nur anliegt. In der vierten Woche ist dieses Darmdrüsenblatt, wie es mit vollem Rechte heissen kann, noch auf vollkommen embryonaler Stufe ohne Spur von Drüsen und misst nicht mehr als 0,014‴, von da an wächst dasselbe jedoch rasch beträgt schon in der sieben- ten bis achten Woche 0,03‴, und zeigt in seinen äusseren Theilen die ersten Anlagen der Magendrüsen in Gestalt zahlreicher kleiner dicht beisammenstehender solider Epithelialfortsätze. In der drei- zehnten Woche misst die ganze Drüsen- und Epitheliallage bereits 0,04—0,05‴ und zeigt innen schon hohle Drüsenkanäle, während die Enden der Drüsen noch solid sind. Von einer Verbindung der Faserhaut mit der Drüsenlage war um diese Zeit noch nicht die ge- ringste Andeutung vorhanden, ja es zeigte sich selbst im fünften Monate die jetzt 0,06—0,1‴ dicke Drüsen- und Epithelialschicht als eine ganz selbständige Lage, die leicht in toto sich ablöste, doch war nun zum ersten Male die ganze innere Oberfläche der Faserhaut mit ungemein vielen cylindrischen Zöttchen besetzt, die eine Strecke weit zwischen die Drüsenenden hineinragten. Zwischen dem fünften und siebenten Monate entwickeln sich dann diese Zöttchen immer mehr zwischen die Drüsen hinein, verschmelzen nach und nach von ihrer Basis aus mit einander und bilden endlich ein vollkommenes

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/384>, abgerufen am 22.11.2024.