Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Bildung des Fruchthofes. rung der Elemente desselben an einer Stelle sich bilde. Bei genauerWürdigung aller Verhältnisse ergibt sich jedoch, dass seine Bildung wahrscheinlich eine ganz andere ist und mit dem früher erwähnten Reste der Furchungskugeln an der Innenwand der Keimblase zu- sammenhängt. Beim Kaninchenei lässt zwar Bischoff den fraglichen Rest der Furchungskugeln in Zellen umgewandelt an der Bildung der ursprünglichen einschichtigen Keimblase Theil nehmen (Ent- wickl. St. 74) und den Fruchthof als eine ganz neue Bildung auf- treten, dafür gibt er aber in seiner Entwicklungsgeschichte des Hundeeies schon Andeutungen, welche auf eine Beziehung des Restes der Furchungskugeln zur Bildung des Fruchthofes hin- weisen. Noch bestimmter scheint Coste dieser Auffassung zu hul- digen, wenigstens ergeben die Abbildungen und Tafelerklärun- gen seines grossen Werkes, dass er beim Kaninchen jenen Rest von Furchungskugeln später in Zellen sich umwandeln lässt, welche an einer Stelle der inneren Seite der Keimblase sich anlegen und hier den Fruchthof bilden helfen. Leider scheint Coste die hierbei stattfindenden Vorgänge nicht so genau verfolgt zu haben, als es wünschenswerth wäre, wenigstens geben seine Abbildungen über diese Verhältnisse nicht hinreichenden Aufschluss, und fällt es daher allerdings schwer ins Gewicht, dass Remak (Entwickl. St. 84) der früheren Ansicht von Bischoff sich zugewendet hat und die Keim- blase des Kaninchens nach dem Ablaufe der Furchung als eine überall einschichtige Blase beschreibt, die im Innern keinen Rest von Fur- chungskugeln enthalte und erst später im Bereiche des Fruchthofes zwei Zellenlagen darbiete. Bei diesem Stande der Dinge ist es schwer, sich für die eine oder andere Ansicht zu entscheiden. Ich stehe jedoch nicht an, zu bekennen, dass die spätere Auffassung von Bischoff und die von Coste meiner Meinung nach viel mehr für sich hat und erlaube ich mir, Ihnen noch anzuführen, dass auch beim Hühnchen die Keimhaut, so wie sie aus der Furchung selbst hervor- geht, nicht ein- sondern mehrschichtig ist. Nehmen wir die genannte Hypothese als richtig an, so ergibtSchichtung der Bildung des Fruchthofes. rung der Elemente desselben an einer Stelle sich bilde. Bei genauerWürdigung aller Verhältnisse ergibt sich jedoch, dass seine Bildung wahrscheinlich eine ganz andere ist und mit dem früher erwähnten Reste der Furchungskugeln an der Innenwand der Keimblase zu- sammenhängt. Beim Kaninchenei lässt zwar Bischoff den fraglichen Rest der Furchungskugeln in Zellen umgewandelt an der Bildung der ursprünglichen einschichtigen Keimblase Theil nehmen (Ent- wickl. St. 74) und den Fruchthof als eine ganz neue Bildung auf- treten, dafür gibt er aber in seiner Entwicklungsgeschichte des Hundeeies schon Andeutungen, welche auf eine Beziehung des Restes der Furchungskugeln zur Bildung des Fruchthofes hin- weisen. Noch bestimmter scheint Coste dieser Auffassung zu hul- digen, wenigstens ergeben die Abbildungen und Tafelerklärun- gen seines grossen Werkes, dass er beim Kaninchen jenen Rest von Furchungskugeln später in Zellen sich umwandeln lässt, welche an einer Stelle der inneren Seite der Keimblase sich anlegen und hier den Fruchthof bilden helfen. Leider scheint Coste die hierbei stattfindenden Vorgänge nicht so genau verfolgt zu haben, als es wünschenswerth wäre, wenigstens geben seine Abbildungen über diese Verhältnisse nicht hinreichenden Aufschluss, und fällt es daher allerdings schwer ins Gewicht, dass Remak (Entwickl. St. 84) der früheren Ansicht von Bischoff sich zugewendet hat und die Keim- blase des Kaninchens nach dem Ablaufe der Furchung als eine überall einschichtige Blase beschreibt, die im Innern keinen Rest von Fur- chungskugeln