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Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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durchforschte. Er rechnete und rechnete, schien sich oft zu irren, löschte dann die Ziffern, die er mit Kreide aus den Tisch hingezeichnet hatte, wieder aus, um von Neuem zu beginnen. Perlender Schweiß kam auf seiner Stirne hervor, die unter der angestrengtesten Kopfarbeit wohl heftig hämmerte. Mutter und Sohn sahen diesem Gebahren mit einigem Staunen zu. Fischele muxte sich wirklich nicht, und in der Stube webte eine Stille, daß man nur das schrille Pfeifen der Kreide auf dem Holze vernahm.

Endlich schien er fertig. Mit einem gewaltsam sich hervordrängenden Seufzer schob er dann die vergilbten Papiere zur Seite, besah sich noch einmal die lange Zifferreihe auf dem Tische, die er jetzt für richtig befunden haben mußte. Wieder ging er zu dem alten Schreibtisch, aus dessen verschwiegenster Lade er Geld herbeitrug, das theils in Silber, theils in Papier bestand. Das Zählen dieser Summe nahm wieder eine geraume Zeit in Anspruch. Mit großen Ziffern zeichnete er endlich an den Rand des Tisches, gleichsam das Endresultat des ganzen Abends, eine Summe auf; Fischele las sie über den Tisch hinüber und fand, daß sie gerade 578 fl. 35 kr. betrug.

Josseph starrte, die Hände straff an den Rand des Tisches gestemmt, erst das aufgestapelte Geld, dann die geschriebene Summe an.

Fertig mit ihr, murmelte er, doch so vernehmbar, daß es Marjim und Fischele verstehen konnten.

durchforschte. Er rechnete und rechnete, schien sich oft zu irren, löschte dann die Ziffern, die er mit Kreide aus den Tisch hingezeichnet hatte, wieder aus, um von Neuem zu beginnen. Perlender Schweiß kam auf seiner Stirne hervor, die unter der angestrengtesten Kopfarbeit wohl heftig hämmerte. Mutter und Sohn sahen diesem Gebahren mit einigem Staunen zu. Fischele muxte sich wirklich nicht, und in der Stube webte eine Stille, daß man nur das schrille Pfeifen der Kreide auf dem Holze vernahm.

Endlich schien er fertig. Mit einem gewaltsam sich hervordrängenden Seufzer schob er dann die vergilbten Papiere zur Seite, besah sich noch einmal die lange Zifferreihe auf dem Tische, die er jetzt für richtig befunden haben mußte. Wieder ging er zu dem alten Schreibtisch, aus dessen verschwiegenster Lade er Geld herbeitrug, das theils in Silber, theils in Papier bestand. Das Zählen dieser Summe nahm wieder eine geraume Zeit in Anspruch. Mit großen Ziffern zeichnete er endlich an den Rand des Tisches, gleichsam das Endresultat des ganzen Abends, eine Summe auf; Fischele las sie über den Tisch hinüber und fand, daß sie gerade 578 fl. 35 kr. betrug.

Josseph starrte, die Hände straff an den Rand des Tisches gestemmt, erst das aufgestapelte Geld, dann die geschriebene Summe an.

Fertig mit ihr, murmelte er, doch so vernehmbar, daß es Marjim und Fischele verstehen konnten.

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[0130] durchforschte. Er rechnete und rechnete, schien sich oft zu irren, löschte dann die Ziffern, die er mit Kreide aus den Tisch hingezeichnet hatte, wieder aus, um von Neuem zu beginnen. Perlender Schweiß kam auf seiner Stirne hervor, die unter der angestrengtesten Kopfarbeit wohl heftig hämmerte. Mutter und Sohn sahen diesem Gebahren mit einigem Staunen zu. Fischele muxte sich wirklich nicht, und in der Stube webte eine Stille, daß man nur das schrille Pfeifen der Kreide auf dem Holze vernahm. Endlich schien er fertig. Mit einem gewaltsam sich hervordrängenden Seufzer schob er dann die vergilbten Papiere zur Seite, besah sich noch einmal die lange Zifferreihe auf dem Tische, die er jetzt für richtig befunden haben mußte. Wieder ging er zu dem alten Schreibtisch, aus dessen verschwiegenster Lade er Geld herbeitrug, das theils in Silber, theils in Papier bestand. Das Zählen dieser Summe nahm wieder eine geraume Zeit in Anspruch. Mit großen Ziffern zeichnete er endlich an den Rand des Tisches, gleichsam das Endresultat des ganzen Abends, eine Summe auf; Fischele las sie über den Tisch hinüber und fand, daß sie gerade 578 fl. 35 kr. betrug. Josseph starrte, die Hände straff an den Rand des Tisches gestemmt, erst das aufgestapelte Geld, dann die geschriebene Summe an. Fertig mit ihr, murmelte er, doch so vernehmbar, daß es Marjim und Fischele verstehen konnten.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:25:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:25:39Z)

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Zitationshilfe: Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kompert_verlorene_1910/130>, abgerufen am 29.11.2024.