Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
11. Denn vom Ei gleich auf's Legen zu schließen
Wäre unvernünftig und gegen Gewissen;
Denn es beweiset weiter nichts in der That,
Als bei Menschen der Titel und's Prädikat.
12. Ueberdem weiß man ja auch gar eben,
Daß Hähne sich oft mit Eierbrüten abgeben,
In hoc casu wäre also, traun!
Der Hahn eigentlich ein Kapaun.
13. Wenn ihr pro secundo proponiret:
Daß Herr Jobs einen ganzen Esel eingeführet;
So hat er, Unsers Bedünkens, dran
Als ein vernünftiger Mann gethan.
14. Denn er zeigt damit nichts mehr, nichts
minder,
Als daß, so wohl ihr selbst, als eure Kinder,
Alte und junge, groß und klein,
Leibhaftig vollkommene Esel seyn.
15. Pro tertio: wegen der Schläge an die Ohren,
Worüber einige Knaben ihr Gehör verloren;
Halten Wir es gar nicht für gut,
Daß euer Schulmeister solches thut.
16. Auch was ihr pro quarto zu klagen findet,
Halten Wir in so weit für gegründet,
Denn ein Richter und Schulmann
Muß niemals sehn die Person an.
17. Son-
11. Denn vom Ei gleich auf’s Legen zu ſchließen
Waͤre unvernuͤnftig und gegen Gewiſſen;
Denn es beweiſet weiter nichts in der That,
Als bei Menſchen der Titel und’s Praͤdikat.
12. Ueberdem weiß man ja auch gar eben,
Daß Haͤhne ſich oft mit Eierbruͤten abgeben,
In hoc casu waͤre alſo, traun!
Der Hahn eigentlich ein Kapaun.
13. Wenn ihr pro secundo proponiret:
Daß Herr Jobs einen ganzen Eſel eingefuͤhret;
So hat er, Unſers Beduͤnkens, dran
Als ein vernuͤnftiger Mann gethan.
14. Denn er zeigt damit nichts mehr, nichts
minder,
Als daß, ſo wohl ihr ſelbſt, als eure Kinder,
Alte und junge, groß und klein,
Leibhaftig vollkommene Eſel ſeyn.
15. Pro tertio: wegen der Schlaͤge an die Ohren,
Woruͤber einige Knaben ihr Gehoͤr verloren;
Halten Wir es gar nicht fuͤr gut,
Daß euer Schulmeiſter ſolches thut.
16. Auch was ihr pro quarto zu klagen findet,
Halten Wir in ſo weit fuͤr gegruͤndet,
Denn ein Richter und Schulmann
Muß niemals ſehn die Perſon an.
17. Son-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0168" n="144"/>
          <lg n="11">
            <l>11. Denn vom Ei gleich auf&#x2019;s Legen zu &#x017F;chließen</l><lb/>
            <l>Wa&#x0364;re unvernu&#x0364;nftig und gegen Gewi&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
            <l>Denn es bewei&#x017F;et weiter nichts in der That,</l><lb/>
            <l>Als bei Men&#x017F;chen der Titel und&#x2019;s Pra&#x0364;dikat.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l>12. Ueberdem weiß man ja auch gar eben,</l><lb/>
            <l>Daß Ha&#x0364;hne &#x017F;ich oft mit Eierbru&#x0364;ten abgeben,</l><lb/>
            <l>In <hi rendition="#aq">hoc casu</hi> wa&#x0364;re al&#x017F;o, traun!</l><lb/>
            <l>Der Hahn eigentlich ein Kapaun.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <l>13. Wenn ihr <hi rendition="#aq">pro secundo</hi> proponiret:</l><lb/>
            <l>Daß Herr Jobs einen ganzen E&#x017F;el eingefu&#x0364;hret;</l><lb/>
            <l>So hat er, <hi rendition="#g">Un&#x017F;ers</hi> Bedu&#x0364;nkens, dran</l><lb/>
            <l>Als ein vernu&#x0364;nftiger Mann gethan.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="14">
            <l>14. Denn er zeigt damit nichts mehr, nichts</l><lb/>
            <l>minder,</l><lb/>
            <l>Als daß, &#x017F;o wohl ihr &#x017F;elb&#x017F;t, als eure Kinder,</l><lb/>
            <l>Alte und junge, groß und klein,</l><lb/>
            <l>Leibhaftig vollkommene E&#x017F;el &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="15">
            <l>15. <hi rendition="#aq">Pro tertio:</hi> wegen der Schla&#x0364;ge an die Ohren,</l><lb/>
            <l>Woru&#x0364;ber einige Knaben ihr Geho&#x0364;r verloren;</l><lb/>
            <l>Halten <hi rendition="#g">Wir</hi> es gar nicht fu&#x0364;r gut,</l><lb/>
            <l>Daß euer Schulmei&#x017F;ter &#x017F;olches thut.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="16">
            <l>16. Auch was ihr <hi rendition="#aq">pro quarto</hi> zu klagen findet,</l><lb/>
            <l>Halten <hi rendition="#g">Wir</hi> in &#x017F;o weit fu&#x0364;r gegru&#x0364;ndet,</l><lb/>
            <l>Denn ein Richter und Schulmann</l><lb/>
            <l>Muß niemals &#x017F;ehn die Per&#x017F;on an.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">17. Son-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0168] 11. Denn vom Ei gleich auf’s Legen zu ſchließen Waͤre unvernuͤnftig und gegen Gewiſſen; Denn es beweiſet weiter nichts in der That, Als bei Menſchen der Titel und’s Praͤdikat. 12. Ueberdem weiß man ja auch gar eben, Daß Haͤhne ſich oft mit Eierbruͤten abgeben, In hoc casu waͤre alſo, traun! Der Hahn eigentlich ein Kapaun. 13. Wenn ihr pro secundo proponiret: Daß Herr Jobs einen ganzen Eſel eingefuͤhret; So hat er, Unſers Beduͤnkens, dran Als ein vernuͤnftiger Mann gethan. 14. Denn er zeigt damit nichts mehr, nichts minder, Als daß, ſo wohl ihr ſelbſt, als eure Kinder, Alte und junge, groß und klein, Leibhaftig vollkommene Eſel ſeyn. 15. Pro tertio: wegen der Schlaͤge an die Ohren, Woruͤber einige Knaben ihr Gehoͤr verloren; Halten Wir es gar nicht fuͤr gut, Daß euer Schulmeiſter ſolches thut. 16. Auch was ihr pro quarto zu klagen findet, Halten Wir in ſo weit fuͤr gegruͤndet, Denn ein Richter und Schulmann Muß niemals ſehn die Perſon an. 17. Son-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/168
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/168>, abgerufen am 22.11.2024.