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Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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fragte Checco'n, ob er Buße thun wolle und die Prellhaut in des Eremiten Kapelle weihen?

Diesesmal nicht, sagte Checco und ging schweigend auf den Eremiten zu, der erst vor seiner Thür saß, aber bei Checco's Nahen aufstand und ihm entgegen rief: Nehme Gott die Sünde von Euch, was sucht Ihr bei mir?

Das thue Gott. Kennt Ihr mich?

Ob ich Euch kenne? Ihr seid Checco der Preller, sagte der Eremit wie trotzend: was führt Euch zu mir?

Dankbarkeit; ich bringe Euch Gelegenheit, ein gutes Werk zu thun. Ich fand eben einen braven Knaben, der mir das Leben gerettet, mit Gefahr seines eigenen, und sehr unglücklich ist. Da ihm aber zu seinem Glück nichts fehlt als leidiges Geld, so bitte ich Euch, holt Euren Schatz hervor, wo Ihr ihn verscharret habt, und gebt ihn dem armen Teufel. Euch ist das Geld so nichts nütze, da Ihr ein frommer Mann seid und in freiwilliger Armuth lebet. Gebt ihm den Schatz und nehmt Gottes Segen dafür!

Wie? sagte der Eremit fast betroffen, welchen Schatz?

Den Ihr hier im Walde gefunden.

Im Walde gefunden?

Ja, bei dem Graben der heiligen Kräuter; sie müssen sehr lange Wurzeln haben, weil Ihr immer so tiefe Gruben macht. Laßt Euer Grabscheit nicht

fragte Checco'n, ob er Buße thun wolle und die Prellhaut in des Eremiten Kapelle weihen?

Diesesmal nicht, sagte Checco und ging schweigend auf den Eremiten zu, der erst vor seiner Thür saß, aber bei Checco's Nahen aufstand und ihm entgegen rief: Nehme Gott die Sünde von Euch, was sucht Ihr bei mir?

Das thue Gott. Kennt Ihr mich?

Ob ich Euch kenne? Ihr seid Checco der Preller, sagte der Eremit wie trotzend: was führt Euch zu mir?

Dankbarkeit; ich bringe Euch Gelegenheit, ein gutes Werk zu thun. Ich fand eben einen braven Knaben, der mir das Leben gerettet, mit Gefahr seines eigenen, und sehr unglücklich ist. Da ihm aber zu seinem Glück nichts fehlt als leidiges Geld, so bitte ich Euch, holt Euren Schatz hervor, wo Ihr ihn verscharret habt, und gebt ihn dem armen Teufel. Euch ist das Geld so nichts nütze, da Ihr ein frommer Mann seid und in freiwilliger Armuth lebet. Gebt ihm den Schatz und nehmt Gottes Segen dafür!

Wie? sagte der Eremit fast betroffen, welchen Schatz?

Den Ihr hier im Walde gefunden.

Im Walde gefunden?

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T13:35:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T13:35:42Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Kopisch, August: Der Träumer. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–67. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kopisch_traeumer_1910/37>, abgerufen am 27.04.2024.