Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 1. Dortmund, 1799.2. Ob nun gleich der Abschied nahe gegangen, So truge derselbe doch großes Verlangen Nach der geliebten Universität, Wo es täglich so lustig ergeht. 3. Kaum hatte er nun Schildburg verlassen Und er sich befand auf der Landstraßen, Als er Vater, Mutter, Geschwister vergaß, Und sich höchlich ergötzte, daß 4. Er nunmehr, als ein freier Studente, Baß sich täglich vergnügen könnte, Und des mürr'schen Rektors Prügel und Lehr, Dem Himmel sey Dank! entloffen wär'. 5. Vorzüglich freuete er sich nicht wenig Und dünkte sich reicher als ein König, Wenn ihm das Geld im Sinne kam, Das er von Hause mitte nahm. 6. Vor allem vergnügte ihn besonder Das liebe Päcklein, welches er von der Hochbetrübten Frau Mutter empfing, Als es an's bittere Scheiden ging. 7. Da es ihm nun an Zeitvertreib fehlte, Zog er's Päcklein hervor und zählte Das Geld, welches drin enthalten war, Und fand mit innigster Freude baar 8. Mehr
2. Ob nun gleich der Abſchied nahe gegangen, So truge derſelbe doch großes Verlangen Nach der geliebten Univerſitaͤt, Wo es taͤglich ſo luſtig ergeht. 3. Kaum hatte er nun Schildburg verlaſſen Und er ſich befand auf der Landſtraßen, Als er Vater, Mutter, Geſchwiſter vergaß, Und ſich hoͤchlich ergoͤtzte, daß 4. Er nunmehr, als ein freier Studente, Baß ſich taͤglich vergnuͤgen koͤnnte, Und des muͤrr’ſchen Rektors Pruͤgel und Lehr, Dem Himmel ſey Dank! entloffen waͤr’. 5. Vorzuͤglich freuete er ſich nicht wenig Und duͤnkte ſich reicher als ein Koͤnig, Wenn ihm das Geld im Sinne kam, Das er von Hauſe mitte nahm. 6. Vor allem vergnuͤgte ihn beſonder Das liebe Paͤcklein, welches er von der Hochbetruͤbten Frau Mutter empfing, Als es an’s bittere Scheiden ging. 7. Da es ihm nun an Zeitvertreib fehlte, Zog er’s Paͤcklein hervor und zaͤhlte Das Geld, welches drin enthalten war, Und fand mit innigſter Freude baar 8. Mehr
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2. Ob nun gleich der Abſchied nahe gegangen,
So truge derſelbe doch großes Verlangen
Nach der geliebten Univerſitaͤt,
Wo es taͤglich ſo luſtig ergeht.
3. Kaum hatte er nun Schildburg verlaſſen
Und er ſich befand auf der Landſtraßen,
Als er Vater, Mutter, Geſchwiſter vergaß,
Und ſich hoͤchlich ergoͤtzte, daß
4. Er nunmehr, als ein freier Studente,
Baß ſich taͤglich vergnuͤgen koͤnnte,
Und des muͤrr’ſchen Rektors Pruͤgel und Lehr,
Dem Himmel ſey Dank! entloffen waͤr’.
5. Vorzuͤglich freuete er ſich nicht wenig
Und duͤnkte ſich reicher als ein Koͤnig,
Wenn ihm das Geld im Sinne kam,
Das er von Hauſe mitte nahm.
6. Vor allem vergnuͤgte ihn beſonder
Das liebe Paͤcklein, welches er von der
Hochbetruͤbten Frau Mutter empfing,
Als es an’s bittere Scheiden ging.
7. Da es ihm nun an Zeitvertreib fehlte,
Zog er’s Paͤcklein hervor und zaͤhlte
Das Geld, welches drin enthalten war,
Und fand mit innigſter Freude baar
8. Mehr
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