Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Fünfunddreissigste Vorlesung. gleich auch immer kleiner werden, so dass im vierten Monatedie Bläschen 0,08--0,12''', im Anfange des fünften Monates nur noch 0,04--0,06''' höchstens 0,07''' messen. Um diese Zeit er- scheinen auch die Bläschen alle zu vieleckigen Läppchen von 0,24--0,48''' vereint, welche oft wieder kleinere Häufchen von vier bis fünf Bläschen unterscheiden lassen. Der Bau dieser Bläs- chen ist übrigens immer noch derselbe wie früher, nur dass ihre epitheliale Blase nur noch 0,02''' misst und ein Epithel von 0,010-- 0,016''' besitzt. Im sechsten Monate schreitet die Vermehrung der feineren Hohlräume der Lunge noch weiter fort und kann man nun die runden nur noch 0,025--0,03''' grossen und sehr dicht gelager- ten Enden der feinsten Bronchien schon als Lungenbläschen bezeichnen, um so mehr als sie nun ein Pflasterepithel von 0,004-- 0,005''' Dicke besitzen und auch zum Theil mit einander communi- ciren, was einfach daher rührt, dass nun die Sprossen der Drüsen- bläschen nicht mehr vollständig von einander sich sondern. Bis jetzt hatte die Lunge ganz den Typus einer gewöhnlichen traubenförmi- gen Drüse; auf einem gewissen Stadium angelangt ändert sich jedoch dieser Typus und entstehen die eigenthümlichen kleinsten Lungen- läppchen mit den innig vereinten und wie in einen gemeinschaft- lichen Hohlraum einmündenden Drüsenbläschen, den Luftzellen, dadurch, dass ein Bronchialende mit den betreffenden endständigen Drüsenbläschen Knospen treibt, die nicht mehr (wie früher) von ein- ander sich trennen und zu neuen gestielten Bläschen werden, son- dern alle mit einander verbunden bleiben und später wie in einen gemeinsamen Binnenraum einmünden. Die Bildung der Luftzellen und kleinsten Läppchen, im sechsten Monate beginnend, kommt erst in den letzten Monaten der Schwangerschaft zu seiner Vollendung, denn während die Luftzellen beim reifen Fötus kaum mehr betragen als im sechsten Monate und selbst in Lungen von Neugebornen, die schon geathmet haben, nur 0,03--0,06''' messen, nehmen die Läpp- chen selbst sehr bedeutend an Grösse zu, so dass die secundären Läppchen, die bei sechsmonatlichen Embryonen nur 1/4--1''' messen, bei Neugebornen schon 2--4''' und mehr betragen. Wie das Wachs- thum der Lunge nach der Geburt sich verhält, ist noch nicht unter- sucht, da jedoch die Lungenbläschen des Erwachsenen einen drei bis viermal grösseren Durchmesser besitzen als die des reifen Embryo, so ist wohl nicht zu bezweifeln, dass in der nachembryonalen Zeit keine neuen Luftbläschen mehr entstehen, vielmehr die ganze Volu- Fünfunddreissigste Vorlesung. gleich auch immer kleiner werden, so dass im vierten Monatedie Bläschen 0,08—0,12‴, im Anfange des fünften Monates nur noch 0,04—0,06‴ höchstens 0,07‴ messen. Um diese Zeit er- scheinen auch die Bläschen alle zu vieleckigen Läppchen von 0,24—0,48‴ vereint, welche oft wieder kleinere Häufchen von vier bis fünf Bläschen unterscheiden lassen. Der Bau dieser Bläs- chen ist übrigens immer noch derselbe wie früher, nur dass ihre epitheliale Blase nur noch 0,02‴ misst und ein Epithel von 0,010— 0,016‴ besitzt. Im sechsten Monate schreitet die Vermehrung der feineren Hohlräume der Lunge noch weiter fort und kann man nun die runden nur noch 0,025—0,03‴ grossen und sehr dicht gelager- ten Enden der feinsten Bronchien schon als Lungenbläschen bezeichnen, um so mehr als sie nun ein Pflasterepithel von 0,004— 0,005‴ Dicke besitzen und auch zum Theil mit einander communi- ciren, was einfach daher rührt, dass nun die Sprossen der Drüsen- bläschen nicht mehr vollständig von einander sich sondern. Bis jetzt hatte die Lunge ganz den Typus einer gewöhnlichen traubenförmi- gen Drüse; auf einem gewissen Stadium angelangt ändert sich jedoch dieser Typus und entstehen die eigenthümlichen kleinsten Lungen- läppchen mit den innig vereinten und wie in einen gemeinschaft- lichen Hohlraum einmündenden Drüsenbläschen, den Luftzellen, dadurch, dass ein Bronchialende mit den betreffenden endständigen Drüsenbläschen Knospen treibt, die nicht mehr (wie früher) von ein- ander sich trennen und zu neuen gestielten