Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.zeigen, wie treu der Geistliche die Beichte behält, den heiligen Johann von Nepomuk erfunden. Aber es ist kein wahres Wort daran. Fluch' nicht, sagte Josseph ernst, du weißt das nicht besser, als dein Vater, dein Großvater und dein Urgroßvater, und die haben auch an ihn geglaubt, haben ihn auch für einen Heiligen gehalten. Die waren auch von den Pfaffen verdorben, rief Parzik grimmig. Könnten die nur die Erde abschütteln, die auf ihnen liegt, du möchtest erfahren, ob der ihnen auch ein Heiliger ist. So red doch nicht so, meinte Josseph ärgerlich. Was soll ich aber thun, wenn's so ist? Ich will dir auch gleich den Beweis geben, daß der da kein Heiliger ist. Was willst du thun, fragte Josseph schaudernd. Dem da, sagte Parzik rauh lachend, haben sie zu viel Blumen und Laub und Bänder angethan, es ist das Alles zu viel für einen Heiligen, und der braucht das nicht. Ich weiß, der Pfaff wird sich ärgern, wenn er morgen da herauskommt und findet, daß man seinem Heiligen die Kleider ausgezogen hat. Das willst du thun? schrie Josseph. Parzik faßte bereits mit einer Hand nach einer mit Laub umwundenen Säule. Josseph fiel ihm in den Arm. Das wirst du nicht thun, sagte er ernst. Warum nicht? entgegnete fast ruhig der wilde Bauer. zeigen, wie treu der Geistliche die Beichte behält, den heiligen Johann von Nepomuk erfunden. Aber es ist kein wahres Wort daran. Fluch' nicht, sagte Josseph ernst, du weißt das nicht besser, als dein Vater, dein Großvater und dein Urgroßvater, und die haben auch an ihn geglaubt, haben ihn auch für einen Heiligen gehalten. Die waren auch von den Pfaffen verdorben, rief Parzik grimmig. Könnten die nur die Erde abschütteln, die auf ihnen liegt, du möchtest erfahren, ob der ihnen auch ein Heiliger ist. So red doch nicht so, meinte Josseph ärgerlich. Was soll ich aber thun, wenn's so ist? Ich will dir auch gleich den Beweis geben, daß der da kein Heiliger ist. Was willst du thun, fragte Josseph schaudernd. Dem da, sagte Parzik rauh lachend, haben sie zu viel Blumen und Laub und Bänder angethan, es ist das Alles zu viel für einen Heiligen, und der braucht das nicht. Ich weiß, der Pfaff wird sich ärgern, wenn er morgen da herauskommt und findet, daß man seinem Heiligen die Kleider ausgezogen hat. Das willst du thun? schrie Josseph. Parzik faßte bereits mit einer Hand nach einer mit Laub umwundenen Säule. Josseph fiel ihm in den Arm. Das wirst du nicht thun, sagte er ernst. Warum nicht? entgegnete fast ruhig der wilde Bauer. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="10"> <p><pb facs="#f0149"/> zeigen, wie treu der Geistliche die Beichte behält, den heiligen Johann von Nepomuk erfunden. Aber es ist kein wahres Wort daran.</p><lb/> <p>Fluch' nicht, sagte Josseph ernst, du weißt das nicht besser, als dein Vater, dein Großvater und dein Urgroßvater, und die haben auch an ihn geglaubt, haben ihn auch für einen Heiligen gehalten.</p><lb/> <p>Die waren auch von den Pfaffen verdorben, rief Parzik grimmig. Könnten die nur die Erde abschütteln, die auf ihnen liegt, du möchtest erfahren, ob der ihnen auch ein Heiliger ist.</p><lb/> <p>So red doch nicht so, meinte Josseph ärgerlich.</p><lb/> <p>Was soll ich aber thun, wenn's so ist? Ich will dir auch gleich den Beweis geben, daß der da kein Heiliger ist.</p><lb/> <p>Was willst du thun, fragte Josseph schaudernd.</p><lb/> <p>Dem da, sagte Parzik rauh lachend, haben sie zu viel Blumen und Laub und Bänder angethan, es ist das Alles zu viel für einen Heiligen, und der braucht das nicht. Ich weiß, der Pfaff wird sich ärgern, wenn er morgen da herauskommt und findet, daß man seinem Heiligen die Kleider ausgezogen hat.</p><lb/> <p>Das willst du thun? schrie Josseph.</p><lb/> <p>Parzik faßte bereits mit einer Hand nach einer mit Laub umwundenen Säule. Josseph fiel ihm in den Arm.</p><lb/> <p>Das wirst du nicht thun, sagte er ernst.</p><lb/> <p>Warum nicht? entgegnete fast ruhig der wilde Bauer.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0149]
zeigen, wie treu der Geistliche die Beichte behält, den heiligen Johann von Nepomuk erfunden. Aber es ist kein wahres Wort daran.
Fluch' nicht, sagte Josseph ernst, du weißt das nicht besser, als dein Vater, dein Großvater und dein Urgroßvater, und die haben auch an ihn geglaubt, haben ihn auch für einen Heiligen gehalten.
Die waren auch von den Pfaffen verdorben, rief Parzik grimmig. Könnten die nur die Erde abschütteln, die auf ihnen liegt, du möchtest erfahren, ob der ihnen auch ein Heiliger ist.
So red doch nicht so, meinte Josseph ärgerlich.
Was soll ich aber thun, wenn's so ist? Ich will dir auch gleich den Beweis geben, daß der da kein Heiliger ist.
Was willst du thun, fragte Josseph schaudernd.
Dem da, sagte Parzik rauh lachend, haben sie zu viel Blumen und Laub und Bänder angethan, es ist das Alles zu viel für einen Heiligen, und der braucht das nicht. Ich weiß, der Pfaff wird sich ärgern, wenn er morgen da herauskommt und findet, daß man seinem Heiligen die Kleider ausgezogen hat.
Das willst du thun? schrie Josseph.
Parzik faßte bereits mit einer Hand nach einer mit Laub umwundenen Säule. Josseph fiel ihm in den Arm.
Das wirst du nicht thun, sagte er ernst.
Warum nicht? entgegnete fast ruhig der wilde Bauer.
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Zitationshilfe: | Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kompert_verlorene_1910/149>, abgerufen am 16.07.2024. |