Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
10. Trotz dem Verbote des alten Herren
Wagt' ers nun, ihr die Liebe zu erklären,
Und so wurden sie bald so vertraut,
Als wären sie Bräutigam und Braut.
11. Doch, in Gegenwart des alten Herren,
Schien er ihrer gar nicht zu begehren,
Und er nahm sich vor allem Verdacht
Weislich und, so viel möglich, in Acht.
12. Aber, ohne desselben Willen und Wissen,
Brachte in allerlei Scherzen und Küssen
Manches geheimes Stündelein um
Amalia mit dem Hieronimum.
13. Dieses des Hieronimi gutes Betragen
That dem Mädchen trefflich behagen,
Denn für die leere Schmeichelei
Des Herrn hielt sie der Schreiber frei.
14. Er bekam auch dafür viel schöne Dinge,
Dosen und Hemder, Schnallen und Ringe,
Tücher, Manschetten, Strümpfe, Hand-
schuh,
Halsbinden, Mützen und mehr dazu.
15. Einst hatte er bei ihr, von Amtswegen,
Ein Schreibergeschäfte abzulegen,
Und da reichte sie ihm sogar
Eine fürtreffliche Sackuhr dar.
16. Er
10. Trotz dem Verbote des alten Herren
Wagt’ ers nun, ihr die Liebe zu erklaͤren,
Und ſo wurden ſie bald ſo vertraut,
Als waͤren ſie Braͤutigam und Braut.
11. Doch, in Gegenwart des alten Herren,
Schien er ihrer gar nicht zu begehren,
Und er nahm ſich vor allem Verdacht
Weislich und, ſo viel moͤglich, in Acht.
12. Aber, ohne deſſelben Willen und Wiſſen,
Brachte in allerlei Scherzen und Kuͤſſen
Manches geheimes Stuͤndelein um
Amalia mit dem Hieronimum.
13. Dieſes des Hieronimi gutes Betragen
That dem Maͤdchen trefflich behagen,
Denn fuͤr die leere Schmeichelei
Des Herrn hielt ſie der Schreiber frei.
14. Er bekam auch dafuͤr viel ſchoͤne Dinge,
Doſen und Hemder, Schnallen und Ringe,
Tuͤcher, Manſchetten, Struͤmpfe, Hand-
ſchuh,
Halsbinden, Muͤtzen und mehr dazu.
15. Einſt hatte er bei ihr, von Amtswegen,
Ein Schreibergeſchaͤfte abzulegen,
Und da reichte ſie ihm ſogar
Eine fuͤrtreffliche Sackuhr dar.
16. Er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0135" n="111"/>
          <lg n="10">
            <l>10. Trotz dem Verbote des alten Herren</l><lb/>
            <l>Wagt&#x2019; ers nun, ihr die Liebe zu erkla&#x0364;ren,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;o wurden &#x017F;ie bald &#x017F;o vertraut,</l><lb/>
            <l>Als wa&#x0364;ren &#x017F;ie Bra&#x0364;utigam und Braut.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l>11. Doch, in Gegenwart des alten Herren,</l><lb/>
            <l>Schien er ihrer gar nicht zu begehren,</l><lb/>
            <l>Und er nahm &#x017F;ich vor allem Verdacht</l><lb/>
            <l>Weislich und, &#x017F;o viel mo&#x0364;glich, in Acht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l>12. Aber, ohne de&#x017F;&#x017F;elben Willen und Wi&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Brachte in allerlei Scherzen und Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Manches geheimes Stu&#x0364;ndelein um</l><lb/>
            <l>Amalia mit dem Hieronimum.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <l>13. Die&#x017F;es des Hieronimi gutes Betragen</l><lb/>
            <l>That dem Ma&#x0364;dchen trefflich behagen,</l><lb/>
            <l>Denn fu&#x0364;r die leere Schmeichelei</l><lb/>
            <l>Des Herrn hielt &#x017F;ie der Schreiber frei.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="14">
            <l>14. Er bekam auch dafu&#x0364;r viel &#x017F;cho&#x0364;ne Dinge,</l><lb/>
            <l>Do&#x017F;en und Hemder, Schnallen und Ringe,</l><lb/>
            <l>Tu&#x0364;cher, Man&#x017F;chetten, Stru&#x0364;mpfe, Hand-</l><lb/>
            <l>&#x017F;chuh,</l><lb/>
            <l>Halsbinden, Mu&#x0364;tzen und mehr dazu.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="15">
            <l>15. Ein&#x017F;t hatte er bei ihr, von Amtswegen,</l><lb/>
            <l>Ein Schreiberge&#x017F;cha&#x0364;fte abzulegen,</l><lb/>
            <l>Und da reichte &#x017F;ie ihm &#x017F;ogar</l><lb/>
            <l>Eine fu&#x0364;rtreffliche Sackuhr dar.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">16. Er</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0135] 10. Trotz dem Verbote des alten Herren Wagt’ ers nun, ihr die Liebe zu erklaͤren, Und ſo wurden ſie bald ſo vertraut, Als waͤren ſie Braͤutigam und Braut. 11. Doch, in Gegenwart des alten Herren, Schien er ihrer gar nicht zu begehren, Und er nahm ſich vor allem Verdacht Weislich und, ſo viel moͤglich, in Acht. 12. Aber, ohne deſſelben Willen und Wiſſen, Brachte in allerlei Scherzen und Kuͤſſen Manches geheimes Stuͤndelein um Amalia mit dem Hieronimum. 13. Dieſes des Hieronimi gutes Betragen That dem Maͤdchen trefflich behagen, Denn fuͤr die leere Schmeichelei Des Herrn hielt ſie der Schreiber frei. 14. Er bekam auch dafuͤr viel ſchoͤne Dinge, Doſen und Hemder, Schnallen und Ringe, Tuͤcher, Manſchetten, Struͤmpfe, Hand- ſchuh, Halsbinden, Muͤtzen und mehr dazu. 15. Einſt hatte er bei ihr, von Amtswegen, Ein Schreibergeſchaͤfte abzulegen, Und da reichte ſie ihm ſogar Eine fuͤrtreffliche Sackuhr dar. 16. Er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/135
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/135>, abgerufen am 21.11.2024.