Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Körner, Theodor: Leyer und Schwerdt. Berlin, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite
In Osten graut's, es sinkt die Nacht. --
Gottlob! der Morgen ist erwacht! --
Gottlob, der neue Tag bricht an! --
Seht euch nochmal die Sonne an.
Wohl viele, die jetzt rüstig stehn,
Sehn sie nie wieder untergehn.
In manchen Herzen pocht das Blut,
Nach raschen Streites Uebermuth,
Und eh die nächsten Stunden tagen,
Hat manches Herz schon ausgeschlagen!
Die Sonne kommt, der Nebel reißt,
Ein stumm Gebet den Vater preißt.
Nun lebt und regt sich alle Welt,
In blanken Waffen glänzt das Feld.
Der Jüngling schreitet kühn hinaus,
Er schaut hinauf ins Vaterhaus,
Und leise Ahndung füllt sein Herz,
Und zieht ihn dämmernd himmelwärts.
Da trägt der tiefbewegte Sinn
Die Träume zu der Liebsten hin.
Sie weinte, als er scheiden mußt',
Und Wehmuth haucht in seine Brust,
In Oſten graut's, es ſinkt die Nacht. —
Gottlob! der Morgen iſt erwacht! —
Gottlob, der neue Tag bricht an! —
Seht euch nochmal die Sonne an.
Wohl viele, die jetzt ruͤſtig ſtehn,
Sehn ſie nie wieder untergehn.
In manchen Herzen pocht das Blut,
Nach raſchen Streites Uebermuth,
Und eh die naͤchſten Stunden tagen,
Hat manches Herz ſchon ausgeſchlagen!
Die Sonne kommt, der Nebel reißt‚
Ein ſtumm Gebet den Vater preißt.
Nun lebt und regt ſich alle Welt‚
In blanken Waffen glaͤnzt das Feld.
Der Juͤngling ſchreitet kuͤhn hinaus‚
Er ſchaut hinauf ins Vaterhaus,
Und leiſe Ahndung fuͤllt ſein Herz,
Und zieht ihn daͤmmernd himmelwaͤrts.
Da traͤgt der tiefbewegte Sinn
Die Traͤume zu der Liebſten hin.
Sie weinte, als er ſcheiden mußt',
Und Wehmuth haucht in ſeine Bruſt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0027" n="15"/>
            <lg n="3">
              <l>In O&#x017F;ten graut's, es &#x017F;inkt die Nacht. &#x2014;</l><lb/>
              <l>Gottlob! der Morgen i&#x017F;t erwacht! &#x2014;</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l rendition="#et">Gottlob, der neue Tag bricht an! &#x2014;</l><lb/>
              <l rendition="#et">Seht euch nochmal die Sonne an.</l><lb/>
              <l rendition="#et">Wohl viele, die jetzt ru&#x0364;&#x017F;tig &#x017F;tehn,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Sehn &#x017F;ie nie wieder untergehn.</l><lb/>
              <l rendition="#et">In manchen Herzen pocht das Blut,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Nach ra&#x017F;chen Streites Uebermuth,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Und eh die na&#x0364;ch&#x017F;ten Stunden tagen,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Hat manches Herz &#x017F;chon ausge&#x017F;chlagen!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="5">
              <l>Die Sonne kommt, der Nebel reißt&#x201A;</l><lb/>
              <l>Ein &#x017F;tumm Gebet den Vater preißt.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="6">
              <l rendition="#et">Nun lebt und regt &#x017F;ich alle Welt&#x201A;</l><lb/>
              <l rendition="#et">In blanken Waffen gla&#x0364;nzt das Feld.</l><lb/>
              <l rendition="#et">Der Ju&#x0364;ngling &#x017F;chreitet ku&#x0364;hn hinaus&#x201A;</l><lb/>
              <l rendition="#et">Er &#x017F;chaut hinauf ins Vaterhaus,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Und lei&#x017F;e Ahndung fu&#x0364;llt &#x017F;ein Herz,</l><lb/>
              <l rendition="#et">Und zieht ihn da&#x0364;mmernd himmelwa&#x0364;rts.</l><lb/>
              <l rendition="#et">Da tra&#x0364;gt der tiefbewegte Sinn</l><lb/>
              <l rendition="#et">Die Tra&#x0364;ume zu der Lieb&#x017F;ten hin.</l><lb/>
              <l rendition="#et">Sie weinte, als er &#x017F;cheiden mußt',</l><lb/>
              <l rendition="#et">Und Wehmuth haucht in &#x017F;eine Bru&#x017F;t,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0027] In Oſten graut's, es ſinkt die Nacht. — Gottlob! der Morgen iſt erwacht! — Gottlob, der neue Tag bricht an! — Seht euch nochmal die Sonne an. Wohl viele, die jetzt ruͤſtig ſtehn, Sehn ſie nie wieder untergehn. In manchen Herzen pocht das Blut, Nach raſchen Streites Uebermuth, Und eh die naͤchſten Stunden tagen, Hat manches Herz ſchon ausgeſchlagen! Die Sonne kommt, der Nebel reißt‚ Ein ſtumm Gebet den Vater preißt. Nun lebt und regt ſich alle Welt‚ In blanken Waffen glaͤnzt das Feld. Der Juͤngling ſchreitet kuͤhn hinaus‚ Er ſchaut hinauf ins Vaterhaus, Und leiſe Ahndung fuͤllt ſein Herz, Und zieht ihn daͤmmernd himmelwaͤrts. Da traͤgt der tiefbewegte Sinn Die Traͤume zu der Liebſten hin. Sie weinte, als er ſcheiden mußt', Und Wehmuth haucht in ſeine Bruſt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/koerner_leyer_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/koerner_leyer_1814/27
Zitationshilfe: Körner, Theodor: Leyer und Schwerdt. Berlin, 1814, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koerner_leyer_1814/27>, abgerufen am 21.11.2024.