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Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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liegen, ich hab' es gefunden. Ihr seid ein Schatzgräber, das weiß die ganze Welt.

Ich ein Schatzgräber! -- Ich einen Schatz gefunden! -- Ich Geld hergeben! -- Ich tiefe Löcher graben! -- rief der Eremit einmal über das andere.

Die Sache ist sicher, her mit dem Kasten, Geizhals, sperre dich nicht!

Aber der Eremit blieb bei seinen Ausrufungen: Ich einen Kasten! Ich ein Schatzgräber! Ich einen Schatz gefunden! Ich tiefe Löcher graben! Ich Geld hergeben! Wollt Ihr heilige Kräuter? Wollt Ihr Rosenkränze? Was wollt Ihr von mir armem Manne?

Den Schatz! denn ich weiß gar wohl, du bist allein darum Eremit, um hier umher ungestört und wohlfeil Schätze zu graben; weil du weißt, daß hier aus alten Kriegen Manches verscharrt liegt. Also her mit dem todten Gelde, es soll lebendig werden!

Der Eremit aber faltete die Hände, warf sich auf seine Kniee, drückte die Augen fest zu und murmelte ein Gebet vor sich hin.

Dein Gebet kommt nicht von Herzen, sagte Checco. Auf! Gutes thun ist besser als schlecht beten. Komm, wenn dir das Geld so fest anklebt, wollen wir dich ein wenig schütteln, vielleicht fällt einiges ab.

Der Eremit blieb stumm.

Auf das Leder mit ihm! rief Checco, und flink ergriffen Checco's sechs Begleiter den Eremiten, legten ihn auf die Prellhaut, trugen ihn auf einen freien

liegen, ich hab' es gefunden. Ihr seid ein Schatzgräber, das weiß die ganze Welt.

Ich ein Schatzgräber! — Ich einen Schatz gefunden! — Ich Geld hergeben! — Ich tiefe Löcher graben! — rief der Eremit einmal über das andere.

Die Sache ist sicher, her mit dem Kasten, Geizhals, sperre dich nicht!

Aber der Eremit blieb bei seinen Ausrufungen: Ich einen Kasten! Ich ein Schatzgräber! Ich einen Schatz gefunden! Ich tiefe Löcher graben! Ich Geld hergeben! Wollt Ihr heilige Kräuter? Wollt Ihr Rosenkränze? Was wollt Ihr von mir armem Manne?

Den Schatz! denn ich weiß gar wohl, du bist allein darum Eremit, um hier umher ungestört und wohlfeil Schätze zu graben; weil du weißt, daß hier aus alten Kriegen Manches verscharrt liegt. Also her mit dem todten Gelde, es soll lebendig werden!

Der Eremit aber faltete die Hände, warf sich auf seine Kniee, drückte die Augen fest zu und murmelte ein Gebet vor sich hin.

Dein Gebet kommt nicht von Herzen, sagte Checco. Auf! Gutes thun ist besser als schlecht beten. Komm, wenn dir das Geld so fest anklebt, wollen wir dich ein wenig schütteln, vielleicht fällt einiges ab.

Der Eremit blieb stumm.

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:35:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/38>, abgerufen am 24.04.2024.