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Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.

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3. Nun fanden sich zwar fähige Subjekte,
Denen der entledigte Dienst wohl schmeckte,
Doch wegen der Stimme starkem Ton
Nahm man auf Hieronimus Reflexion.
4. Zwar machten Anfangs einige Personen
Dagegen Einwürfe und Objektionen,
Als wenn Hieronimus eben nicht sehr
Zu dieser Bedienung geschicklich wär.
5. Denn weil man ihm die Nachrede machte,
Daß er lieber schliefe als wachte;
So wäre infolglich auf diese Art
Das Städtlein nicht gehörig bewahrt.
6. Indessen ward er doch bald einhellig
Von der ganzen Bürgerei, förmlich und völlig,
So daß am Berufe nichts gefehlt,
Zum neuen Nachtwächter erwählt.
7. Jedoch mußte er sich vorhero bequemen
Des vorigen Wächters Wittwe zur Frau zu
nehmen,
Denn der verstorbene selige Mann
Nahm sich gar treulich des Städtleins an.
8. Um also seine Treue zu vergelten
An der hochbetrübten Wittwe, so stellten
Die Bürger die Heirath ihrer Person
Als eine Condition sine qua non.
9. Weil sie nun erst alt war dreißig Jahre
Und ihre Person nicht häßlich ware,
So nahm Hieronimus den Vorschlag an
Und wurde also ihr Ehemann.
10. Es
3. Nun fanden ſich zwar faͤhige Subjekte,
Denen der entledigte Dienſt wohl ſchmeckte,
Doch wegen der Stimme ſtarkem Ton
Nahm man auf Hieronimus Reflexion.
4. Zwar machten Anfangs einige Perſonen
Dagegen Einwuͤrfe und Objektionen,
Als wenn Hieronimus eben nicht ſehr
Zu dieſer Bedienung geſchicklich waͤr.
5. Denn weil man ihm die Nachrede machte,
Daß er lieber ſchliefe als wachte;
So waͤre infolglich auf dieſe Art
Das Staͤdtlein nicht gehoͤrig bewahrt.
6. Indeſſen ward er doch bald einhellig
Von der ganzen Buͤrgerei, foͤrmlich und voͤllig,
So daß am Berufe nichts gefehlt,
Zum neuen Nachtwaͤchter erwaͤhlt.
7. Jedoch mußte er ſich vorhero bequemen
Des vorigen Waͤchters Wittwe zur Frau zu
nehmen,
Denn der verſtorbene ſelige Mann
Nahm ſich gar treulich des Staͤdtleins an.
8. Um alſo ſeine Treue zu vergelten
An der hochbetruͤbten Wittwe, ſo ſtellten
Die Buͤrger die Heirath ihrer Perſon
Als eine Condition ſine qua non.
9. Weil ſie nun erſt alt war dreißig Jahre
Und ihre Perſon nicht haͤßlich ware,
So nahm Hieronimus den Vorſchlag an
Und wurde alſo ihr Ehemann.
10. Es
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[183/0207] 3. Nun fanden ſich zwar faͤhige Subjekte, Denen der entledigte Dienſt wohl ſchmeckte, Doch wegen der Stimme ſtarkem Ton Nahm man auf Hieronimus Reflexion. 4. Zwar machten Anfangs einige Perſonen Dagegen Einwuͤrfe und Objektionen, Als wenn Hieronimus eben nicht ſehr Zu dieſer Bedienung geſchicklich waͤr. 5. Denn weil man ihm die Nachrede machte, Daß er lieber ſchliefe als wachte; So waͤre infolglich auf dieſe Art Das Staͤdtlein nicht gehoͤrig bewahrt. 6. Indeſſen ward er doch bald einhellig Von der ganzen Buͤrgerei, foͤrmlich und voͤllig, So daß am Berufe nichts gefehlt, Zum neuen Nachtwaͤchter erwaͤhlt. 7. Jedoch mußte er ſich vorhero bequemen Des vorigen Waͤchters Wittwe zur Frau zu nehmen, Denn der verſtorbene ſelige Mann Nahm ſich gar treulich des Staͤdtleins an. 8. Um alſo ſeine Treue zu vergelten An der hochbetruͤbten Wittwe, ſo ſtellten Die Buͤrger die Heirath ihrer Perſon Als eine Condition ſine qua non. 9. Weil ſie nun erſt alt war dreißig Jahre Und ihre Perſon nicht haͤßlich ware, So nahm Hieronimus den Vorſchlag an Und wurde alſo ihr Ehemann. 10. Es

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Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/207>, abgerufen am 21.11.2024.