Kopisch, August: Ein Carnevalsfest auf Ischia. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 5. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–62. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Wer von Herzen Weiß zu scherzen, Dem gebührt die schönste Krone! Wer in Leiden, Wie in Freuden, Gleiche Huld zeigt, den belohne Liebesneigung, Gunstbezeigung, Ruhmersteigung, Kranzverzweigung! Der uns diese Lust gegeben. Mein geliebter. Nie getrübter Carlo soll in Freuden leben! Bei diesen letzten Worten umarmte Don Antonio seinen Carlo, und während das Lebehoch von allen Seiten wiedertönte, drängte sich die Erinnerung an manche Noth und manche Freude, welche die Freunde gemeinsam übertragen und genossen, vor ihre Seele, so daß in Beider Pokale Thränen inniger Rührung fielen, indem sie den duftenden Purpur des Weines schlürften. Als sich nun Alles wieder gesetzt hatte, wurde die Unterhaltung bei dem so festlich besungenen Schwertfische, von dem Jeder zu essen bekam, und durch den feurigen Wein immer lebhafter, und lachende Scherze flogen her und hin. Don Carlo hatte schon eher vergeblich den schönen Plato gesucht, welchem er einen Platz an Don Antonio's Wer von Herzen Weiß zu scherzen, Dem gebührt die schönste Krone! Wer in Leiden, Wie in Freuden, Gleiche Huld zeigt, den belohne Liebesneigung, Gunstbezeigung, Ruhmersteigung, Kranzverzweigung! Der uns diese Lust gegeben. Mein geliebter. Nie getrübter Carlo soll in Freuden leben! Bei diesen letzten Worten umarmte Don Antonio seinen Carlo, und während das Lebehoch von allen Seiten wiedertönte, drängte sich die Erinnerung an manche Noth und manche Freude, welche die Freunde gemeinsam übertragen und genossen, vor ihre Seele, so daß in Beider Pokale Thränen inniger Rührung fielen, indem sie den duftenden Purpur des Weines schlürften. Als sich nun Alles wieder gesetzt hatte, wurde die Unterhaltung bei dem so festlich besungenen Schwertfische, von dem Jeder zu essen bekam, und durch den feurigen Wein immer lebhafter, und lachende Scherze flogen her und hin. Don Carlo hatte schon eher vergeblich den schönen Plato gesucht, welchem er einen Platz an Don Antonio's <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg> <pb facs="#f0056"/> <l>Wer von Herzen</l> <l>Weiß zu scherzen, </l> <l>Dem gebührt die schönste Krone!</l> <l>Wer in Leiden,</l> <l>Wie in Freuden,</l> <l>Gleiche Huld zeigt, den belohne</l> <l>Liebesneigung,</l> <l>Gunstbezeigung,</l> <l>Ruhmersteigung,</l> <l>Kranzverzweigung!</l> <l>Der uns diese Lust gegeben.</l> <l>Mein geliebter.</l> <l>Nie getrübter</l> <l>Carlo soll in Freuden leben!</l> </lg> <p>Bei diesen letzten Worten umarmte Don Antonio seinen Carlo, und während das Lebehoch von allen Seiten wiedertönte, drängte sich die Erinnerung an manche Noth und manche Freude, welche die Freunde gemeinsam übertragen und genossen, vor ihre Seele, so daß in Beider Pokale Thränen inniger Rührung fielen, indem sie den duftenden Purpur des Weines schlürften.</p><lb/> <p>Als sich nun Alles wieder gesetzt hatte, wurde die Unterhaltung bei dem so festlich besungenen Schwertfische, von dem Jeder zu essen bekam, und durch den feurigen Wein immer lebhafter, und lachende Scherze flogen her und hin.</p><lb/> <p>Don Carlo hatte schon eher vergeblich den schönen Plato gesucht, welchem er einen Platz an Don Antonio's<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0056]
Wer von Herzen Weiß zu scherzen, Dem gebührt die schönste Krone! Wer in Leiden, Wie in Freuden, Gleiche Huld zeigt, den belohne Liebesneigung, Gunstbezeigung, Ruhmersteigung, Kranzverzweigung! Der uns diese Lust gegeben. Mein geliebter. Nie getrübter Carlo soll in Freuden leben!
Bei diesen letzten Worten umarmte Don Antonio seinen Carlo, und während das Lebehoch von allen Seiten wiedertönte, drängte sich die Erinnerung an manche Noth und manche Freude, welche die Freunde gemeinsam übertragen und genossen, vor ihre Seele, so daß in Beider Pokale Thränen inniger Rührung fielen, indem sie den duftenden Purpur des Weines schlürften.
Als sich nun Alles wieder gesetzt hatte, wurde die Unterhaltung bei dem so festlich besungenen Schwertfische, von dem Jeder zu essen bekam, und durch den feurigen Wein immer lebhafter, und lachende Scherze flogen her und hin.
Don Carlo hatte schon eher vergeblich den schönen Plato gesucht, welchem er einen Platz an Don Antonio's
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