menszunahme des Organes bis zur vollen Ausbildung des Körpers einzig und allein auf Rechnung des Wachsthumes der schon vorhan- denen Elemente zu setzen ist.
Die Entwicklung der Pleura haben Sie sich eben so zu den-Pleura. ken wie die des Bauchfells, und erinnere ich Sie bei dieser Gele- genheit daran, dass die Pleuro-peritonealhöhle, die durch Spaltung der Seitenplatten der Embryonalanlage entsteht (Vorl. IX) ursprüng- lich eins ist. Wäre die Bildung des Zwerchfelles genau bekannt, so liesse sich sagen, ob die Lungen bei ihrem ersten Auftreten in der primitiven Pleuro-peritonealhöhle liegen oder nicht, so aber kann man für einmal nur so viel aussprechen, dass von dem Momente an, wo das Diaphragma auftritt, die Lungen in einem geschlosse- nen Brustraume liegen. Dieser Raum ist in dem Theile, der die Lungen enthält, anfänglich sehr klein, aber wie es scheint selbst in dem Stadium, das die Fig. 183 darstellt, doppelt und durch die Speiseröhre und zum Theil den Herzbeutel getheilt, während später vor allem das Herz die Scheidung desselben übernimmt und als Auskleidung desselben sondert sich dann später an allen denselben begrenzenden Theilen eine besondere seröse Haut, die schon in der zehnten Woche deutlich ist.
Zum Schlusse noch einige Bemerkungen über den KehlkopfKehlkopf. und die Luftröhre. Der Kehlkopf wird beim Menschen am Ende der fünften und in der sechsten Woche deutlich als eine längliche Anschwellung am Anfange der Luftröhre, die vom Schlunde aus einen von zwei Wülsten begrenzten spaltenförmigen Eingang zeigt (Coste, Hist. du devel. Pl. IV, a. Fig. 5). Schon am Ende der sechsten Woche sah ich den Kehlkopf rundlich und verhältnissmässig stark vortretend und zu beiden Seiten des Einganges waren nun auch zwei stärkere Aufwulstungen zu sehen, die Anlagen der Cartilagines arytaenoideae, während vor demselben eine schwache Querleiste die Gegend bezeichnete, wo später die Epiglottis entsteht. Nach Rei- chert sollen die genannten Knorpel, ähnlich wie die Zunge an der Innenseite des ersten Kiemenbogens, als Wucherungen innen am dritten Bogen entstehen, eine Ansicht, der ich mich für den Kehl- deckel anschliessen kann; was dagegen den Kehlkopf selbst mit allen seinen Theilen betrifft, so scheint es mir unmöglich zu bezweifeln, dass derselbe in der nämlichen Weise wie die Trachea aus dem un- tersten Ende des Schlundes hervorgeht und keine directe Beziehung zu einem Kiemenbogen besitzt. -- In der achten bis neunten Woche
Entwicklung der Darmdrüsen.
menszunahme des Organes bis zur vollen Ausbildung des Körpers einzig und allein auf Rechnung des Wachsthumes der schon vorhan- denen Elemente zu setzen ist.
Die Entwicklung der Pleura haben Sie sich eben so zu den-Pleura. ken wie die des Bauchfells, und erinnere ich Sie bei dieser Gele- genheit daran, dass die Pleuro-peritonealhöhle, die durch Spaltung der Seitenplatten der Embryonalanlage entsteht (Vorl. IX) ursprüng- lich eins ist. Wäre die Bildung des Zwerchfelles genau bekannt, so liesse sich sagen, ob die Lungen bei ihrem ersten Auftreten in der primitiven Pleuro-peritonealhöhle liegen oder nicht, so aber kann man für einmal nur so viel aussprechen, dass von dem Momente an, wo das Diaphragma auftritt, die Lungen in einem geschlosse- nen Brustraume liegen. Dieser Raum ist in dem Theile, der die Lungen enthält, anfänglich sehr klein, aber wie es scheint selbst in dem Stadium, das die Fig. 183 darstellt, doppelt und durch die Speiseröhre und zum Theil den Herzbeutel getheilt, während später vor allem das Herz die Scheidung desselben übernimmt und als Auskleidung desselben sondert sich dann später an allen denselben begrenzenden Theilen eine besondere seröse Haut, die schon in der zehnten Woche deutlich ist.
