Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.Zehnte Vorlesung. der Wirbelsäule die Chorda dorsalis, unmittelbar angrenzend an dasMark und an das Darmdrüsenblatt, seitlich die fast ganz zusammen- hängende Zellenmasse der Urwirbel, und die seitliche Leibeswand be- steht ebenfalls nur aus den gleichartigen Zellen der Hautplatten und aus dem Hornblatte und zeigt von Muskeln, Nerven, Rippen, Cutis, Peri- tonaeum keine Spur. Es ist das Verdienst von Rathke, Reichert und vor Allem von Remak, genau ermittelt zu haben, wie diese innern Vorgänge sich machen und gebe ich Ihnen nun im Folgenden nach eigenen Untersuchungen, die fast in Allem als Bestätigungen derer Remak's dienen, eine kurze Schilderung derselben. Umwandlungen In zweiter Linie umwachsen die eigentlichen Urwirbel die Zehnte Vorlesung. der Wirbelsäule die Chorda dorsalis, unmittelbar angrenzend an dasMark und an das Darmdrüsenblatt, seitlich die fast ganz zusammen- hängende Zellenmasse der Urwirbel, und die seitliche Leibeswand be- steht ebenfalls nur aus den gleichartigen Zellen der Hautplatten und aus dem Hornblatte und zeigt von Muskeln, Nerven, Rippen, Cutis, Peri- tonaeum keine Spur. Es ist das Verdienst von Rathke, Reichert und vor Allem von Remak, genau ermittelt zu haben, wie diese innern Vorgänge sich machen und gebe ich Ihnen nun im Folgenden nach eigenen Untersuchungen, die fast in Allem als Bestätigungen derer Remak’s dienen, eine kurze Schilderung derselben. Umwandlungen In zweiter Linie umwachsen die eigentlichen Urwirbel die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0076" n="60"/><fw place="top" type="header">Zehnte Vorlesung.</fw><lb/> der Wirbelsäule die <hi rendition="#i">Chorda dorsalis</hi>, unmittelbar angrenzend an das<lb/> Mark und an das Darmdrüsenblatt, seitlich die fast ganz zusammen-<lb/> hängende Zellenmasse der Urwirbel, und die seitliche Leibeswand be-<lb/> steht ebenfalls nur aus den gleichartigen Zellen der Hautplatten und aus<lb/> dem Hornblatte und zeigt von Muskeln, Nerven, Rippen, Cutis, Peri-<lb/> tonaeum keine Spur. Es ist das Verdienst von <hi rendition="#k">Rathke, Reichert</hi> und<lb/> vor Allem von <hi rendition="#k">Remak</hi>, genau ermittelt zu haben, wie diese innern<lb/> Vorgänge sich machen und gebe ich Ihnen nun im Folgenden nach<lb/> eigenen Untersuchungen, die fast in Allem als Bestätigungen derer<lb/><hi rendition="#k">Remak</hi>’s dienen, eine kurze Schilderung derselben.</p><lb/> <p><note place="left">Umwandlungen<lb/> der Urwirbel.</note>Die <hi rendition="#g">Urwirbel</hi>, anfänglich ganz solide aus Zellen zusammen-<lb/> gesetzte Gebilde, entwickeln später eine <hi rendition="#g">Höhle</hi> im Innern, in Folge<lb/> eines Spaltungsprocesses, der mit der Spaltung der Seitenplatten<lb/> parallelisirt werden kann. Die Entwicklung und genaue Gestalt<lb/><note place="left">Urwirbelhöhle.</note>dieser Höhle ist schwer zu ermitteln. <hi rendition="#k">Remak</hi> lässt dieselbe schon<lb/> am zweiten Tage sich bilden und das ganze Innere der Urwirbel<lb/> einnehmen, die er am Anfange des dritten Tages dünnwandige Kap-<lb/> seln nennt; ich habe dieselbe zuerst in Gestalt einer Spalte gesehen,<lb/> und zwar zu einer Zeit, wo die Urwirbel von den Seitenplatten noch<lb/> nicht geschieden waren, wie die Fig. 17 lehrt. Später finde ich<lb/> (s. Fig. 28) eine rundliche Höhle, wie sie <hi rendition="#k">Remak</hi> beschreibt, allein<lb/> die Wandungen derselben waren immer eher dick zu nennen. Die<lb/> weiteren Veränderungen sehe ich wie <hi rendition="#k">Remak</hi>. Es wuchert nämlich<lb/> die untere Wand der Urwirbelblase, namentlich von der Umbie-<lb/> gungsstelle in die innere Wand aus, in die Höhle hinein und füllt<lb/> dieselbe mit einer immer breiter werdenden Wucherung nach und<lb/> nach so aus, dass von der ursprünglichen Höhle bald nur noch eine<lb/> Spalte übrig bleibt, welche anfänglich die Gestalt hat, die die Fig. 25<lb/> darstellt, später ganz schmal wird (Fig. 26) und schliesslich ver-<lb/> schwindet. Vorher hat sich jedoch — und hierin liegt die Haupt-<lb/> bedeutung dieses Spaltungsvorganges — die obere Wand der Höhle<lb/><note place="left">Muskelplatte.