Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.21. Er brauchte auch, pro poena, solchergestal- ten Das sonst eingeführte Fasten nicht zu halten, Sondern er bekam vielmehr zum Trost Lauter leckere und gesunde Kost. 22. Champagner, Kaffe und Chokolade, Liqueurs, Mandelmilch, Limonade Bekam der fromme Hieronimus, Auch täglich zu trinken im Ueberfluß. 23. Er lebte also, mit einem Worte, Sehr vergnügt an diesem heiligen Orte, Wo er bloß nur aß und trank, Und zuweilen las und sang. 24. Das Schlimmste war, daß er der frommen Dame Fast gar nicht aus den Augen kame; Denn sie hatte zu bilden im Sinn Einen recht frommen Menschen aus ihm. 25. Wenn er bei ihr im Kanape saße Und aus einem frommen Buch was vorlase: So streichelte sie das fromme Schaaf, Und rief entzückt aus: das ist brav! 26. Oft schmiegte sie sich an seine dicken Wangen, Wenn sie mit einander ein Lied sangen, Und so lagen sie Arm in Arm, Und sangen so rührend, daß Gott erbarm! 27. Bei
21. Er brauchte auch, pro pœna, ſolchergeſtal- ten Das ſonſt eingefuͤhrte Faſten nicht zu halten, Sondern er bekam vielmehr zum Troſt Lauter leckere und geſunde Koſt. 22. Champagner, Kaffe und Chokolade, Liqueurs, Mandelmilch, Limonade Bekam der fromme Hieronimus, Auch taͤglich zu trinken im Ueberfluß. 23. Er lebte alſo, mit einem Worte, Sehr vergnuͤgt an dieſem heiligen Orte, Wo er bloß nur aß und trank, Und zuweilen las und ſang. 24. Das Schlimmſte war, daß er der frommen Dame Faſt gar nicht aus den Augen kame; Denn ſie hatte zu bilden im Sinn Einen recht frommen Menſchen aus ihm. 25. Wenn er bei ihr im Kanape ſaße Und aus einem frommen Buch was vorlaſe: So ſtreichelte ſie das fromme Schaaf, Und rief entzuͤckt aus: das iſt brav! 26. Oft ſchmiegte ſie ſich an ſeine dicken Wangen, Wenn ſie mit einander ein Lied ſangen, Und ſo lagen ſie Arm in Arm, Und ſangen ſo ruͤhrend, daß Gott erbarm! 27. Bei
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21. Er brauchte auch, pro pœna, ſolchergeſtal-
ten
Das ſonſt eingefuͤhrte Faſten nicht zu halten,
Sondern er bekam vielmehr zum Troſt
Lauter leckere und geſunde Koſt.
22. Champagner, Kaffe und Chokolade,
Liqueurs, Mandelmilch, Limonade
Bekam der fromme Hieronimus,
Auch taͤglich zu trinken im Ueberfluß.
23. Er lebte alſo, mit einem Worte,
Sehr vergnuͤgt an dieſem heiligen Orte,
Wo er bloß nur aß und trank,
Und zuweilen las und ſang.
24. Das Schlimmſte war, daß er der frommen
Dame
Faſt gar nicht aus den Augen kame;
Denn ſie hatte zu bilden im Sinn
Einen recht frommen Menſchen aus ihm.
25. Wenn er bei ihr im Kanape ſaße
Und aus einem frommen Buch was vorlaſe:
So ſtreichelte ſie das fromme Schaaf,
Und rief entzuͤckt aus: das iſt brav!
26. Oft ſchmiegte ſie ſich an ſeine dicken Wangen,
Wenn ſie mit einander ein Lied ſangen,
Und ſo lagen ſie Arm in Arm,
Und ſangen ſo ruͤhrend, daß Gott erbarm!
27. Bei
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