Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.
10. Es wurden nunmehro Alten und Jungen Die Stunden der Nachts wieder vorgesungen, Denn der neue Wächter Hieronimus Nahme das Horn vor's Maul und bluß. 11. Und so oft er die Glocke hörte schlagen, Hub er an folgendes zu sagen: "Höret ihr Herren in der Still, "Was ich euch singen und sagen will: 12. "Die Kirchglocke hat so eben "Eilf, zwölf, ein, zwei, drei Schläge gegeben, "Bewahret, wenn ich euch rathen soll, "Das Feuer, das Licht und eure Töchter wohl. 13. "Damit sich niemand etwa verbrenne, "Oder sonst Schaden entstehen könne, "Und seyd sehr wohl auf eurer Hut, "Hut, Hut, Hut, Hut, Hut thut gut. 14. Er hat sich übrigens stets aufgeführet, Wie's einem frommen Nachtwächter gebühret, Denn er schlief den Tag desto mehr, Damit er des Nachts fein wachsam wär. 15. In aller Zeit, da er gewacht und gesungen, Ist es keinmal einem Diebe gelungen, Daß in Schildburg eine Räuberei Irgendwo nächtlich geschehen sey. 16. Und jeder Bürger, wenn er noch so hart schliefe, Erwachte, wenn Hieronimus bließ oder riefe, Und seines Horns und Halses Schall Hörte man im Städtlein überall. 17. So
10. Es wurden nunmehro Alten und Jungen Die Stunden der Nachts wieder vorgeſungen, Denn der neue Waͤchter Hieronimus Nahme das Horn vor’s Maul und bluß. 11. Und ſo oft er die Glocke hoͤrte ſchlagen, Hub er an folgendes zu ſagen: „Hoͤret ihr Herren in der Still, „Was ich euch ſingen und ſagen will: 12. „Die Kirchglocke hat ſo eben „Eilf, zwoͤlf, ein, zwei, drei Schlaͤge gegeben, „Bewahret, wenn ich euch rathen ſoll, „Das Feuer, das Licht und eure Toͤchter wohl. 13. „Damit ſich niemand etwa verbrenne, „Oder ſonſt Schaden entſtehen koͤnne, „Und ſeyd ſehr wohl auf eurer Hut, „Hut, Hut, Hut, Hut, Hut thut gut. 14. Er hat ſich uͤbrigens ſtets aufgefuͤhret, Wie’s einem frommen Nachtwaͤchter gebuͤhret, Denn er ſchlief den Tag deſto mehr, Damit er des Nachts fein wachſam waͤr. 15. In aller Zeit, da er gewacht und geſungen, Iſt es keinmal einem Diebe gelungen, Daß in Schildburg eine Raͤuberei Irgendwo naͤchtlich geſchehen ſey. 16. Und jeder Buͤrger, wenn er noch ſo hart ſchliefe, Erwachte, wenn Hieronimus bließ oder riefe, Und ſeines Horns und Halſes Schall Hoͤrte man im Staͤdtlein uͤberall. 17. So
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0208" n="184"/> <lg n="10"> <l>10. Es wurden nunmehro Alten und Jungen</l><lb/> <l>Die Stunden der Nachts wieder vorgeſungen,</l><lb/> <l>Denn der neue Waͤchter Hieronimus</l><lb/> <l>Nahme das Horn vor’s Maul und bluß.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>11. Und ſo oft er die Glocke hoͤrte ſchlagen,</l><lb/> <l>Hub er an folgendes zu ſagen:</l><lb/> <l>„Hoͤret ihr Herren in der Still,</l><lb/> <l>„Was ich euch ſingen und ſagen will:</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l>12. „Die Kirchglocke hat ſo eben</l><lb/> <l>„Eilf, zwoͤlf, ein, zwei, drei Schlaͤge gegeben,</l><lb/> <l>„Bewahret, wenn ich euch rathen ſoll,</l><lb/> <l>„Das Feuer, das Licht und eure Toͤchter wohl.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>13. „Damit ſich niemand etwa verbrenne,</l><lb/> <l>„Oder ſonſt Schaden entſtehen koͤnne,</l><lb/> <l>„Und ſeyd ſehr wohl auf eurer Hut,</l><lb/> <l>„Hut, Hut, Hut, Hut, Hut thut gut.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>14. Er hat ſich uͤbrigens ſtets aufgefuͤhret,</l><lb/> <l>Wie’s einem frommen Nachtwaͤchter gebuͤhret,</l><lb/> <l>Denn er ſchlief den Tag deſto mehr,</l><lb/> <l>Damit er des Nachts fein wachſam waͤr.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>15. In aller Zeit, da er gewacht und geſungen,</l><lb/> <l>Iſt es keinmal einem Diebe gelungen,</l><lb/> <l>Daß in Schildburg eine Raͤuberei</l><lb/> <l>Irgendwo naͤchtlich geſchehen ſey.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>16. Und jeder Buͤrger, wenn er noch ſo hart ſchliefe,</l><lb/> <l>Erwachte, wenn Hieronimus bließ oder riefe,</l><lb/> <l>Und ſeines Horns und Halſes Schall</l><lb/> <l>Hoͤrte man im Staͤdtlein uͤberall.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">17. So</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [184/0208]
10. Es wurden nunmehro Alten und Jungen
Die Stunden der Nachts wieder vorgeſungen,
Denn der neue Waͤchter Hieronimus
Nahme das Horn vor’s Maul und bluß.
11. Und ſo oft er die Glocke hoͤrte ſchlagen,
Hub er an folgendes zu ſagen:
„Hoͤret ihr Herren in der Still,
„Was ich euch ſingen und ſagen will:
12. „Die Kirchglocke hat ſo eben
„Eilf, zwoͤlf, ein, zwei, drei Schlaͤge gegeben,
„Bewahret, wenn ich euch rathen ſoll,
„Das Feuer, das Licht und eure Toͤchter wohl.
13. „Damit ſich niemand etwa verbrenne,
„Oder ſonſt Schaden entſtehen koͤnne,
„Und ſeyd ſehr wohl auf eurer Hut,
„Hut, Hut, Hut, Hut, Hut thut gut.
14. Er hat ſich uͤbrigens ſtets aufgefuͤhret,
Wie’s einem frommen Nachtwaͤchter gebuͤhret,
Denn er ſchlief den Tag deſto mehr,
Damit er des Nachts fein wachſam waͤr.
15. In aller Zeit, da er gewacht und geſungen,
Iſt es keinmal einem Diebe gelungen,
Daß in Schildburg eine Raͤuberei
Irgendwo naͤchtlich geſchehen ſey.
16. Und jeder Buͤrger, wenn er noch ſo hart ſchliefe,
Erwachte, wenn Hieronimus bließ oder riefe,
Und ſeines Horns und Halſes Schall
Hoͤrte man im Staͤdtlein uͤberall.
17. So
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/208 |
| Zitationshilfe: | Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade01_1799/208>, abgerufen am 21.11.2024. |