Bläschen werden, son- dern alle mit einander verbunden bleiben und später wie in einen gemeinsamen Binnenraum einmünden. Die Bildung der Luftzellen und kleinsten Läppchen, im sechsten Monate beginnend, kommt erst in den letzten Monaten der Schwangerschaft zu seiner Vollendung, denn während die Luftzellen beim reifen Fötus kaum mehr betragen als im sechsten Monate und selbst in Lungen von Neugebornen, die schon geathmet haben, nur 0,03—0,06‴ messen, nehmen die Läpp- chen selbst sehr bedeutend an Grösse zu, so dass die secundären Läppchen, die bei sechsmonatlichen Embryonen nur ¼—1‴ messen, bei Neugebornen schon 2—4‴ und mehr betragen. Wie das Wachs- thum der Lunge nach der Geburt sich verhält, ist noch nicht unter- sucht, da jedoch die Lungenbläschen des Erwachsenen einen drei bis viermal grösseren Durchmesser besitzen als die des reifen Embryo, so ist wohl nicht zu bezweifeln, dass in der nachembryonalen Zeit keine neuen Luftbläschen mehr entstehen, vielmehr die ganze Volu- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0394" n="378"/><fw place="top" type="header">Fünfunddreissigste Vorlesung.</fw><lb/> gleich auch immer kleiner werden, so dass im vierten Monate<lb/> die Bläschen 0,08—0,12‴, im Anfange des fünften Monates nur<lb/> noch 0,04—0,06‴ höchstens 0,07‴ messen. Um diese Zeit er-<lb/> scheinen auch die Bläschen alle zu vieleckigen <hi rendition="#g">Läppchen</hi> von<lb/> 0,24—0,48‴ vereint, welche oft wieder kleinere Häufchen von<lb/> vier bis fünf Bläschen unterscheiden lassen. 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Fünfunddreissigste Vorlesung.
gleich auch immer kleiner werden, so dass im vierten Monate
die Bläschen 0,08—0,12‴, im Anfange des fünften Monates nur
noch 0,04—0,06‴ höchstens 0,07‴ messen. Um diese Zeit er-
scheinen auch die Bläschen alle zu vieleckigen Läppchen von
0,24—0,48‴ vereint, welche oft wieder kleinere Häufchen von
vier bis fünf Bläschen unterscheiden lassen. Der Bau dieser Bläs-
chen ist übrigens immer noch derselbe wie früher, nur dass ihre
epitheliale Blase nur noch 0,02‴ misst und ein Epithel von 0,010—
0,016‴ besitzt. Im sechsten Monate schreitet die Vermehrung der
feineren Hohlräume der Lunge noch weiter fort und kann man nun
die runden nur noch 0,025—0,03‴ grossen und sehr dicht gelager-
ten Enden der feinsten Bronchien schon als Lungenbläschen
bezeichnen, um so mehr als sie nun ein Pflasterepithel von 0,004—
0,005‴ Dicke besitzen und auch zum Theil mit einander communi-
ciren, was einfach daher rührt, dass nun die Sprossen der Drüsen-
bläschen nicht mehr vollständig von einander sich sondern. Bis jetzt
hatte die Lunge ganz den Typus einer gewöhnlichen traubenförmi-
gen Drüse; auf einem gewissen Stadium angelangt ändert sich jedoch
dieser Typus und entstehen die eigenthümlichen kleinsten Lungen-
läppchen mit den innig vereinten und wie in einen gemeinschaft-
lichen Hohlraum einmündenden Drüsenbläschen, den Luftzellen,
dadurch, dass ein Bronchialende mit den betreffenden endständigen
Drüsenbläschen Knospen treibt, die nicht mehr (wie früher) von ein-
ander sich trennen und zu neuen gestielten Bläschen werden, son-
dern alle mit einander verbunden bleiben und später wie in einen
gemeinsamen Binnenraum einmünden. Die Bildung der Luftzellen
und kleinsten Läppchen, im sechsten Monate beginnend, kommt erst
in den letzten Monaten der Schwangerschaft zu seiner Vollendung,
denn während die Luftzellen beim reifen Fötus kaum mehr betragen
als im sechsten Monate und selbst in Lungen von Neugebornen, die
schon geathmet haben, nur 0,03—0,06‴ messen, nehmen die Läpp-
chen selbst sehr bedeutend an Grösse zu, so dass die secundären
Läppchen, die bei sechsmonatlichen Embryonen nur ¼—1‴ messen,
bei Neugebornen schon 2—4‴ und mehr betragen. Wie das Wachs-
thum der Lunge nach der Geburt sich verhält, ist noch nicht unter-
sucht, da jedoch die Lungenbläschen des Erwachsenen einen drei bis
viermal grösseren Durchmesser besitzen als die des reifen Embryo,
so ist wohl nicht zu bezweifeln, dass in der nachembryonalen Zeit
keine neuen Luftbläschen mehr entstehen, vielmehr die ganze Volu-
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