Zum Schlusse noch einige Bemerkungen über den KehlkopfKehlkopf. und die Luftröhre. Der Kehlkopf wird beim Menschen am Ende der fünften und in der sechsten Woche deutlich als eine längliche Anschwellung am Anfange der Luftröhre, die vom Schlunde aus einen von zwei Wülsten begrenzten spaltenförmigen Eingang zeigt (Coste, Hist. du dével. Pl. IV, a. Fig. 5). Schon am Ende der sechsten Woche sah ich den Kehlkopf rundlich und verhältnissmässig stark vortretend und zu beiden Seiten des Einganges waren nun auch zwei stärkere Aufwulstungen zu sehen, die Anlagen der Cartilagines arytaenoideae, während vor demselben eine schwache Querleiste die Gegend bezeichnete, wo später die Epiglottis entsteht. Nach Rei- chert sollen die genannten Knorpel, ähnlich wie die Zunge an der Innenseite des ersten Kiemenbogens, als Wucherungen innen am dritten Bogen entstehen, eine Ansicht, der ich mich für den Kehl- deckel anschliessen kann; was dagegen den Kehlkopf selbst mit allen seinen Theilen betrifft, so scheint es mir unmöglich zu bezweifeln, dass derselbe in der nämlichen Weise wie die Trachea aus dem un- tersten Ende des Schlundes hervorgeht und keine directe Beziehung zu einem Kiemenbogen besitzt. — In der achten bis neunten Woche
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Entwicklung der Darmdrüsen.
menszunahme des Organes bis zur vollen Ausbildung des Körpers
einzig und allein auf Rechnung des Wachsthumes der schon vorhan-
denen Elemente zu setzen ist.
Die Entwicklung der Pleura haben Sie sich eben so zu den-
ken wie die des Bauchfells, und erinnere ich Sie bei dieser Gele-
genheit daran, dass die Pleuro-peritonealhöhle, die durch Spaltung
der Seitenplatten der Embryonalanlage entsteht (Vorl. IX) ursprüng-
lich eins ist. Wäre die Bildung des Zwerchfelles genau bekannt,
so liesse sich sagen, ob die Lungen bei ihrem ersten Auftreten in
der primitiven Pleuro-peritonealhöhle liegen oder nicht, so aber
kann man für einmal nur so viel aussprechen, dass von dem Momente
an, wo das Diaphragma auftritt, die Lungen in einem geschlosse-
nen Brustraume liegen. Dieser Raum ist in dem Theile, der die
Lungen enthält, anfänglich sehr klein, aber wie es scheint selbst in
dem Stadium, das die Fig. 183 darstellt, doppelt und durch die
Speiseröhre und zum Theil den Herzbeutel getheilt, während später
vor allem das Herz die Scheidung desselben übernimmt und als
Auskleidung desselben sondert sich dann später an allen denselben
begrenzenden Theilen eine besondere seröse Haut, die schon in der
zehnten Woche deutlich ist.
Pleura.
Zum Schlusse noch einige Bemerkungen über den Kehlkopf
und die Luftröhre. Der Kehlkopf wird beim Menschen am Ende
der fünften und in der sechsten Woche deutlich als eine längliche
Anschwellung am Anfange der Luftröhre, die vom Schlunde aus
einen von zwei Wülsten begrenzten spaltenförmigen Eingang zeigt
(Coste, Hist. du dével. Pl. IV, a. Fig. 5). Schon am Ende der sechsten
Woche sah ich den Kehlkopf rundlich und verhältnissmässig stark
vortretend und zu beiden Seiten des Einganges waren nun auch
zwei stärkere Aufwulstungen zu sehen, die Anlagen der Cartilagines
arytaenoideae, während vor demselben eine schwache Querleiste die
Gegend bezeichnete, wo später die Epiglottis entsteht. Nach Rei-
chert sollen die genannten Knorpel, ähnlich wie die Zunge an der
Innenseite des ersten Kiemenbogens, als Wucherungen innen am
dritten Bogen entstehen, eine Ansicht, der ich mich für den Kehl-
deckel anschliessen kann; was dagegen den Kehlkopf selbst mit allen
seinen Theilen betrifft, so scheint es mir unmöglich zu bezweifeln,
dass derselbe in der nämlichen Weise wie die Trachea aus dem un-
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zu einem Kiemenbogen besitzt. — In der achten bis neunten Woche
Kehlkopf.
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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/395>, abgerufen am 22.11.2024.
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