enthalte und erst später im Bereiche des Fruchthofes zwei Zellenlagen darbiete. Bei diesem Stande der Dinge ist es schwer, sich für die eine oder andere Ansicht zu entscheiden. Ich stehe jedoch nicht an, zu bekennen, dass die spätere Auffassung von Bischoff und die von Coste meiner Meinung nach viel mehr für sich hat und erlaube ich mir, Ihnen noch anzuführen, dass auch beim Hühnchen die Keimhaut, so wie sie aus der Furchung selbst hervor- geht, nicht ein- sondern mehrschichtig ist. Nehmen wir die genannte Hypothese als richtig an, so ergibtSchichtung der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0053" n="37"/><fw place="top" type="header">Bildung des Fruchthofes.</fw><lb/> rung der Elemente desselben an einer Stelle sich bilde. Bei genauer<lb/> Würdigung aller Verhältnisse ergibt sich jedoch, dass seine Bildung<lb/> wahrscheinlich eine ganz andere ist und mit dem früher erwähnten<lb/> Reste der Furchungskugeln an der Innenwand der Keimblase zu-<lb/> sammenhängt. Beim Kaninchenei lässt zwar <hi rendition="#k">Bischoff</hi> den fraglichen<lb/> Rest der Furchungskugeln in Zellen umgewandelt an der Bildung<lb/> der ursprünglichen einschichtigen Keimblase Theil nehmen (Ent-<lb/> wickl. St. 74) und den Fruchthof als eine ganz neue Bildung auf-<lb/> treten, dafür gibt er aber in seiner Entwicklungsgeschichte des<lb/> Hundeeies schon Andeutungen, welche auf eine Beziehung des<lb/> Restes der Furchungskugeln zur Bildung des Fruchthofes hin-<lb/> weisen. Noch bestimmter scheint <hi rendition="#k">Coste</hi> dieser Auffassung zu hul-<lb/> digen, wenigstens ergeben die Abbildungen und Tafelerklärun-<lb/> gen seines grossen Werkes, dass er beim Kaninchen jenen Rest von<lb/> Furchungskugeln später in Zellen sich umwandeln lässt, welche<lb/> an einer Stelle der inneren Seite der Keimblase sich anlegen<lb/> und hier den Fruchthof bilden helfen. Leider scheint <hi rendition="#k">Coste</hi> die<lb/> hierbei stattfindenden Vorgänge nicht so genau verfolgt zu haben,<lb/> als es wünschenswerth wäre, wenigstens geben seine Abbildungen<lb/> über diese Verhältnisse nicht hinreichenden Aufschluss, und fällt<lb/> es daher allerdings schwer ins Gewicht, dass <hi rendition="#k">Remak</hi> (Entwickl. St. 84)<lb/> der früheren Ansicht von <hi rendition="#k">Bischoff</hi> sich zugewendet hat und die Keim-<lb/> blase des Kaninchens nach dem Ablaufe der Furchung als eine überall<lb/> einschichtige Blase beschreibt, die im Innern keinen Rest von Fur-<lb/> chungskugeln enthalte und erst später im Bereiche des Fruchthofes<lb/> zwei Zellenlagen darbiete. Bei diesem Stande der Dinge ist es<lb/> schwer, sich für die eine oder andere Ansicht zu entscheiden. Ich<lb/> stehe jedoch nicht an, zu bekennen, dass die spätere Auffassung von<lb/><hi rendition="#k">Bischoff</hi> und die von <hi rendition="#k">Coste</hi> meiner Meinung nach viel mehr für sich<lb/> hat und erlaube ich mir, Ihnen noch anzuführen, dass auch beim<lb/> Hühnchen die Keimhaut, so wie sie aus der Furchung selbst hervor-<lb/> geht, nicht ein- sondern mehrschichtig ist.</p><lb/> <p>Nehmen wir die genannte Hypothese als richtig an, so ergibt<note place="right">Schichtung der<lb/> Keimblase.</note><lb/> sich mit Bezug auf die Entstehung der spätern zwei Schichten der<lb/> Keimblase und des Fruchthofes, dass die innere Schicht der Blase<lb/> nichts anderes sein kann, als eine Production der ursprünglichen<lb/> tieferen Lage des Fruchthofes, welche in ähnlicher Weise am Rande<lb/> wuchert, wie diess auch bei dem innern Blatte der Keimschicht des<lb/> Hühnereies vorkommt. Damit stimmt auch, dass schon in früher<lb/> Zeit bei noch wenig weit fortgeschrittener Verdopplung der Keimblase,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [37/0053]
Bildung des Fruchthofes.
