Körner, Josef: Einführung in die Poetik. Frankfurt (Main), 1949.pko_037.001 pko_037.002 g) dreisilbige2) (gleitende): erblichen -- sterblichen; singende -- klingende. pko_037.004pko_037.005 pko_037.006 1) paarende: sie verbinden zwei unmittelbar aufeinander folgende pko_037.008 pko_037.009 pko_037.010 4) unterbrochene (d. h. durch reimlose Zeilen3) von einander pko_037.012 pko_037.013 1) Schlagreim bilden zwei innerhalb eines einzigen Verses unmittelbar pko_037.015 pko_037.016 pko_037.018Singen, springen soll die Jugend, pko_037.017 Die Alten walten alter Tugend. 2) Im Binnenreim reimt das Versende mit einem andern Wort pko_037.019 pko_037.020 pko_037.024Eine starke, schwarze Barke pko_037.021 Segelt trauervoll dahin. pko_037.022 Die vermummten und verstummten pko_037.023 Leichenhüter sitzen drin (Heine). pko_037.025 B. Lautsymbolik. Hüllt sich der Vers mit den nach Regel gesetzten pko_037.026 pko_037.032 pko_037.033Und hohler und hohler hört man's heulen (Schiller: Das Lied von der Glocke); 1) pko_037.034 Der Ausdruck stammt aus der französischen Metrik, wo einsilbige Maskulina wie pko_037.035 grand, fils zweisilbigen Femininen wie grande, fille gegenüberstehen. 2) pko_037.036 mehr als dreisilbige Reime begegnen nur im Ghasel (s. o. S. 34 f.). 3) pko_037.037
Reimlose Verse in der Umgebung gereimter nennt man Waisen; reimen die pko_037.038 Waisen der einzelnen Strophen eines Gedichts untereinander, so nennt man sie pko_037.039 Körner. pko_037.001 pko_037.002 γ) dreisilbige2) (gleitende): érblichen — sterblichen; singende — klingende. pko_037.004pko_037.005 pko_037.006 1) paarende: sie verbinden zwei unmittelbar aufeinander folgende pko_037.008 pko_037.009 pko_037.010 4) unterbrochene (d. h. durch reimlose Zeilen3) von einander pko_037.012 pko_037.013 1) Schlagreim bilden zwei innerhalb eines einzigen Verses unmittelbar pko_037.015 pko_037.016 pko_037.018Singen, springen soll die Jugend, pko_037.017 Die Alten walten alter Tugend. 2) Im Binnenreim reimt das Versende mit einem andern Wort pko_037.019 pko_037.020 pko_037.024Eine starke, schwarze Barke pko_037.021 Segelt trauervoll dahin. pko_037.022 Die vermummten und verstummten pko_037.023 Leichenhüter sitzen drin (Heine). pko_037.025 B. Lautsymbolik. Hüllt sich der Vers mit den nach Regel gesetzten pko_037.026 pko_037.032 pko_037.033Und ho̱hler und ho̱hler hö̱rt man's he̱ulen (Schiller: Das Lied von der Glocke); 1) pko_037.034 Der Ausdruck stammt aus der französischen Metrik, wo einsilbige Maskulina wie pko_037.035 grand, fils zweisilbigen Femininen wie grande, fille gegenüberstehen. 2) pko_037.036 mehr als dreisilbige Reime begegnen nur im Ghasel (s. o. S. 34 f.). 3) pko_037.037
Reimlose Verse in der Umgebung gereimter nennt man Waisen; reimen die pko_037.038 Waisen der einzelnen Strophen eines Gedichts untereinander, so nennt man sie pko_037.039 Körner. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <pb facs="#f0041" n="37"/> <p> <lb n="pko_037.001"/> <hi rendition="#et"><foreign xml:lang="grc">α</foreign>) einsilbige (männliche<note xml:id="PKO_037_1" place="foot" n="1)"><lb n="pko_037.034"/> Der Ausdruck stammt aus der französischen Metrik, wo einsilbige Maskulina wie <lb n="pko_037.035"/> <hi rendition="#g">grand, fils</hi> zweisilbigen Femininen wie <hi rendition="#g">grande, fille</hi> gegenüberstehen.