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Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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gebracht hatte. Red hecher und thu mir nichts verschweigen. Meinst du denn, ich fürcht' mich vor deinem Vater?

Fischele blickte die Großmutter verwundert an; wie war sie während einer Stunde so ganz anders worden! Was mußte in der Seele dieses alten Weibes vorgegangen sein, daß es jetzt kühn und herausfordernd sich einer Gefahr entgegenstellte, die es vor kurzer Zeit, wie ein Kind die strafenden Augen seines Lehrers, gefürchtet hatte?

Fischele besaß Verständniß genug, daß er trotz der veränderten Stimmung seiner Großmutter keinen Augenblick daran vergaß, daß der Vater nur durch eine dünne Wand von ihnen getrennt sei.

Er wiederholte darum eben so leise seine ersten Worte: Babe, sie hat's nicht über mich gemacht --

Was hat sie nicht gemacht? fragte die alte Frau.

Weißt du denn nicht, daß ich mich hab' gefürcht'? -- das was die Bauern machen, mein' ich, wenn Abends die Glocke läutet, oder wenn sie an der Kirche vorübergehen?

Das Kreuz, willst du sagen.

Babe, rief der Knabe erschrocken.

Narrele, sagte diese lächelnd, wie ich klein war, wie du, da bin ich auch so erschrocken, wie du, und hab' gezittert am ganzen Leib, wenn man das Wort hat vor mir ausgesprochen. Ich weiß noch jetzt nicht, ob ich recht handle, wenn ich's in meinen Mund thu'

gebracht hatte. Red hecher und thu mir nichts verschweigen. Meinst du denn, ich fürcht' mich vor deinem Vater?

Fischele blickte die Großmutter verwundert an; wie war sie während einer Stunde so ganz anders worden! Was mußte in der Seele dieses alten Weibes vorgegangen sein, daß es jetzt kühn und herausfordernd sich einer Gefahr entgegenstellte, die es vor kurzer Zeit, wie ein Kind die strafenden Augen seines Lehrers, gefürchtet hatte?

Fischele besaß Verständniß genug, daß er trotz der veränderten Stimmung seiner Großmutter keinen Augenblick daran vergaß, daß der Vater nur durch eine dünne Wand von ihnen getrennt sei.

Er wiederholte darum eben so leise seine ersten Worte: Babe, sie hat's nicht über mich gemacht —

Was hat sie nicht gemacht? fragte die alte Frau.

Weißt du denn nicht, daß ich mich hab' gefürcht'? — das was die Bauern machen, mein' ich, wenn Abends die Glocke läutet, oder wenn sie an der Kirche vorübergehen?

Das Kreuz, willst du sagen.

Babe, rief der Knabe erschrocken.

Narrele, sagte diese lächelnd, wie ich klein war, wie du, da bin ich auch so erschrocken, wie du, und hab' gezittert am ganzen Leib, wenn man das Wort hat vor mir ausgesprochen. Ich weiß noch jetzt nicht, ob ich recht handle, wenn ich's in meinen Mund thu'

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:25:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:25:39Z)

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Zitationshilfe: Kompert, Leopold: Eine Verlorene. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 8. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–309. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kompert_verlorene_1910/72>, abgerufen am 04.12.2024.