Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Urwirbel. dass sie dieselbe am Rande etwas überragen (Fig. 20). Es sinddiess die sogenannten "Urwirbel" oder die Anlagen und Vorläu-Urwirbel. fer namentlich der Wirbelsäule und ihrer Mus- keln, so wie der Nervenwurzeln, von denen sich leicht nachweisen lässt, dass sie einem Zerfal- len der Urwirbelplatten in einzelne Stücke ihren Ursprung verdanken und im Allgemeinen wir- belförmige Gebilde darstellen (Fig. 19 uw). Im Anfange erscheinen nur zwei oder drei Paare solcher Urwirbel, bald aber mehrt sich ihre Zahl auf 6--7, welche ungefähr die Mitte der Embryonalanlage einnehmen. Bis jetzt scheint man ziemlich allgemein angenommen zu haben, dass die ersten Urwirbel den vordern Rücken- oder den hintersten Halswirbeln entsprechen, besonders gestützt auf v. Baer's Aeusserung, dass vor und hinter denselben neue entstehen und dann auch wegen ihrer Lage in der Mitte der Embryonalanlage. Verfolgt man jedoch ihr allmäliges Auftreten genauer, so ergibt sich, dass die ersten derselben den vordersten Halswirbeln entsprechen und dass alle neuen Urwirbel immer hinter den vorhandenen auf- [Abbildung]
Fig. 20. treten, in welchem Sinne auch schon Remak vermuthungsweise sichgeäussert hat (l. c. pag. 12). Ist dem so, so ergibt sich allerdings ein ganz eigenthümliches Verhalten der Hauptleibesabschnitte jun- ger Embryonalanlagen zu einander, welches Ihnen die Fig. 20, dann auch spätere Figuren von Säugethierembryonen versinnlichen wer- den, in denen fast die Hälfte der Anlage auf den Kopf, etwas über [Abbildung]
Fig. 20. Hühnerembryo vom Ende des ersten Tages in der Bauchlage, Kölliker, Entwicklungsgeschichte. 4
Urwirbel. dass sie dieselbe am Rande etwas überragen (Fig. 20). Es sinddiess die sogenannten »Urwirbel« oder die Anlagen und Vorläu-Urwirbel. fer namentlich der Wirbelsäule und ihrer Mus- keln, so wie der Nervenwurzeln, von denen sich leicht nachweisen lässt, dass sie einem Zerfal- len der Urwirbelplatten in einzelne Stücke ihren Ursprung verdanken und im Allgemeinen wir- belförmige Gebilde darstellen (Fig. 19 uw). Im Anfange erscheinen nur zwei oder drei Paare solcher Urwirbel, bald aber mehrt sich ihre Zahl auf 6—7, welche ungefähr die Mitte der Embryonalanlage einnehmen. Bis jetzt scheint man ziemlich allgemein angenommen zu haben, dass die ersten Urwirbel den vordern Rücken- oder den hintersten Halswirbeln entsprechen, besonders gestützt auf v. Baer’s Aeusserung, dass vor und hinter denselben neue entstehen und dann auch wegen ihrer Lage in der Mitte der Embryonalanlage. Verfolgt man jedoch ihr allmäliges Auftreten genauer, so ergibt sich, dass die ersten derselben den vordersten Halswirbeln entsprechen und dass alle neuen Urwirbel immer hinter den vorhandenen auf- [Abbildung]
Fig. 20. treten, in welchem Sinne auch schon Remak vermuthungsweise sichgeäussert hat (l. c. pag. 12). Ist dem so, so ergibt sich allerdings ein ganz eigenthümliches Verhalten der Hauptleibesabschnitte jun- ger Embryonalanlagen zu einander, welches Ihnen die Fig. 20, dann auch spätere Figuren von Säugethierembryonen versinnlichen wer- den, in denen fast die Hälfte der Anlage auf den Kopf, etwas über [Abbildung]
Fig. 20. Hühnerembryo vom Ende des ersten Tages in der Bauchlage, Kölliker, Entwicklungsgeschichte. 4
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Urwirbel.
dass sie dieselbe am Rande etwas überragen (Fig. 20). Es sind
diess die sogenannten »Urwirbel« oder die Anlagen und Vorläu-
fer namentlich der Wirbelsäule und ihrer Mus-
keln, so wie der Nervenwurzeln, von denen sich
leicht nachweisen lässt, dass sie einem Zerfal-
len der Urwirbelplatten in einzelne Stücke ihren
Ursprung verdanken und im Allgemeinen wir-
belförmige Gebilde darstellen (Fig. 19 uw). Im
Anfange erscheinen nur zwei oder drei Paare
solcher Urwirbel, bald aber mehrt sich ihre
Zahl auf 6—7, welche ungefähr die Mitte der
Embryonalanlage einnehmen. Bis jetzt scheint
man ziemlich allgemein angenommen zu haben,
dass die ersten Urwirbel den vordern Rücken-
oder den hintersten Halswirbeln entsprechen,
besonders gestützt auf v. Baer’s Aeusserung,
dass vor und hinter denselben neue entstehen
und dann auch wegen ihrer Lage in der Mitte
der Embryonalanlage. Verfolgt man jedoch ihr
allmäliges Auftreten genauer, so ergibt sich,
dass die ersten derselben den vordersten
Halswirbeln entsprechen und dass alle neuen
Urwirbel immer hinter den vorhandenen auf-
[Abbildung Fig. 20.]
treten, in welchem Sinne auch schon Remak vermuthungsweise sich
geäussert hat (l. c. pag. 12). Ist dem so, so ergibt sich allerdings
ein ganz eigenthümliches Verhalten der Hauptleibesabschnitte jun-
ger Embryonalanlagen zu einander, welches Ihnen die Fig. 20, dann
auch spätere Figuren von Säugethierembryonen versinnlichen wer-
den, in denen fast die Hälfte der Anlage auf den Kopf, etwas über
[Abbildung Fig. 20. Hühnerembryo vom Ende des ersten Tages in der Bauchlage,
etwa 15mal vergr. Nach Remak; hb Anlage des Vorderhirns oder blasenför-
mige vorn bei o noch offene Auftreibung am vordern Ende des Medullarrohres,
x Stelle, von wo an das Medullarrohr noch offen, die Rückenfurche noch nicht
geschlossen ist, mp die in Erhebung begriffenen Seitentheile der Medullar-
platte, z die Erweiterung der Rückenfurche in dieser Gegend, sh die Schlund-
höhle, y Grenze zwischen dieser und dem Vorderdarm vd, bezeichnet durch
den Umschlagsrand der Kopfscheide. Die hintere Grenze des Vorderdarms oder
der gesammten Kopfdarmhöhle wird bezeichnet durch den Umschlagsrand der
Kopfkappe (Vergl. Fig. 23). Die Umrisse des Embryo oder die Ränder der Sei-
tenplatten sind zu stark markirt.]
Urwirbel.
Kölliker, Entwicklungsgeschichte. 4
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