</note>, stumpfe): Land — Hand; Mahl — Saal;</hi> </p> <p> <lb n="pko_037.002"/> <hi rendition="#et"><foreign xml:lang="grc">β</foreign>) zweisilbige (weibliche<note sameAs="#PKO_037_1" xml:id="PKO_037_1a" place="foot" n="1)"/>, klingende): heute — Leute; Regen — Segen;</hi> </p> <lb n="pko_037.003"/> <p> <hi rendition="#et"><foreign xml:lang="grc">γ</foreign>) dreisilbige<note xml:id="PKO_037_2" place="foot" n="2)"><lb n="pko_037.036"/> mehr als dreisilbige Reime begegnen nur im Ghasel (s. o. S. 34 f.).</note> (gleitende): érblichen — sterblichen; singende — klingende.</hi> </p> <lb n="pko_037.004"/> <p><lb n="pko_037.005"/> b) nach der Stellung der Reime:</p> <p> <lb n="pko_037.006"/> <hi rendition="#et"><foreign xml:lang="grc">α</foreign>) am Ende des Verses:</hi> </p> <lb n="pko_037.007"/> <p> <hi rendition="#et2">1) <hi rendition="#i">paarende:</hi> sie verbinden zwei unmittelbar aufeinander folgende <lb n="pko_037.008"/> Verse: aa bb cc (Reimpaare);</hi> </p> <p> <lb n="pko_037.009"/> <hi rendition="#et2">2) <hi rendition="#i">gekreuzte</hi> (überschlagende): ab ab;</hi> </p> <p> <lb n="pko_037.010"/> <hi rendition="#et2">3) <hi rendition="#i">umarmende</hi> (umschließende): abba;</hi> </p> <lb n="pko_037.011"/> <p> <hi rendition="#et2">4) <hi rendition="#i">unterbrochene</hi> (d. h. durch reimlose Zeilen<note xml:id="PKO_037_3" place="foot" n="3)"><lb n="pko_037.037"/> Reimlose Verse in der Umgebung gereimter nennt man <hi rendition="#g">Waisen;</hi> reimen die <lb n="pko_037.038"/> Waisen der einzelnen Strophen eines Gedichts untereinander, so nennt man sie <lb n="pko_037.039"/> <hi rendition="#g">Körner.</hi></note> von einander <lb n="pko_037.012"/> getrennte): abcb.</hi> </p> <p> <lb n="pko_037.013"/> <hi rendition="#et"><foreign xml:lang="grc">β</foreign>) am Anfang oder im Innern des Verses:</hi> </p> <lb n="pko_037.014"/> <p> <hi rendition="#et2">1) <hi rendition="#i">Schlagreim</hi> bilden zwei innerhalb eines einzigen Verses unmittelbar <lb n="pko_037.015"/> aufeinander folgende Reimwörter:</hi> </p> <p> <lg> <lb n="pko_037.016"/> <l> <hi rendition="#et3"><hi rendition="#u">Singen, springen</hi> soll die Jugend,</hi> </l> <lb n="pko_037.017"/> <l> <hi rendition="#et3">Die <hi rendition="#u">Alten walten</hi> alter Tugend.</hi> </l> </lg> </p> <lb n="pko_037.018"/> <p> <hi rendition="#et2">2) Im <hi rendition="#i">Binnenreim</hi> reimt das Versende mit einem andern Wort <lb n="pko_037.019"/> des gleichen Verses:</hi> </p> <p> <lg> <lb n="pko_037.020"/> <l> <hi rendition="#et3">Eine <hi rendition="#u">stark</hi>e, schwarze <hi rendition="#u">Barke</hi></hi> </l> <lb n="pko_037.021"/> <l> <hi rendition="#et3">Segelt trauervoll dahin.</hi> </l> <lb n="pko_037.022"/> <l> <hi rendition="#et3">Die ve<hi rendition="#u">rmummten</hi> und vers<hi rendition="#u">tummten</hi></hi> </l> <lb n="pko_037.023"/> <l> <hi rendition="#et3">Leichenhüter sitzen drin</hi> </l> </lg> </p> <lb n="pko_037.024"/> <p> <hi rendition="#right">(Heine).</hi> </p> </div> </div> <div n="6"> <lb n="pko_037.025"/> <head>B. <hi rendition="#i">Lautsymbolik.