</note>als ein besonderes Gebilde, die <hi rendition="#g">Muskelplatte</hi> (Fig. 25, 26 <hi rendition="#i">m</hi>) (auch<lb/> Rückentafel bei <hi rendition="#k">Remak</hi>) von dem übrigen Urwirbel <hi rendition="#i"><hi rendition="#g">uw</hi></hi>, den ich nun<lb/><note place="left">Eigentlicher<lb/> Urwirbel.</note>den <hi rendition="#g">eigentlichen Urwirbel</hi> nenne (Wirbelkernmasse bei <hi rendition="#k">Remak</hi>),<lb/> abgelöst und bleibt fortan, auch nach dem Verschwinden der Spalte,<lb/> durch die Stellung und gestreckte Form ihrer Elemente als ein be-<lb/> sonderes Gebilde erkennbar.</p><lb/> <p>In zweiter Linie umwachsen die eigentlichen Urwirbel die<lb/> Chorda, die vorläufig noch ihre frühere Stärke beibehält, und das<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [60/0076]
Zehnte Vorlesung.
der Wirbelsäule die Chorda dorsalis, unmittelbar angrenzend an das
Mark und an das Darmdrüsenblatt, seitlich die fast ganz zusammen-
hängende Zellenmasse der Urwirbel, und die seitliche Leibeswand be-
steht ebenfalls nur aus den gleichartigen Zellen der Hautplatten und aus
dem Hornblatte und zeigt von Muskeln, Nerven, Rippen, Cutis, Peri-
tonaeum keine Spur. Es ist das Verdienst von Rathke, Reichert und
vor Allem von Remak, genau ermittelt zu haben, wie diese innern
Vorgänge sich machen und gebe ich Ihnen nun im Folgenden nach
eigenen Untersuchungen, die fast in Allem als Bestätigungen derer
Remak’s dienen, eine kurze Schilderung derselben.
Die Urwirbel, anfänglich ganz solide aus Zellen zusammen-
gesetzte Gebilde, entwickeln später eine Höhle im Innern, in Folge
eines Spaltungsprocesses, der mit der Spaltung der Seitenplatten
parallelisirt werden kann. Die Entwicklung und genaue Gestalt
dieser Höhle ist schwer zu ermitteln. Remak lässt dieselbe schon
am zweiten Tage sich bilden und das ganze Innere der Urwirbel
einnehmen, die er am Anfange des dritten Tages dünnwandige Kap-
seln nennt; ich habe dieselbe zuerst in Gestalt einer Spalte gesehen,
und zwar zu einer Zeit, wo die Urwirbel von den Seitenplatten noch
nicht geschieden waren, wie die Fig. 17 lehrt. Später finde ich
(s. Fig. 28) eine rundliche Höhle, wie sie Remak beschreibt, allein
die Wandungen derselben waren immer eher dick zu nennen. Die
weiteren Veränderungen sehe ich wie Remak. Es wuchert nämlich
die untere Wand der Urwirbelblase, namentlich von der Umbie-
gungsstelle in die innere Wand aus, in die Höhle hinein und füllt
dieselbe mit einer immer breiter werdenden Wucherung nach und
nach so aus, dass von der ursprünglichen Höhle bald nur noch eine
Spalte übrig bleibt, welche anfänglich die Gestalt hat, die die Fig. 25
darstellt, später ganz schmal wird (Fig. 26) und schliesslich ver-
schwindet. Vorher hat sich jedoch — und hierin liegt die Haupt-
bedeutung dieses Spaltungsvorganges — die obere Wand der Höhle
als ein besonderes Gebilde, die Muskelplatte (Fig. 25, 26 m) (auch
Rückentafel bei Remak) von dem übrigen Urwirbel uw, den ich nun
den eigentlichen Urwirbel nenne (Wirbelkernmasse bei Remak),
abgelöst und bleibt fortan, auch nach dem Verschwinden der Spalte,
durch die Stellung und gestreckte Form ihrer Elemente als ein be-
sonderes Gebilde erkennbar.
Umwandlungen
der Urwirbel.
Urwirbelhöhle.
Muskelplatte.
Eigentlicher
Urwirbel.
In zweiter Linie umwachsen die eigentlichen Urwirbel die
Chorda, die vorläufig noch ihre frühere Stärke beibehält, und das
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