Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite
2. Dennoch soll dieses, wie wir nun werden
sehen,
Von mir ohne alles Bedenken geschehen;
Ich passire folglich in diesem Fall
Für ein leibhaftes Schriftstelleroriginal.
3. Alles, was ich in den folgenden Jahren
Von Hieronimus Jobs ferner gehört und
erfahren,
Das erzähl ich ohne Umstände getreu,
Und thue davon weder etwas ab, noch bei.
4. Indessen was ich nun von ihm singe und sage
Geschiehet freilich nicht immer und alle Tage;
Doch ists auch überall nicht so bestellt
Wie im Lande Schwaben und in der Welt.
5. Es gingen fast alle Bürger, arme und reiche
Mit dem wohlseligen Hieronimus in Schild-
burg zur Leiche,
Und es schallte traurig aufs ofne Grab
Glockengeläute vom Kirchthurm herab.
6. Hinter dem geistlichen Herrn im Trauerornate,
Folgten sämtliche Glieder vom Magistrate;
Jeder Mann, und noch mehr jede Frau
Beobachtete Rang und Etikette genau.
7. Der Pfarrer schien noch während dem Mar-
schiren
Seinen wohlgewählten Leichtext zu studiren,
Und
2. Dennoch ſoll dieſes, wie wir nun werden
ſehen,
Von mir ohne alles Bedenken geſchehen;
Ich paſſire folglich in dieſem Fall
Fuͤr ein leibhaftes Schriftſtelleroriginal.
3. Alles, was ich in den folgenden Jahren
Von Hieronimus Jobs ferner gehoͤrt und
erfahren,
Das erzaͤhl ich ohne Umſtaͤnde getreu,
Und thue davon weder etwas ab, noch bei.
4. Indeſſen was ich nun von ihm ſinge und ſage
Geſchiehet freilich nicht immer und alle Tage;
Doch iſts auch uͤberall nicht ſo beſtellt
Wie im Lande Schwaben und in der Welt.
5. Es gingen faſt alle Buͤrger, arme und reiche
Mit dem wohlſeligen Hieronimus in Schild-
burg zur Leiche,
Und es ſchallte traurig aufs ofne Grab
Glockengelaͤute vom Kirchthurm herab.
6. Hinter dem geiſtlichen Herrn im Trauerornate,
Folgten ſaͤmtliche Glieder vom Magiſtrate;
Jeder Mann, und noch mehr jede Frau
Beobachtete Rang und Etikette genau.
7. Der Pfarrer ſchien noch waͤhrend dem Mar-
ſchiren
Seinen wohlgewaͤhlten Leichtext zu ſtudiren,
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0029" n="7"/>
          <lg n="2">
            <l>2. Dennoch &#x017F;oll die&#x017F;es, wie wir nun werden</l><lb/>
            <l>&#x017F;ehen,</l><lb/>
            <l>Von mir ohne alles Bedenken ge&#x017F;chehen;</l><lb/>
            <l>Ich pa&#x017F;&#x017F;ire folglich in die&#x017F;em Fall</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;r ein leibhaftes Schrift&#x017F;telleroriginal.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>3. Alles, was ich in den folgenden Jahren</l><lb/>
            <l>Von Hieronimus Jobs ferner geho&#x0364;rt und</l><lb/>
            <l>erfahren,</l><lb/>
            <l>Das erza&#x0364;hl ich ohne Um&#x017F;ta&#x0364;nde getreu,</l><lb/>
            <l>Und thue davon weder etwas ab, noch bei.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>4. Inde&#x017F;&#x017F;en was ich nun von ihm &#x017F;inge und &#x017F;age</l><lb/>
            <l>Ge&#x017F;chiehet freilich nicht immer und alle Tage;</l><lb/>
            <l>Doch i&#x017F;ts auch u&#x0364;berall nicht &#x017F;o be&#x017F;tellt</l><lb/>
            <l>Wie im Lande Schwaben und in der Welt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>5. Es gingen fa&#x017F;t alle Bu&#x0364;rger, arme und reiche</l><lb/>
            <l>Mit dem wohl&#x017F;eligen Hieronimus in Schild-</l><lb/>
            <l>burg zur Leiche,</l><lb/>
            <l>Und es &#x017F;challte traurig aufs ofne Grab</l><lb/>
            <l>Glockengela&#x0364;ute vom Kirchthurm herab.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>6. Hinter dem gei&#x017F;tlichen Herrn im Trauerornate,</l><lb/>
            <l>Folgten &#x017F;a&#x0364;mtliche Glieder vom Magi&#x017F;trate;</l><lb/>
            <l>Jeder Mann, und noch mehr jede Frau</l><lb/>
            <l>Beobachtete Rang und Etikette genau.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l>7. Der Pfarrer &#x017F;chien noch wa&#x0364;hrend dem Mar-</l><lb/>
            <l>&#x017F;chiren</l><lb/>
            <l>Seinen wohlgewa&#x0364;hlten Leichtext zu &#x017F;tudiren,</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0029] 2. Dennoch ſoll dieſes, wie wir nun werden ſehen, Von mir ohne alles Bedenken geſchehen; Ich paſſire folglich in dieſem Fall Fuͤr ein leibhaftes Schriftſtelleroriginal. 3. Alles, was ich in den folgenden Jahren Von Hieronimus Jobs ferner gehoͤrt und erfahren, Das erzaͤhl ich ohne Umſtaͤnde getreu, Und thue davon weder etwas ab, noch bei. 4. Indeſſen was ich nun von ihm ſinge und ſage Geſchiehet freilich nicht immer und alle Tage; Doch iſts auch uͤberall nicht ſo beſtellt Wie im Lande Schwaben und in der Welt. 5. Es gingen faſt alle Buͤrger, arme und reiche Mit dem wohlſeligen Hieronimus in Schild- burg zur Leiche, Und es ſchallte traurig aufs ofne Grab Glockengelaͤute vom Kirchthurm herab. 6. Hinter dem geiſtlichen Herrn im Trauerornate, Folgten ſaͤmtliche Glieder vom Magiſtrate; Jeder Mann, und noch mehr jede Frau Beobachtete Rang und Etikette genau. 7. Der Pfarrer ſchien noch waͤhrend dem Mar- ſchiren Seinen wohlgewaͤhlten Leichtext zu ſtudiren, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799/29
Zitationshilfe: Kortum, Carl Arnold: Die Jobsiade. Bd. 2. Dortmund, 1799, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kortum_jobsiade02_1799/29>, abgerufen am 21.11.2024.