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Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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die beiden Liebenden. Angiolina wankte langsam mit ihr ins Haus zurück, Giovanni zögernd zu Don Ciccio.

Warum so traurig? trat ihm dieser entgegen. Da faßte Giovanni Ciccio's Hand und schüttete sein ganzes betrübtes Herz aus. Wieder eine schöne Geschichte von Strintillo! rief Ciccio erbittert aus; ich habe schon oft gesagt, die Träume bringen ihn noch ums Himmelreich! -- Armer Giovanni! was sich für dich thun läßt, soll gethan werden, aber . . . . hiebei zuckte Ciccio mit den Achseln -- Strintillo wird Strintillo bleiben; was in seiner Haut steckt, ist alles närrisch. Ich kann dir wenig Hoffnung geben, laß uns aber doch auf frischer That einen Angriff auf sein Herz versuchen und zwar mit all den Seinen; komm, wir wollen uns noch den Pater Antonio mit zu Hülfe nehmen, der predigt wie Paulus: wenn der ihn nicht mürbe macht, so ist und bleibt er ein Stein und dein Schicksal von Eisen! Damit ergriff der gute Don Ciccio Hut und Stock, nahm ein kleines Säckchen mit Senfsamen in die Hand und ging mit Giovanni zu Pater Antonio. Diesen fanden sie zwar bereit, ihnen beizustehen, und er ging mit ihnen; aber er gab Giovanni fast noch weniger Hoffnung, als Ciccio. So traten die Drei in das Haus Strintillo's und mit Ciccio in das Zimmer der Muhme Cecca, die seine Schwester war, und bei welcher sie Angiolinen fanden. Ach, sagte Cecca, wie sie von dem Vorhaben der Kommenden hörte, heute werden wir schwerlich zu

die beiden Liebenden. Angiolina wankte langsam mit ihr ins Haus zurück, Giovanni zögernd zu Don Ciccio.

Warum so traurig? trat ihm dieser entgegen. Da faßte Giovanni Ciccio's Hand und schüttete sein ganzes betrübtes Herz aus. Wieder eine schöne Geschichte von Strintillo! rief Ciccio erbittert aus; ich habe schon oft gesagt, die Träume bringen ihn noch ums Himmelreich! — Armer Giovanni! was sich für dich thun läßt, soll gethan werden, aber . . . . hiebei zuckte Ciccio mit den Achseln — Strintillo wird Strintillo bleiben; was in seiner Haut steckt, ist alles närrisch. Ich kann dir wenig Hoffnung geben, laß uns aber doch auf frischer That einen Angriff auf sein Herz versuchen und zwar mit all den Seinen; komm, wir wollen uns noch den Pater Antonio mit zu Hülfe nehmen, der predigt wie Paulus: wenn der ihn nicht mürbe macht, so ist und bleibt er ein Stein und dein Schicksal von Eisen! Damit ergriff der gute Don Ciccio Hut und Stock, nahm ein kleines Säckchen mit Senfsamen in die Hand und ging mit Giovanni zu Pater Antonio. Diesen fanden sie zwar bereit, ihnen beizustehen, und er ging mit ihnen; aber er gab Giovanni fast noch weniger Hoffnung, als Ciccio. So traten die Drei in das Haus Strintillo's und mit Ciccio in das Zimmer der Muhme Cecca, die seine Schwester war, und bei welcher sie Angiolinen fanden. Ach, sagte Cecca, wie sie von dem Vorhaben der Kommenden hörte, heute werden wir schwerlich zu

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:35:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/25>, abgerufen am 23.04.2024.