rung der Elemente desselben an einer Stelle sich bilde. Bei genauer
Würdigung aller Verhältnisse ergibt sich jedoch, dass seine Bildung
wahrscheinlich eine ganz andere ist und mit dem früher erwähnten
Reste der Furchungskugeln an der Innenwand der Keimblase zu-
sammenhängt. Beim Kaninchenei lässt zwar Bischoff den fraglichen
Rest der Furchungskugeln in Zellen umgewandelt an der Bildung
der ursprünglichen einschichtigen Keimblase Theil nehmen (Ent-
wickl. St. 74) und den Fruchthof als eine ganz neue Bildung auf-
treten, dafür gibt er aber in seiner Entwicklungsgeschichte des
Hundeeies schon Andeutungen, welche auf eine Beziehung des
Restes der Furchungskugeln zur Bildung des Fruchthofes hin-
weisen. Noch bestimmter scheint Coste dieser Auffassung zu hul-
digen, wenigstens ergeben die Abbildungen und Tafelerklärun-
gen seines grossen Werkes, dass er beim Kaninchen jenen Rest von
Furchungskugeln später in Zellen sich umwandeln lässt, welche
an einer Stelle der inneren Seite der Keimblase sich anlegen
und hier den Fruchthof bilden helfen. Leider scheint Coste die
hierbei stattfindenden Vorgänge nicht so genau verfolgt zu haben,
als es wünschenswerth wäre, wenigstens geben seine Abbildungen
über diese Verhältnisse nicht hinreichenden Aufschluss, und fällt
es daher allerdings schwer ins Gewicht, dass Remak (Entwickl. St. 84)
der früheren Ansicht von Bischoff sich zugewendet hat und die Keim-
blase des Kaninchens nach dem Ablaufe der Furchung als eine überall
einschichtige Blase beschreibt, die im Innern keinen Rest von Fur-
chungskugeln enthalte und erst später im Bereiche des Fruchthofes
zwei Zellenlagen darbiete. Bei diesem Stande der Dinge ist es
schwer, sich für die eine oder andere Ansicht zu entscheiden. Ich
stehe jedoch nicht an, zu bekennen, dass die spätere Auffassung von
Bischoff und die von Coste meiner Meinung nach viel mehr für sich
hat und erlaube ich mir, Ihnen noch anzuführen, dass auch beim
Hühnchen die Keimhaut, so wie sie aus der Furchung selbst hervor-
geht, nicht ein- sondern mehrschichtig ist.
Nehmen wir die genannte Hypothese als richtig an, so ergibt
sich mit Bezug auf die Entstehung der spätern zwei Schichten der
Keimblase und des Fruchthofes, dass die innere Schicht der Blase
nichts anderes sein kann, als eine Production der ursprünglichen
tieferen Lage des Fruchthofes, welche in ähnlicher Weise am Rande
wuchert, wie diess auch bei dem innern Blatte der Keimschicht des
Hühnereies vorkommt. Damit stimmt auch, dass schon in früher
Zeit bei noch wenig weit fortgeschrittener Verdopplung der Keimblase,
Schichtung der
Keimblase.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |