Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Die gesprochenen Laute schienen den Beiden ein Zeichen zu sein, daß sie aus der während dieses Abends so strenge befohlenen Unbeweglichkeit sich wieder hervorwagen dürften. Merkwürdig, sagte Fischele, erst war der ganze Tisch mit Kreide bedeckt, jetzt stehen fünf Ziffern darauf. Und wirst du jetzt nicht dein Nachtessen wollen? Kopf zerbrochen hast du dir genug, meinte die alte Marjim. Josseph starrte noch immer das Geld an. Das sind da gerade fünfhundert und achtundsiebenzig Gulden und fünfunddreißig Kreuzer, sprach er nun laut zur Großmutter hin, ohne jedoch die Augen vom Tische zu wenden. Es fehlt kein Groschen daran, die nimmst du und schickst ihr's durch die Dienstmagd hin, die soll aber ja nicht ender fortgehen, bis sie nicht eine Quittung in der Hand hat, daß das Geld richtig ist übergeben worden. Wie soll ich das verstehen? fragte mit gerechtem Erstaunen Marjim. Wem soll ich das Geld schicken? Ihr. Dinah vielleicht? Ich hab' nachgerechnet, sagte Josseph, ohne noch immer den Blick von den auf dem Tische aufgestapelten Geldsummen wegzuwenden, ich hab' nachgerechnet, es kommen ihr noch 578 fl. 35 kr., wenn ich Zinsen von Zinsen des Capitals dazuschlage. Für die zehn Jahre, Die gesprochenen Laute schienen den Beiden ein Zeichen zu sein, daß sie aus der während dieses Abends so strenge befohlenen Unbeweglichkeit sich wieder hervorwagen dürften. Merkwürdig, sagte Fischele, erst war der ganze Tisch mit Kreide bedeckt, jetzt stehen fünf Ziffern darauf. Und wirst du jetzt nicht dein Nachtessen wollen? Kopf zerbrochen hast du dir genug, meinte die alte Marjim. Josseph starrte noch immer das Geld an. Das sind da gerade fünfhundert und achtundsiebenzig Gulden und fünfunddreißig Kreuzer, sprach er nun laut zur Großmutter hin, ohne jedoch die Augen vom Tische zu wenden. Es fehlt kein Groschen daran, die nimmst du und schickst ihr's durch die Dienstmagd hin, die soll aber ja nicht ender fortgehen, bis sie nicht eine Quittung in der Hand hat, daß das Geld richtig ist übergeben worden. Wie soll ich das verstehen? fragte mit gerechtem Erstaunen Marjim. Wem soll ich das Geld schicken? Ihr. Dinah vielleicht? Ich hab' nachgerechnet, sagte Josseph, ohne noch immer den Blick von den auf dem Tische aufgestapelten Geldsummen wegzuwenden, ich hab' nachgerechnet, es kommen ihr noch 578 fl. 35 kr., wenn ich Zinsen von Zinsen des Capitals dazuschlage. Für die zehn Jahre, <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="9"> <pb facs="#f0131"/> <p>Die gesprochenen Laute schienen den Beiden ein Zeichen zu sein, daß sie aus der während dieses Abends so strenge befohlenen Unbeweglichkeit sich wieder hervorwagen dürften.</p><lb/> <p>Merkwürdig, sagte Fischele, erst war der ganze Tisch mit Kreide bedeckt, jetzt stehen fünf Ziffern darauf.</p><lb/> <p>Und wirst du jetzt nicht dein Nachtessen wollen? Kopf zerbrochen hast du dir genug, meinte die alte Marjim.</p><lb/> <p>Josseph starrte noch immer das Geld an.</p><lb/> <p>Das sind da gerade fünfhundert und achtundsiebenzig Gulden und fünfunddreißig Kreuzer, sprach er nun laut zur Großmutter hin, ohne jedoch die Augen vom Tische zu wenden. Es fehlt kein Groschen daran, die nimmst du und schickst ihr's durch die Dienstmagd hin, die soll aber ja nicht ender fortgehen, bis sie nicht eine Quittung in der Hand hat, daß das Geld richtig ist übergeben worden.</p><lb/> <p>Wie soll ich das verstehen? fragte mit gerechtem Erstaunen Marjim. Wem soll ich das Geld schicken?</p><lb/> <p>Ihr.</p><lb/> <p>Dinah vielleicht?</p><lb/> <p>Ich hab' nachgerechnet, sagte Josseph, ohne noch immer den Blick von den auf dem Tische aufgestapelten Geldsummen wegzuwenden, ich hab' nachgerechnet, es kommen ihr noch 578 fl. 35 kr., wenn ich Zinsen von Zinsen des Capitals dazuschlage. Für die zehn Jahre,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0131]
Die gesprochenen Laute schienen den Beiden ein Zeichen zu sein, daß sie aus der während dieses Abends so strenge befohlenen Unbeweglichkeit sich wieder hervorwagen dürften.
Merkwürdig, sagte Fischele, erst war der ganze Tisch mit Kreide bedeckt, jetzt stehen fünf Ziffern darauf.
Und wirst du jetzt nicht dein Nachtessen wollen? Kopf zerbrochen hast du dir genug, meinte die alte Marjim.
Josseph starrte noch immer das Geld an.
Das sind da gerade fünfhundert und achtundsiebenzig Gulden und fünfunddreißig Kreuzer, sprach er nun laut zur Großmutter hin, ohne jedoch die Augen vom Tische zu wenden. Es fehlt kein Groschen daran, die nimmst du und schickst ihr's durch die Dienstmagd hin, die soll aber ja nicht ender fortgehen, bis sie nicht eine Quittung in der Hand hat, daß das Geld richtig ist übergeben worden.
Wie soll ich das verstehen? fragte mit gerechtem Erstaunen Marjim. Wem soll ich das Geld schicken?
Ihr.
Dinah vielleicht?
Ich hab' nachgerechnet, sagte Josseph, ohne noch immer den Blick von den auf dem Tische aufgestapelten Geldsummen wegzuwenden, ich hab' nachgerechnet, es kommen ihr noch 578 fl. 35 kr., wenn ich Zinsen von Zinsen des Capitals dazuschlage. Für die zehn Jahre,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kompert_verlorene_1910 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kompert_verlorene_1910/131 |
Zitationshilfe: | Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kompert_verlorene_1910/131>, abgerufen am 18.07.2024. |