</hi></head> <p> Hüllt sich der Vers mit den nach Regel gesetzten <lb n="pko_037.026"/> Reimen sozusagen in ein vorgeschriebenes Festgewand, so läßt sich <lb n="pko_037.027"/> dieses auch noch mit allerlei frei verteiltem Schmuck verzieren: innerhalb <lb n="pko_037.028"/> der einzelnen Zeile und zwischen ihnen werden Selbst- und Mitlaute <lb n="pko_037.029"/> zu den mannigfaltigsten Klangspielen angeordnet. Bald will krasse <lb n="pko_037.030"/> Schallnachahmung (s. o. S. 15 f.) den Bedeutungsinhalt dem Ohre sinnfällig <lb n="pko_037.031"/> machen:</p> <p> <lg> <lb n="pko_037.032"/> <l>Und ho̱hler und ho̱hler hö̱rt man's he̱ulen</l> </lg> </p> <lb n="pko_037.033"/> <p> <hi rendition="#right">(Schiller: Das Lied von der Glocke);</hi> </p> <p> </p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0041]
pko_037.001
α) einsilbige (männliche 1), stumpfe): Land — Hand; Mahl — Saal;
pko_037.002
β) zweisilbige (weibliche 1), klingende): heute — Leute; Regen — Segen;
pko_037.003
γ) dreisilbige 2) (gleitende): érblichen — sterblichen; singende — klingende.
pko_037.004
pko_037.005
b) nach der Stellung der Reime:
pko_037.006
α) am Ende des Verses:
pko_037.007
1) paarende: sie verbinden zwei unmittelbar aufeinander folgende pko_037.008
Verse: aa bb cc (Reimpaare);
pko_037.009
2) gekreuzte (überschlagende): ab ab;
pko_037.010
3) umarmende (umschließende): abba;
pko_037.011
4) unterbrochene (d. h. durch reimlose Zeilen 3) von einander pko_037.012
getrennte): abcb.
pko_037.013
β) am Anfang oder im Innern des Verses:
pko_037.014
1) Schlagreim bilden zwei innerhalb eines einzigen Verses unmittelbar pko_037.015
aufeinander folgende Reimwörter:
pko_037.016
Singen, springen soll die Jugend, pko_037.017
Die Alten walten alter Tugend.
pko_037.018
2) Im Binnenreim reimt das Versende mit einem andern Wort pko_037.019
des gleichen Verses:
pko_037.020
Eine starke, schwarze Barke pko_037.021
Segelt trauervoll dahin. pko_037.022
Die vermummten und verstummten pko_037.023
Leichenhüter sitzen drin
pko_037.024
(Heine).
pko_037.025
B. Lautsymbolik. Hüllt sich der Vers mit den nach Regel gesetzten pko_037.026
Reimen sozusagen in ein vorgeschriebenes Festgewand, so läßt sich pko_037.027
dieses auch noch mit allerlei frei verteiltem Schmuck verzieren: innerhalb pko_037.028
der einzelnen Zeile und zwischen ihnen werden Selbst- und Mitlaute pko_037.029
zu den mannigfaltigsten Klangspielen angeordnet. Bald will krasse pko_037.030
Schallnachahmung (s. o. S. 15 f.) den Bedeutungsinhalt dem Ohre sinnfällig pko_037.031
machen:
pko_037.032
Und ho̱hler und ho̱hler hö̱rt man's he̱ulen
pko_037.033
(Schiller: Das Lied von der Glocke);
1) pko_037.034
Der Ausdruck stammt aus der französischen Metrik, wo einsilbige Maskulina wie pko_037.035
grand, fils zweisilbigen Femininen wie grande, fille gegenüberstehen.
1)
2) pko_037.036
mehr als dreisilbige Reime begegnen nur im Ghasel (s. o. S. 34 f.).
3) pko_037.037
Reimlose Verse in der Umgebung gereimter nennt man Waisen; reimen die pko_037.038
Waisen der einzelnen Strophen eines Gedichts untereinander, so nennt man sie pko_037.039
Körner.
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Zitationshilfe: | Körner, Josef: Einführung in die Poetik. Frankfurt (Main), 1949, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koerner_poetik_1949/41>, abgerufen am 27.07.2024. |