Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799.Denn er war an Einfällen sehr schlau 84. Die andre Schwester hat noch beim alten Wittwer treulich bisher ausgehalten, Und als eine wack're Haushälterin Pflegt sie ihn noch immer und wärmet ihn. 85. Was endlich betrifft deine jüngste Schwe- ster, So ist sie noch immer die vorige gute Esther, Sie nimmt vorlieb mit geringer Kost Und gereichet mir zur Stütze und zum Trost. 86. Möchte wünschen, daß n' reicher und vorneh- mer Mann käme Und das Mädel zu seiner Ehegattin nähme; Denn, findet sich nicht eine gute Parthie, So heirathet sie, wie sie versichert, nie. 87. Denn sie ist gar nicht aufs Mannsvolk be- flissen, Hält nicht von Tanzen, Pfänderspielen und Küssen, Ist auch, wie sonst die meisten Mädchens, nicht Aufs leidige Romanenlesen erpicht. 88. Judex Squenz ist vom Fürsten kassiret Weil er oft zu partheiisch hat judiciret; Hier
Denn er war an Einfaͤllen ſehr ſchlau 84. Die andre Schweſter hat noch beim alten Wittwer treulich bisher ausgehalten, Und als eine wack’re Haushaͤlterin Pflegt ſie ihn noch immer und waͤrmet ihn. 85. Was endlich betrifft deine juͤngſte Schwe- ſter, So iſt ſie noch immer die vorige gute Eſther, Sie nimmt vorlieb mit geringer Koſt Und gereichet mir zur Stuͤtze und zum Troſt. 86. Moͤchte wuͤnſchen, daß n’ reicher und vorneh- mer Mann kaͤme Und das Maͤdel zu ſeiner Ehegattin naͤhme; Denn, findet ſich nicht eine gute Parthie, So heirathet ſie, wie ſie verſichert, nie. 87. Denn ſie iſt gar nicht aufs Mannsvolk be- fliſſen, Haͤlt nicht von Tanzen, Pfaͤnderſpielen und Kuͤſſen, Iſt auch, wie ſonſt die meiſten Maͤdchens, nicht Aufs leidige Romanenleſen erpicht. 88. Judex Squenz iſt vom Fuͤrſten kaſſiret Weil er oft zu partheiiſch hat judiciret; Hier
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="83"> <pb facs="#f0146" n="124"/> <l>Denn er war an Einfaͤllen ſehr ſchlau</l><lb/> <l>Und im Fordern und Nehmen fix und gau.</l> </lg><lb/> <lg n="84"> <l>84. Die andre Schweſter hat noch beim alten</l><lb/> <l>Wittwer treulich bisher ausgehalten,</l><lb/> <l>Und als eine wack’re Haushaͤlterin</l><lb/> <l>Pflegt ſie ihn noch immer und waͤrmet ihn.</l> </lg><lb/> <lg n="85"> <l>85. Was endlich betrifft deine juͤngſte Schwe-</l><lb/> <l>ſter,</l><lb/> <l>So iſt ſie noch immer die vorige gute Eſther,</l><lb/> <l>Sie nimmt vorlieb mit geringer Koſt</l><lb/> <l>Und gereichet mir zur Stuͤtze und zum Troſt.</l> </lg><lb/> <lg n="86"> <l>86. Moͤchte wuͤnſchen, daß n’ reicher und vorneh-</l><lb/> <l>mer Mann kaͤme</l><lb/> <l>Und das Maͤdel zu ſeiner Ehegattin naͤhme;</l><lb/> <l>Denn, findet ſich nicht eine gute Parthie,</l><lb/> <l>So heirathet ſie, wie ſie verſichert, nie.</l> </lg><lb/> <lg n="87"> <l>87. Denn ſie iſt gar nicht aufs Mannsvolk be-</l><lb/> <l>fliſſen,</l><lb/> <l>Haͤlt nicht von Tanzen, Pfaͤnderſpielen und</l><lb/> <l>Kuͤſſen,</l><lb/> <l>Iſt auch, wie ſonſt die meiſten Maͤdchens,</l><lb/> <l>nicht</l><lb/> <l>Aufs leidige Romanenleſen erpicht.</l> </lg><lb/> <lg n="88"> <l>88. Judex Squenz iſt vom Fuͤrſten kaſſiret</l><lb/> <l>Weil er oft zu partheiiſch hat judiciret;</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Hier</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [124/0146]
Denn er war an Einfaͤllen ſehr ſchlau
Und im Fordern und Nehmen fix und gau.
84. Die andre Schweſter hat noch beim alten
Wittwer treulich bisher ausgehalten,
Und als eine wack’re Haushaͤlterin
Pflegt ſie ihn noch immer und waͤrmet ihn.
85. Was endlich betrifft deine juͤngſte Schwe-
ſter,
So iſt ſie noch immer die vorige gute Eſther,
Sie nimmt vorlieb mit geringer Koſt
Und gereichet mir zur Stuͤtze und zum Troſt.
86. Moͤchte wuͤnſchen, daß n’ reicher und vorneh-
mer Mann kaͤme
Und das Maͤdel zu ſeiner Ehegattin naͤhme;
Denn, findet ſich nicht eine gute Parthie,
So heirathet ſie, wie ſie verſichert, nie.
87. Denn ſie iſt gar nicht aufs Mannsvolk be-
fliſſen,
Haͤlt nicht von Tanzen, Pfaͤnderſpielen und
Kuͤſſen,
Iſt auch, wie ſonſt die meiſten Maͤdchens,
nicht
Aufs leidige Romanenleſen erpicht.
88. Judex Squenz iſt vom Fuͤrſten kaſſiret
Weil er oft zu partheiiſch hat judiciret;
Hier
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |