Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799.5. Als sie endlich in den Schloßplatz gefahren, Demnächst aus dem Wagen gestiegen waren, Und Herr von Ohnwitz seine Dame em- brassirt, Hat er ihr seinen Gast bald präsentirt. 6. Sie hat ihn beim ersten Anblick wieder er- kennet, Ihn ihren alten Freund und Erretter genennet, Und ließ hierauf den frohen Hieronimus Allerhöchstgnädigst zum Rockkuß. 7. Aber nun gings aufs neue an ein Fragen Was sich wohl alles mit ihm habe zugetragen? Wo er gestecket, und warum er Nicht eher nach Ohnwitz gekommen wär? 8. Man sagt, Damen wären überhaupt neugie- rig, Drum war auch diese Dam' alles zu wissen be- gierig, Und würklich erfuhr auch die gnädige Frau Von ihm alle passirte Dinge genau. 9. Sie hat ihn herzlich ob seinen Schicksalen be- dauert, Besonders über die Flucht von Ohnewitz ge- trauert, Und daß man mit so grobem Ungestüm So unschuldig damals begegnet ihm. 10. Aber
5. Als ſie endlich in den Schloßplatz gefahren, Demnaͤchſt aus dem Wagen geſtiegen waren, Und Herr von Ohnwitz ſeine Dame em- braſſirt, Hat er ihr ſeinen Gaſt bald praͤſentirt. 6. Sie hat ihn beim erſten Anblick wieder er- kennet, Ihn ihren alten Freund und Erretter genennet, Und ließ hierauf den frohen Hieronimus Allerhoͤchſtgnaͤdigſt zum Rockkuß. 7. Aber nun gings aufs neue an ein Fragen Was ſich wohl alles mit ihm habe zugetragen? Wo er geſtecket, und warum er Nicht eher nach Ohnwitz gekommen waͤr? 8. Man ſagt, Damen waͤren uͤberhaupt neugie- rig, Drum war auch dieſe Dam’ alles zu wiſſen be- gierig, Und wuͤrklich erfuhr auch die gnaͤdige Frau Von ihm alle paſſirte Dinge genau. 9. Sie hat ihn herzlich ob ſeinen Schickſalen be- dauert, Beſonders uͤber die Flucht von Ohnewitz ge- trauert, Und daß man mit ſo grobem Ungeſtuͤm So unſchuldig damals begegnet ihm. 10. Aber
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0116" n="94"/> <lg n="5"> <l>5. Als ſie endlich in den Schloßplatz gefahren,</l><lb/> <l>Demnaͤchſt aus dem Wagen geſtiegen waren,</l><lb/> <l>Und Herr von Ohnwitz ſeine Dame em-</l><lb/> <l>braſſirt,</l><lb/> <l>Hat er ihr ſeinen Gaſt bald praͤſentirt.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>6. Sie hat ihn beim erſten Anblick wieder er-</l><lb/> <l>kennet,</l><lb/> <l>Ihn ihren alten Freund und Erretter genennet,</l><lb/> <l>Und ließ hierauf den frohen Hieronimus</l><lb/> <l>Allerhoͤchſtgnaͤdigſt zum Rockkuß.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>7. Aber nun gings aufs neue an ein Fragen</l><lb/> <l>Was ſich wohl alles mit ihm habe zugetragen?</l><lb/> <l>Wo er geſtecket, und warum er</l><lb/> <l>Nicht eher nach Ohnwitz gekommen waͤr?</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>8. Man ſagt, Damen waͤren uͤberhaupt neugie-</l><lb/> <l>rig,</l><lb/> <l>Drum war auch dieſe Dam’ alles zu wiſſen be-</l><lb/> <l>gierig,</l><lb/> <l>Und wuͤrklich erfuhr auch die gnaͤdige Frau</l><lb/> <l>Von ihm alle paſſirte Dinge genau.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>9. Sie hat ihn herzlich ob ſeinen Schickſalen be-</l><lb/> <l>dauert,</l><lb/> <l>Beſonders uͤber die Flucht von Ohnewitz ge-</l><lb/> <l>trauert,</l><lb/> <l>Und daß man mit ſo grobem Ungeſtuͤm</l><lb/> <l>So unſchuldig damals begegnet ihm.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">10. Aber</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [94/0116]
5. Als ſie endlich in den Schloßplatz gefahren,
Demnaͤchſt aus dem Wagen geſtiegen waren,
Und Herr von Ohnwitz ſeine Dame em-
braſſirt,
Hat er ihr ſeinen Gaſt bald praͤſentirt.
6. Sie hat ihn beim erſten Anblick wieder er-
kennet,
Ihn ihren alten Freund und Erretter genennet,
Und ließ hierauf den frohen Hieronimus
Allerhoͤchſtgnaͤdigſt zum Rockkuß.
7. Aber nun gings aufs neue an ein Fragen
Was ſich wohl alles mit ihm habe zugetragen?
Wo er geſtecket, und warum er
Nicht eher nach Ohnwitz gekommen waͤr?
8. Man ſagt, Damen waͤren uͤberhaupt neugie-
rig,
Drum war auch dieſe Dam’ alles zu wiſſen be-
gierig,
Und wuͤrklich erfuhr auch die gnaͤdige Frau
Von ihm alle paſſirte Dinge genau.
9. Sie hat ihn herzlich ob ſeinen Schickſalen be-
dauert,
Beſonders uͤber die Flucht von Ohnewitz ge-
trauert,
Und daß man mit ſo grobem Ungeſtuͤm
So unſchuldig damals begegnet ihm.
10. Aber
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799/116 |
Zitationshilfe: | Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799/116>, abgerufen am 16.07.2024. |